Von: luk
Terlan/Bozen – Wie ein richtiger Detektiv: Einmal im Monat begibt sich Anna O. vom Südtiroler Apfelkonsortium auf eine investigative Reise – nach Vicenza, Verona, Brescia oder auch nach München. Ausgerüstet mit dem Ausweis als Beauftragte für Kontrollen der Apfelsorten mit g.g.A. Siegel (geschützte geographische Angabe) und scharfem Auge durchkämmt sie dort die verschiedensten Supermärkte und prüft, ob der Südtiroler Apfel g.g.A. ordnungsgemäß präsentiert wird.
Donnerstag, 23. Mai 2019 – Es ist wieder einer jener Tage, die für Anna vom Südtiroler Apfelkonsortium nicht zur üblichen Routine gehören. Einmal im Monat schlüpft sie nämlich in die Rolle der Inspekteurin und macht sich auf den Weg. Ihr Ziel sind die Supermärkte verschiedenster Städte der Regionen im Norden Italiens, aber ihr Revier reicht bis Bayern und überall dorthin, wo die Hauptmärkte der Südtiroler g.g.A. Äpfel sind. Nach dreitägiger Ausbildung in Neapel erhielt Anna vom Landwirtschaftsministerium ihren Ausweis als Kontrollbeauftragte mit der Aufgabe, die Südtiroler Apfelsorten mit g.g.A. Siegel (geschützte geographische Angabe) zu überprüfen. Kontrolliert werden die Etiketten, Kartons und das Aussehen der Äpfel – alles muss den vorgegebenen Normen entsprechen. In jeder Kiste mit Äpfeln müssen Informationen vorhanden sein, die Etiketten müssen sauber angebracht sein und die Kartons müssen der Apfelsorte entsprechen. So wie das Apfelkonsortium führt jedes Konsortium Italiens Kontrollen durch – so etwa auch das Südtiroler Speckkonsortium.
Bereits vor der Abreise macht sich Anna einen Plan für den Tag. Heute fährt sie nach Brescia. Auf einer Liste hat sie eine ganze Reihe von Supermärkten notiert, die sie besuchen möchte. An der Autobahnausfahrt Brescia gibt sie ihr erstes Ziel in ihr Navigationsgerät ein: einen Supermarkt von Esselunga. Auf der Anfahrt sieht sie einzelne weitere kleinere Supermärkte, die zwar nicht am Plan stehen – sie nimmt sie spontan mit.
Bei den Kontrollen liegt das Augenmerk ausschließlich auf den 13 Südtiroler Apfelsorten, welche die von der Europäischen Union definierten Auszeichnung g.g.A. tragen dürfen – darunter im Frühling der Golden Delicious, Pinova und Granny Smith. Das Siegel garantiert für die Herkunft, dazu gehören aber auch der intensive Geschmack, die kräftige Farbe, das kompakte Fruchtfleisch und die gute Haltbarkeit der Südtiroler Äpfel.
Bei Esselunga in Brescia stellt sich Anna gleich mit ihrem Ausweis beim Infostand vor um sich anzumelden. Nun kann die Kontrolle beginnen. Wie eine normale Kundin betritt sie den Supermarkt. Im Obst- und Gemüseabteil bleibt sie vor den vielen Kartons mit Äpfeln stehen. Sie sucht nur jene mit g.g.A. Siegel aus Südtirol und findet gleich die ersten Kisten. In jedem liegt ein kleiner Zettel mit den wichtigsten Informationen. Sorte, Genossenschaft, Aussehen, Losnummer, Etikettierung samt Foto gibt Anna in eine App auf ihrem Tablet ein – diese wurde vom Südtiroler Apfelkonsortium in Zusammenarbeit mit der ministeriellen Abteilung für g.g.A.-Produkte eigens für die Kontrolldurchgänge entwickelt. Sie notiert alles und meldet sich beim zuständigen Mitarbeiter wieder ab. Dann begibt sie sich auf die Suche nach dem nächsten Supermarkt.
60 Supermärkte werden jährlich vom Südtiroler Apfelkonsortium kontrolliert. Die Ergebnisse werden in einem Bericht zusammengefasst und bei der Kontrollstelle des Ministeriums eingereicht. Je nach Supermarkt wird sie anders aufgenommen – manchmal skeptisch, aber häufig auch zuvorkommend und freundlich. „Vor allem in den Lidl Filialen sind die Mitarbeiter besonders entgegenkommend, erlauben Fotos und bieten ihre Hilfe an“, erzählt Anna.
Mit Sorgfalt geht Anna durch die Reihen der Supermärkte und trägt alle Informationen zu den Sorten in die App auf ihrem Tablet ein. Ist etwas mangelhaft, wird dies ebenso notiert. Im Laufe des Tages in Brescia findet sie in einem Supermarkt Äpfel mit mangelhafter Etikettierung. Die Etikette war am Karton nicht angebracht; auf einigen Äpfeln fehlte der Aufkleber gänzlich. Anna notiert auch dies in ihrem Tablet. Die Anmerkungen werden sogleich der Kontrollstelle des Ministeriums übermittelt; ein eigenes Gesetz regelt die Strafen.
Mehrere Stunden dauert der Weg durch die Supermärkte, anschließend begibt Anna sich auf die Rückreise. Nicht immer nimmt sie diese investigativen Ausflüge gleich gelassen: „Im Büro bleibt meine eigentliche Arbeit inzwischen liegen“, sagt sie. Aber nicht selten ist es auch eine willkommene Abwechslung – und sie weiß, dass die Arbeit wichtig ist: „Nur so können wir den hohen Standard gewährleisten. Schließlich ist der Weg des Apfels von der Blüte am Apfelbaum bis in den Verkaufspunkt ein weiter und es ist wichtig, dass auf diesem Weg keine Fehler passieren. Denn im Geschäft entscheidet der Kunde, für welchen Apfel er sich entscheidet – und ob der Bauer für seine Produkte seinen Lohn bekommt.“