„Starke öffentliche Unterstützung notwendig“

Covid-19 verursacht erhebliche Wirtschaftsschäden

Mittwoch, 01. Juli 2020 | 10:23 Uhr

Bozen – Laut OECD wird das Bruttoinlandsprodukt Italiens 2020 um 11,3 Prozent sinken und sich 2021 nur teilweise erholen. Der durch die Corona-Krise verursachte Schaden wird deshalb auf kurze Sicht nicht wiedergutzumachen sein. Auch für Südtirol erwartet das WIFO heuer einen Rückgang des BIP zwischen sieben und elf Prozent. In dieser heiklen Phase ist es notwendig, die Nachfrage zu stützen, Investitionen in die Zukunft zu tätigen und die Verwaltung zu modernisieren.

Die aktuellsten Wachstumsprognosen der OECD verschärfen das Bild, das bereits in den Schätzungen der Europäischen Kommission dargestellt wurde: Selbst ohne eine zweite Ansteckungswelle wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens heuer um 11,3 Prozent sinken. 2021 erholt sich das BIP voraussichtlich nur teilweise, es wird ein Wachstum von 7,7 Prozent erwartet. Das italienische BIP soll somit im nächsten Jahr um 4,5 Prozent unter dem Niveau von 2019 liegen. Die kombinierte Wirkung der großen Finanzkrise, der anschließenden Staatsschuldenkrise und der Covid-19-Pandemie wird dazu führen, dass Italien im Jahr 2021 ärmer sein wird als zwanzig Jahre zuvor, mit einem realen BIP, das unter dem Niveau von 2000 liegen wird.

BIP zu konstanten Preisen in Italien, Deutschland und Südtirol

Der für das laufende Jahr prognostizierte Einbruch der italienischen Wirtschaft ist vor allem auf den Rückgang des privaten Verbrauchs (-10,5 Prozent) und der Investitionen (-18,8 Prozent) zurückzuführen. Der einzige positive Beitrag wird von der Zunahme der öffentlichen Konsumausgaben kommen, dieser wird allerdings mit +0,4 Prozent bescheiden ausfallen. Die Coronavirus-Pandemie hat zudem zu einem starken Rückgang des internationalen Handels geführt. Die Abnahme der Nettoexporte wird einen negativen Effekt auf das italienische BIP haben. Der starke Rückgang des Bruttoinlandsprodukts wird darüber hinaus die Staatsschuldenquote erheblich erhöhen. Dieses wird voraussichtlich um mehr als 25 Prozentpunkte auf 181,3 Prozent klettern.

Nach Angaben der OECD wird das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone im Jahr 2020 um 9,1 Prozent schrumpfen, gefolgt von einem Anstieg um 6,5 Prozent im Jahr 2021. In Deutschland und Österreich, den Haupthandelspartnern Südtirols, wird der Rückgang des BIP heuer geringer ausfallen (-6,6 Prozent bzw. -6,2 Prozent), auch dank der deutlich stärkeren Zunahme der öffentlichen Konsumausgaben (+4,0 Prozent bzw. +2,0 Prozent).

Handelskammerpräsident Michl Ebner unterstreicht die Notwendigkeit starker Interventionen: „Südtirol hat im Vergleich zum übrigen Italien den Vorteil, dass es der Krise mit gesunden öffentlichen Finanzen begegnet. Nun gilt es, die Nachfrage massiv zu unterstützen, um zu vermeiden, dass auch die Südtiroler Wirtschaft einen enormen Schaden erleidet. Wir müssen den vorhandenen Handlungsspielraum nutzen, um das Vertrauen von Unternehmen und Verbraucher so schnell wie möglich wiederherzustellen. Jedenfalls sind die bisherigen Maßnahmen des Landes Südtirol bei weitem nicht ausreichend.“

Von: mk

Bezirk: Bozen