Von: Ivd
Bozen – Der Arbeitsmarktbericht für das Sommerhalbjahr 2025 zeigt ein differenziertes Bild: Die Zahl der unselbständig Beschäftigten stieg im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr um plus 1,9 Prozent, was dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Doch auch die Registerarbeitslosigkeit nahm deutlich zu, und zwar mit einem Plus von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Detail beleuchtet wurden diese Daten anlässlich der Vorstellung des Berichts durch Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof und den Direktor des Arbeitsmarktservice (AMS), Stefan Luther, am heute im Palais Widmann.
“Aktive Arbeitsmarktpolitik ist notwendig und wirkt”, betonte Landesrätin Magdalena Amhof, “Wir arbeiten an einer Strategie bis 2030, um Südtirol als Arbeitsstandort attraktiv zu halten – mit hochwertigen Arbeitsplätzen, starker Wertschöpfung und einer besseren Vermittlung zwischen Betrieben und Arbeitssuchenden. Ein Schlüssel liegt in der Erhöhung der Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen sowie jüngeren und älteren Menschen. Wir haben ein Potenzial von 10.000 bis 12.000 zusätzlichen Arbeitskräften in Südtirol, die wir für den Arbeitsmarkt dazugewinnen könnten.”
Auf die aktuellen Zahlen ging AMS-Chef Stefan Luther ein. Besonders stark war demnach der Beschäftigungszuwachs im Gastgewerbe (plus 4,0 Prozent), im unterbringungsfreien Sozialwesen (plus 3,5 Prozent) und bei anderen privaten Dienstleistungen (plus 2,9) sowie der Bauindustrie (plus 2,5 Prozent). Ein geringes Wachstum gab es im Handel (plus 1,5 Prozent). Rückläufig war hingegen das verarbeitende Gewerbe (minus 0,3 Prozent), vor allem im Automotive-Sektor (dort wurden 450 Stellen abgebaut).
Was die Vertragsdauer angeht, gibt es mit einem Plus von 2 Prozent einen Anstieg bei den unbefristeten Arbeitsverhältnissen, jedoch sind auch die befristeten Anstellungsverhältnisse um 1,9 Prozent gewachsen. Die Beschäftigung von Männern nimmt mit plus 2,4 Prozent stärker zu als jene von Frauen (plus 1,3 Prozent).
Zur Registerarbeitslosigkeit berichtete Luther: “Im untersuchten Zeitraum waren durchschnittlich 13.027 Personen arbeitslos gemeldet, ein Plus von 5,4 Prozent, also 662 Personen, gegenüber dem Vorjahr. Auffällig ist der Anstieg von Arbeitslosen ohne Wohnsitz in Südtirol, mit einem Plus von 19,6 Prozent.” Geschuldet sei diese Entwicklung unter anderem einem verhaltenen Saisonbeginn. Mit 339 Personen liege die Zahl der sofort vermittelbaren Langzeitarbeitslosen auf dem niedrigsten Wert seit 2008, während die Gesamtzahl der Langzeitarbeitslosen leicht gestiegen sei.
“Die Beschäftigungslage bleibt insgesamt verhalten positiv, aber wir stehen vor strukturellen Herausforderungen. Der Rückgang im Automotive-Sektor ist ein Zeichen für strukturelle Veränderungen; die steigende Zahl von Arbeitslosen ohne Wohnsitz in Südtirol zeigt, dass wir gezielte Maßnahmen brauchen, um das vorhandene Arbeitskräftepotenzial besser zu aktivieren, Arbeitslose nachhaltiger in den Arbeitsmarkt zu bringen”, resümierte Luther. Im gesamteuropäischen Vergleich stehe Südtirol weiterhin gut da, jedoch bestehe gegenüber nördlichen Nachbarregionen Verbesserungspotential. Dazu laufe derzeit die Studie “REX”, die die Gründe für Auswanderung und Pendelbewegungen sowie das Rückkehrpotential analysiert. Ergebnisse seien Anfang 2026 zu erwarten.
Erste Analysen gab es auch zu den Auswirkungen des Einkaufszentrums WaltherPark, das im Oktober in Bozen eröffnet wurde. Insgesamt sind dort 601 Arbeitnehmer beschäftigt, 408 davon befristet. 32 Prozent der Beschäftigten kommen aus anderen italienischen Provinzen, 32 Prozent aus Südtirol und 36 Prozent aus dem Ausland. Aus der Registerarbeitslosigkeit kommen 21 Prozent der im WaltherPark Arbeitenden, 16 Prozent seien erstmals beschäftigt oder länger nicht mehr beschäftigt gewesen. Festzustellen sei auch eine Konzentration: 30 Prozent der Beschäftigten arbeiten für die drei größten Arbeitgeber.




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