Von: Ivd
Bozen – Die letzten zwei Schutzhütten des AVS – Radlseehütte und Tiefrastenhütte – haben dieser Tage ihre Türen geschlossen. Für die Wirte aller Schutzhütten des AVS ist das jedes Jahr der Moment, um Bilanz zu ziehen. Beim Pächtertreffen blickten sie auf eine insgesamt gute Sommersaison zurück, die Nächtigungszahlen blieben stabil, auch wenn der Juli verregnet war. Vielerorts wurden Strukturen verbessert und Sanierungsarbeiten durchgeführt, die Sesvennahütte geht im neuen Kleid in die Wintersaison. Was noch zu verbessern ist, ist die Einhaltung des Hüttenknigge: Immer mehr Gäste kommen mit falschen Erwartungen an.
Darüber waren sich die Wirte der Schutzhütten des AVS bei ihrem alljährlichen Treffen einig: Die Gäste auf ihren Terrassen und in den Stuben sind immer seltener Bergsteiger im ursprünglichen Sinn; sie erwarten sich mehr Dienstleistungen und Angebote – wohl, weil sie es aus der Stadt nicht anders kennen. Alpenübergreifend ist dies ein Phänomen, deshalb wurde der Hüttenknigge ausgearbeitet und verbreitet; an dieser Sensibilisierungskampagne wird weitergearbeitet – beispielsweise sollen Hundehalter angesprochen werden. „Im Hüttenknigge geht es vor allem darum, zu sensibilisieren und an die Eigenverantwortung zu appellieren. Ressourcen wie Wasser und Energie vor allem auf den höhergelegenen Hütten sind knapp – es ist nicht logisch, dass es überall fließend warmes Wasser und Duschen oder Wlan, Coca Cola und Pommes gibt. Auch die Mitnahme von Hüttenschlafsäcken ist ein wichtiger Punkt, zudem die Einhaltung eventueller Vorgaben zur Lagerung von Gepäck oder Rucksäcken“, fasst Martin Knapp, Leiter des Referats Hütten und Wege im AVS, zusammen. Immer wieder komme es vor, dass Gäste deshalb enttäuscht seien und die Hüttenwirte ihren Frust abbekommen.
Genauso sei auch die Reservierung – vor allem die Stornierung – ein Punkt, der gelöst werden müsse. Es gibt Buchungen, die um Monate im Voraus gemacht werden und dann innerhalb der kostenfreien Frist einfach abgesagt würden, aber auch Gäste, die buchen, aber dann einfach nicht erscheinen. „Unsere Pächter sind zum Großteil zum Schluss gekommen, dass es sinnvoll ist, die Nebenspesen für eine Kreditkartenzahlung zu tragen, dafür aber Stornogebühren einzuführen“, berichtet Martin Niedrist, Mitarbeiter des Referats Hütten und Wege. Insgesamt war die Sommersaison 2025 ein gutes Jahr für die AVS-Hütten: Viele Tagesgäste kehrten ein, eine tendenzielle Steigerung war bei den Übernachtungen festzustellen – die definitiven Zahlen liegen aber noch nicht vor. „Die Hüttenwirte sind bemüht, die Schutzhütten gut zu führen, ihre Gäste der Höhe entsprechend zu bewirten und damit auch die Werte des AVS hochzuhalten. Dafür gilt ihnen unsere Wertschätzung und unser Dank“, sagt AVS-Präsident Georg Simeoni.
In der Runde begrüßt wurden die neuen Pächter der Sesvennahütte: Mit großem Einsatz bereiten sich Indira und Georg auf die Wintersaison vor: Am 7. Februar startet die frisch sanierte Hütte in die Wintersaison. Stabilisiert hat sich auch die Personalsituation: Mehrere Pächter konnten berichten, dass sie nun leichter Mitarbeiter gefunden hätten, die auch für mehrere Jahre auf den Hütten arbeiten möchten. Ein Anliegen bleibt es, vermehrt Einheimische in die Teams einzugliedern.
Die Arbeiten an der Sesvennahütte waren der größte Eingriff des laufenden Jahres und sie wurden im Zuge des Zehnjahres-Investitionsprogramms umgesetzt. Nicht weniger wichtig waren kleinere Arbeiten auf anderen Hütten. Auf der Brixner und Rieserferner Hütte wurden Photovoltaikanlagen mit Batteriespeicher errichtet, auf weiteren Hütten gab es Verbesserungsmaßnahmen und Reparaturen. Auch im kommenden Jahr werden Arbeiten umgesetzt, in Absprache mit den Hüttenwarten wird die Prioritätenliste erstellt – wichtiges Argument ist hier die Verbesserung der Umweltverträglichkeit. Nachhaltigkeit ist auf den AVS-Hütten insgesamt ein großes Thema, die Wirte sensibilisieren dafür auch die Besucher. Auf allen Hütten werden die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel ausgehängt; leider ist die Erreichbarkeit einiger Schutzhütten mit Öffis noch immer aufwändig – der Alpenverein setzt sich weiterhin für Verbesserungen in diesem Bereich ein.




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