Von: mk
Zagreb – Im Urlaubsparadies Kroatien, das auch bei Südtirolern ein beliebtes Reiseziel ist, steigen die Preise weiter. Doch nicht nur Touristen sind teilweise erstaunt und verärgert, auch die Einheimischen schlagen Alarm: Ein Restaurantbesuch, aber auch Lebensmittel sind kaum noch bezahlbar. Doch was steckt wirklich dahinter?
Schlagzeilen wie „Teuer-Keule schockt Kroatien-Urlauber“ erregten vor allem im Ausland Aufsehen. Doch die Leidtragenden sind nicht zuletzt die Einheimischen, die dort leben müssen. Dass die Einführung des Euros Schuld an den Teuerungen ist, bestreitet die Politik. Bei genauerem Hinschauen gibt es tatsächlich mehrere Faktoren, die zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
„Kroatiens Wirtschaft hat nach wie vor mit einer anhaltenden Energiekrise sowie der Inflation, die im November 2022 mit 13,5 Prozent ihren Höchststand erreichte, zu kämpfen, was unweigerlich zu einem allgemeinen Anstieg der Preise führte“, erklärt Michael Müller vom Buchungsportal kroati.de. Die zusätzliche Währungsumstellung auf den Euro am 1. Jänner 2023 sei deshalb zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt gekommen. Die kroatische Regierung arbeitet jedoch daran, Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu entwickeln und die wirtschaftliche und preisliche Stabilität zu gewährleisten.
Im Jahr 2023 haben zahlreiche Besitzer und Vermieter von Ferienwohnungen in Kroatien die Preise für Unterkünfte signifikant erhöht. Sie begründeten diese Preiserhöhung damit, dass die allgegenwärtige Inflation und die gestiegenen Betriebskosten aufgrund der Energiekrise sowie den gestiegenen Löhnen des Reinigungspersonals zu weiteren Teuerungen geführt hätten.
Als zusätzliche Gelegenheit wurden die geplante Umstellung von der kroatischen Kuna zum Euro genutzt, um die Preise teilweise beliebig in die Höhe zu treiben. In einigen Fällen wurden für Unterkünfte bis zu 50 Prozent mehr als im Vorjahr berechnet, ohne dass eine deutliche Verbesserung der Serviceleistungen erkennbar war. Juli und August 2022 galten außerdem als vermeintliches Ende der Corona-Pandemie: Die wiedergewonnene Reisefreiheit führte dazu, dass beide Monate vollständig ausgebucht waren. Die hohen Erwartungen haben viele Vermieter dazu verleitet, die Preise zu erhöhen.
„Diese plötzliche Preisanpassung hat bei vielen Urlaubern für Verwunderung und Unmut gesorgt: Obwohl in den Anfangsmonaten des Jahres 2023 die Hauptsaison von Juni bis September gut gebucht war, führten die explodierenden Preise zu einer Welle von Stornierungen“, so Müller. Dies habe wiederum eine Unterbelegung der Unterkünfte von bis zu zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr bewirkt. Als Reaktion darauf haben viele Vermieter die Preise für Unterkünfte kurzfristig wieder stark reduziert, um Buchungslücken zu schließen.
In den kroatischen Supermärkten sind die Preise ebenfalls stark gestiegen. Vergleicht man die Preise, stellt man schnell fest, dass viele Lebensmittel weitaus teurer sind als in Deutschland oder Österreich. „In den Jahren 2022 und 2023 erlebte Kroatien eine beunruhigende Zunahme der Lebensmittelpreise, die sowohl die Verbraucher als auch die Wirtschaft des Landes stark belastete“, sagt Müller. Diese Teuerungen wurden unter anderem durch gestiegene Energie- und Transportkosten verursacht, die zu erhöhten Produktions- und Lieferkosten führten und letztlich direkt auf die Konsumenten übertragen wurden. Die gestiegenen Treibstoff- und Energiekosten wirkten sich ebenfalls nachteilig auf die gesamte Lebensmittel-Lieferkette aus. Dadurch erreichten die Lebensmittelpreise in Kroatien teilweise ähnliche oder sogar höhere Niveaus als in den benachbarten Ländern.
Die Durchschnittspreise in Bäckereien haben sich zum Beispiel um etwa 15 Prozent erhöht. Im Einzelhandel zeigt sich eine ähnliche Entwicklung, wobei Produkte wie Milch, Hühnerfleisch und Bier im Durchschnitt um etwa 17 Prozent gestiegen sind. Besonders auffällig ist der Preisanstieg bei Gemüse, wobei einige Sorten stark betroffen sind. „Grünkohl verzeichnete eine Steigerung von 188 Prozent, rote Zwiebeln von 95 Prozent, Zitronen von 90 Prozent, Orangen von 89 Prozent, Äpfel von 86 Prozent und Karotten von 80 Prozent“, so Müller
Während Treibstoffpreise durch staatliche Deckelung zu den niedrigsten in der Region gehören, kämpfen insbesondere importierte Produkte mit massiven Preisanstiegen. Dies beeinflusst vor allem das alltägliche Leben der einheimischen Bevölkerung und stellt viele Haushaltsbudgets vor Herausforderungen. Die Regierung ergriff jedoch Gegenmaßnahmen: Darunter fallen Subventionen und Unterstützung für Landwirte, Preisregulierungen und die Förderung lokaler Produktion. „Derzeit zeichnet sich eine leichte Entspannung ab, da die Preise einzelner Produkte wie Zucker, Öl und Getreide wieder sinken, was Hoffnung für die Zukunft gibt“, erklärt Müller.
In den Jahren 2022 und 2023 verzeichnete auch die kroatische Gastronomie deutliche Preissteigerungen, die sich sowohl bei Speisen als auch Getränken bemerkbar machten. „Einfache Restaurants ebenso wie gehobene Lokale waren gleichermaßen von diesem Trend betroffen. Die Kosten für ein Mittag- oder Abendessen sind bisweilen um etwa 20 bis 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr anstiegen. Selbst alltägliche Getränke wie Kaffee und alkoholische Drinks verzeichneten Zuwächse von bis zu 25 Prozent“, so Müller.
Die Gründe für die Preisanstiege in der Gastronomiebranche seien vielschichtig. „Neben Investitionen in die Infrastruktur spielen auch hier die steigenden Rohstoffkosten, erhöhte Lebensmittelpreise und die Inflation eine entscheidende Rolle. Hinzu kommen Maßnahmen der Regierung zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Erhöhung des Mindestlohns, was die Betriebsausgaben weiter in die Höhe trieb“, erklärt Müller. Einige Stimmen bringen die Teuerungen auch mit dem Wechsel von der kroatischen Kuna zum Euro in Verbindung, doch diese Behauptung wird von der Regierung energisch zurückgewiesen.
Allerdings habe laut Müller der Währungswechsel auch zu vereinzelten illegalen und verdeckten Preisanpassungen von Gastronomen geführt. Trotz empfindlicher Strafen gestaltet sich die Überwachung sämtlicher Betriebe in der Praxis als schwierig. Dies führte zu überproportionalen Preissteigerungen und willkürlicher Preiskalkulation. Diese Entwicklungen sorgten sowohl im In- als auch im Ausland für Verwirrung und Erstaunen. Beispiele wie eine einzelne Eiskugel für fünf Euro in Dubrovnik, ein Burger für 22 Euro in Rovinj oder ein 0,1 Liter Aperol Spritz für elf Euro in Šibenik lösten allgemeines Kopfschütteln aus.
Ein Restaurantbesuch wird für viele Einheimische aufgrund der Preispolitik mittlerweile zu einem seltenen Luxus-Erlebnis. Die Tatsache, dass die meisten Lokale in touristischen Gebieten ihre Öffnungszeiten deshalb auf die Sommermonate begrenzen, wirkt sich weiter auf die Preisgestaltung aus. „Während einige Betriebe kurzfristig von den gestiegenen Preisen profitieren konnten, haben viele Verbraucher nach wie vor Schwierigkeiten, mit den erhöhten Kosten Schritt zu halten. Die weitere Entwicklung der Branche in den kommenden Jahren bleibt somit abzuwarten“, so Müller.