Von: luk
Bozen – Mit einem Camper, der mit Material zur Risikominderung von Infektionen und Überdosierungen bestückt ist, und einer neuen Informationsbroschüre – damit will der Caritas-Dienst Bahngleis 7 auf Menschen, speziell Jugendliche zugehen, die aufgrund ihres Konsums und ihrer Suchtproblematik gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt sind.
„In Absprache mit der Gemeinde Bozen sind wir im Mai mit unserer mobilen Straßenheinheit gestartet”, sagt Patrizia Federer, die Leiterin von Bahngleis7, das die Caritas schon seit 20 Jahren als niederschwellige Anlaufstelle für Menschen mit Suchtproblemen führt. „Wir haben dafür ein kleines Wohnmobil mit sterilem Material und dem Gegenmittel für mögliche Überdosierungen ausgestattet. Unser Arbeitsteam ist damit mobil und kann sich dorthin begeben, wo sich die Konsumenten und Konsumentinnen aufhalten, dort saubere Spritzen verteilen und gebrauchte einsammeln. Dabei kommen wir mit den Konsumierenden ins Gespräch und nutzen dieses auch, sie über Risiken des Konsums von Substanzen aufzuklären. Wenn gewünscht, bieten wird auch Informationen und Ortientierungshilfe über Ausstiegsmöglichkeiten aus der Sucht an“, so Federer. Mit Jugendlichen, aber auch Erwachsenen in Beziehung treten, will der Dienst Bahngleis7 überdies auch mit einer neuen Informationsbroschüre, die nun in der Stadt Bozen verteilt werden soll. „Mit einer etwas anderen Aufmachung wollen wir damit die Jugendlichen ansprechen, die auch niederschwelligen Anlaufstellen generell eher skeptisch gegenüberstehen“, sagt Federer.
Dass der Dienst Bahngleis7 mobil macht, ist besonders einer urbanistischen Entscheidung geschuldet. „Vor zwei Jahren sind wir wegen der Großbaustelle in Bahnhofsnähe vom Zentrum weg hinaus an den Bozner Boden verlegt worden. Das, aber auch die Einschränkungen durch die Pandemie haben bewirkt, dass kaum noch Jugendliche zu uns kommen. Das ist schade, weil sie hier bei uns, abgesehen von allen Präventionsmaßnahmen für ihre Gesundheit, auch beraten und begleitet werden, wenn sie das wollen. Mit uns können sie völlig unbefangen über Drogenkonsum, die Auswirkungen bestimmter Substanzen und auch die Art des Konsums sprechen. Das sind sie von Erwachsenen nicht gewohnt. Dadurch entsteht eine Beziehung, die es ermöglicht, mit ihnen auch über Ausstieg, Therapiemöglichkeiten etc. zu reden“, spricht Patrizia Federer aus Erfahrung.
Seit Mai ist der Camper B7-Mobil nun jeden Dienstagnachmittag am Verdiplatz zwischen Kapuzinerpark und Stadttheater anzutreffen. 21 Mal ist er schon ausgerückt. Die Bilanz: Es gab 128 Kontakte mit 45 Personen; mehr als die Hälfte von ihnen ist unter 39 Jahre alt und war der Anlaufstelle noch nicht bekannt– für Federer ein positives Zeichen, dass dieses mobile Angebot von Betroffenen gut angenommen wird. Aufgrund des großen Interesses wird eine Ausweitung der mobilen Einheit angedacht.
„Um den Konsum von Substanzen einzudämmen, braucht es ein gut funktionierendes Netzwerk zwischen uns, der öffentlichen Hand und dem Dienst für Abhängigkeitserkrankungen SerD“, bedankten sich Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer und der zuständige Bereichsleiter Danilo Tucconi für die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, die auch bei der Pressekonferenz anwesend waren. „Die Risikoreduktion, die von Bahngleis7 ausgeht, ist für die Konsumenten und Konsumentinnen oft lebensrettend und auch für die gesundheitliche Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger nicht zu unterschätzen.“