Von: luk
Rabat/Peking – Mit Milliardeninvestitionen in Marokkos Automobilsektor treibt China seinen globalen wirtschaftlichen Einfluss voran. Vor allem chinesische Hersteller von Elektroautos und Batterien sehen im nordafrikanischen Königreich ein strategisches Sprungbrett für den Zugang zum europäischen Markt und eine Chance, westliche Handelsbarrieren zu umgehen.
Ein symbolträchtiger Zwischenstopp des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping im vergangenen November in Casablanca unterstrich die wachsende Bedeutung Marokkos. Der Empfang mit Datteln und Milch, traditionell für Ehrengäste reserviert, und ein Treffen mit Kronprinz Moulay Hassan waren mehr als diplomatische Höflichkeit. Laut der New York Times zeigten diese Gesten, dass Marokko für Peking ein zentraler Partner geworden ist.
Mit einem geschätzten Investitionsvolumen von rund zehn Milliarden US-Dollar, vor allem im Bereich Energie, Elektromobilität und Batterietechnologie, zählt Marokko inzwischen zu den bevorzugten Standorten chinesischer Unternehmen außerhalb Asiens. Dutzende Firmen, darunter der Batterieriese Gotion High-tech, haben dort Fertigungsanlagen aufgebaut oder planen entsprechende Projekte.
Marokko profitiert dabei von seinem Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union. Für chinesische Hersteller eröffnet dies einen lukrativen Umweg: Statt Strafzölle von bis zu 45 Prozent auf direkte Exporte nach Europa zu riskieren, werden Produkte in Marokko gefertigt und zollfrei weitervermarktet. Damit spielt das Land eine ähnliche Rolle für China wie Mexiko für US-amerikanische Märkte.
„Peking will Marokkos zentrale Vorteile nutzen“, sagt der Ökonom Alexandre Kateb. Das Land verfüge über ein leistungsfähiges Verkehrsnetz mit Häfen wie Tanger-Med, bedeutende Rohstoffreserven wie Phosphate für Batterien und arbeite konsequent an seiner Energiewende. Marokko sei längst mehr als nur ein aufstrebender Industriestandort – es sei ein geopolitischer Knotenpunkt.
2023 überholte das Land sogar China, Japan und Indien als führender Autoexporteur in die EU, wie das Fachmagazin Auto World Journal berichtet. Internationale Hersteller wie Renault und Stellantis produzieren seit Jahren in Marokko und haben ihre Kapazitäten weiter ausgebaut.
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