Von: mk
Bozen – Die Covid-19-Pandemie hat zum fast vollständigen Lockdown der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten geführt, wobei die mittel- und langfristigen Konsequenzen auf die Südtiroler Wirtschaft weiterhin unklar bleiben. Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat die möglichen Auswirkungen der Krise gestern in einem sehr gut besuchten Online-Event diskutiert.
Wie wird sich die Covid-19-Pandemie mittel- und langfristig auf die Südtiroler Wirtschaft auswirken? Was sind die größten Chancen und Risiken für Südtirol? Um diese Fragen zu beantworten, hat das WIFO im April und Mai mehrere Experten und Expertinnen befragt, die aus verschiedenen Bereichen kommen, darunter aus dem Bankwesen, der Forschung, der lokalen Entwicklung, der Landesverwaltung und der Arbeitsförderung. Auch akademische Vertreterinnen und Vertreter der Freien Universität Bozen, der Universität Innsbruck, der Universität Trient, der Technischen Universität München und der Universität Macerata wurden befragt.
Im Laufe der gestrigen Online-Veranstaltung stellten die WIFO-Mitarbeiter Denise Frötscher und Nicola Riz die vorläufigen Ergebnisse vor. Als wahrscheinliche Konsequenzen der Krise werden beispielsweise die Zunahme der privaten und öffentlichen Verschuldung sowie vermehrte Unternehmensinsolvenzen genannt. Außerdem könnte die Krise zu einer höheren Arbeitslosigkeit und den Abbau von Arbeitsplätzen führen, vor allem in den stark betroffenen Sektoren. Das Homeoffice wird laut einigen Experten und Expertinnen auch in Zukunft wichtig bleiben, wobei eine Kombination mit physischer Anwesenheit am Arbeitsplatz denkbar ist.
Der Großteil der Veranstaltung war für eine aufschlussreiche offene Diskussion reserviert, die von WIFO-Direktor Georg Lun moderiert wurde. Die fast 200 Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten dabei im Veranstaltungschat Fragen stellen, die abwechselnd von den 24 anwesenden Experten und Expertinnen beantwortet und kommentiert wurden. Dabei wurden auch gesellschaftspolitische Themen aufgeworfen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde von vielen Diskussionsteilnehmerinnen als weiterhin lösungsbedürftige Herausforderung bezeichnet, die wegen der geschlossenen Schulen aktueller denn je sei.
„Mit finanziellen Förderprogrammen versucht die Politik derzeit die Liquiditätsprobleme der Unternehmen und die Einkommensausfälle der Beschäftigten so gut wie möglich abzufangen. Dennoch wird sich die Corona-Krise nachhaltig auf die mittel- und langfristige Entwicklung der Südtiroler Wirtschaft auswirken“, so Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen.
Die Umfrageergebnisse der Experten und Expertinnen und die Inputs aus der Veranstaltung werden in einem Thesenpapier zusammengefasst und im Juni veröffentlicht.