Von: mk
Bozen – Der heutige Schnäppchen-Freitag hat seine Schatten längst vorausgeworfen: Online und offline überschlagen sich Anbieter seit Tagen mit massiven Rabatten. Der Handel läutet mit dem Black Friday auch in Südtirol sein Weihnachtsgeschenk ein. Für die Südtiroler Weltläden ist diese Schnäppchenjagd der Höhepunkt eines höchst fragwürdigen Konsums. Als Zeichen ihrer Ablehnung hüllen die Südtiroler Weltläden ihre Schaufenster in Schwarz und verweisen mit Slogans auf die Schattenseiten dieses Konsumrausches.
Fairer Handel unterstützt wirtschaftlich benachteiligte Produzenten, steht für Transparenz und Verantwortung, garantiert faire Preise, vermeidet Kinderarbeit, behandelt Frauen und Männer gleichberechtigt, steht für gute Arbeitsbedingungen, schult und informiert die Produzent*innen und fördert den Umweltschutz. Rudi Dalvai, Vorsitzender des Weltladens Bozen, warnt: „Der Black Friday steht für Überfluss und Schnäppchenjagd auf Kosten Dritter.“ Es könne nicht sein, dass ein T-Shirt billiger ist als ein Cappuccino in einem hochwertigen Café. Den Preis des Billigkonsums zahlen andere: Näherinnen in Textilfabriken in Bangladesch und China zum Beispiel oder Baumwollbauern in Indien, die häufig nicht genug verdienen, um ihre Familien zu versorgen.
Lea Maria Rainer leistet seit Anfang Oktober Zivildienst bei den Südtiroler Weltläden. Sie ist sensibel für globale Zusammenhänge: „Statt überflüssige Dinge zu kaufen, nur weil sie billig sind, sollten wir Verbraucherinnen und Verbraucher unsere Einkaufsmacht als politisches Instrument nutzen.“ Sie ruft die Menschen auf, nur einzukaufen, wenn sie etwas wirklich brauchen und nicht, weil es ein Schnäppchen ist.
Rudi Dalvai betont die Wichtigkeit des bewussten und fairen Einkaufs und nennt das Beispiel von Kleidung mit Fairtrade-Baumwolle. In den 13 Südtiroler Weltläden, die dem Netzwerk der Weltläden angeschlossen sind, gibt es modische, fair gehandelte Kleidung, dazu hochwertige Lebensmittel, handwerklich hergestellte Haushalts- und Geschenkartikel und Schreibwaren. „Jedes Produkt im Weltladen erzählt seine Geschichte“, betont der Vorsitzende des Weltladens Bozen. Bei allen Artikeln sei nachvollziehbar, woher sie kommen, die Namen der Produzenten sind bekannt. Es handelt sich durchwegs um Personengruppen und Genossenschaften, die durch ihre Produktion für den Fairen Handel das eigene und das Leben ihrer Angehörigen verbessern konnten – weil sie sich auf ihre Partner*innen aus dem Fairen Handel und auf vereinbarte Preise verlassen können. Jeder Mensch sei in seiner Würde unantastbar, betont Lea Maria Rainer. „Die Produzent*innen sollen von ihrer Arbeit leben können“, sagt sie. Und Rudi Dalvai ruft auf: „Schauen Sie auf das Label.“ Er rät den Menschen, bei ihren Einkäufen die Geschäftsinhaber*innen anzusprechen und sie aufzufordern, das Angebot mit fair gehandelten Produkten zu erweitern. Die Produkte in den Weltläden sind durchwegs fair und von hoher Qualität.
Nachhaltigkeit sei derzeit in aller Munde, meint Rudi Dalvai. Doch bei der Schnäppchenjagd vergessen viele auf die Menschen, die die Artikel produziert haben und die Schwächsten in der Lieferkette sind. Um einen Contrapunkt zu setzen, haben die Weltläden heute ihre Schaufenster in Schwarz gehüllt. Darauf sind Slogans zu lesen wie „It’s our way, it’s Fair Friday“ oder „Jemand bezahlt den Preis für deinen Skonto.“ oder „People over profits, Mensch über Profit“ oder „Black Friday: SchickSALE“ oder „Fair statt mehr“.