Von: mk
Bozen – Aufgabe eines Sozialverbandes ist es, bei Konflikten eine Kultur der Solidarität und des Interessenausgleichs zu pflegen. Dieser Aufgabe kommt der KVW seit fast 70 Jahren nach. Heute hat in Bozen die Landesversammlung stattgefunden, auf der die Weichen für die nächsten vier Jahre gestellt wurden. Der KVW Landesausschuss wurde neu gewählt.
KVW Landesvorsitzender Werner Steiner blickte auf der Landesversammlung des KVW auf seine vierjährige Amtsperiode zurück. „Heute werden die Weichen für die nächsten vier Jahre gestellt“, so Steiner. „Wir müssen uns gemeinsam für ein soziales Südtirol einsetzen, das ist und bleibt unsere Hauptaufgabe“, sagte Steiner vor den über 400 anwesenden KVW-Ehrenamtlichen aus dem ganzen Land.
Sich für ein soziales Südtirol einzusetzen bedeutet für den Landesvorsitzenden Steiner auch, dass der KVW immer wieder mahnend seine Stimme erhebt. Auf Themen und Entwicklungen aufmerksam machen, die sich nicht sozial und gerecht entwickeln und aufzeigen, wo sich Lücken und Defizite auftun. Dieser Aufgabe kam Steiner auch in seinem Referat nach, das Aufmerksam Machen zog sich wie ein roter Faden durch seine Rede. Es ging vor allem um die Themen Wohnen, Gesundheit, Arbeit und Familie.
Der KVW hat sich mit der Raumordnung und dem neuen Gesetz Raum und Landschaft auseinandergesetzt. Wichtige Anliegen sind der umsichtige Umgang mit Grund und Boden sowie Maßnahmen gegen die Zersiedelung und gegen die Abwanderung aus der Peripherie. Steiner wiederholte die Forderung des Verbandes, dass in der Gemeinde- und Landeskommission zu Raum und Landschaft ein Sachverständiger für das Soziale vertreten sein muss. Der KVW findet es als angemessen, wenn bei Umwidmungen 50 Prozent des Wertzuwachses der Allgemeinheit zugutekommen. Dies würde bedeuten, dass sich Grundeigentümer und Gemeinde die Wertsteigerung teilen.
Große Sorge bereiten dem KVW die Entwicklungen im Gesundheitswesen. Für den Landesvorsitzenden Steiner geht es um „die Balance zwischen einen notwendigen Trend zur Spezialisierung und einer notwendigen Präsenz im Territorium“. Es geht auch um den Erhalt von wichtigen, qualifizierten Arbeitsplätzen in der Peripherie, denn „eine Konzentration in den Ballungsgebieten ist nicht im Sinne des KVW“.
Generalvikar Eugen Runggaldier sprach die Hoffnung aus, dass es bei den strukturellen Änderungen in der Kirche gelingen möge, Laien mit Leitungsaufgaben zu betrauen. Die vielen Ehrenamtlichen im Saal seien ein Beweis, dass dies möglich sei, so Runggaldier. Es gebe Menschen, die bereit sind, für die Allgemeinheit etwas zu tun, beidenen die geistigen Werte wichtiger seien als die materiellen.
Nachdem der Generalvikar die Frage angesprochen hatte, wie es mit der Kirche weiter gehe, sprach Landeshauptmann Arno Kompatscher davon, wie es mit „unserem Land“ weiter gehe. Verunsicherung habe sich breit gemacht. Migration, Digitalisierung, Globalisierung und eine veränderte Wertehaltung führen zur Frage, ob es unsere Kinder mal so gut haben wie wir es hatten, beschrieb Kompatscher die Stimmung im Lande.
Diesen Zustand griff Josef Stricker, geistlicher Assistent im KVW, auf, um vor den negativen Auswirkungen von Unsicherheit und Angst zu warnen. „Oft geht es in Richtung autoritärem Denken und auch der Druck nach unten wird größer“, stellte Stricker fest. Die sozial Schwächeren werden ins Visier genommen, egal ob dies nun Fremde, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose oder Geringverdiener seien. Nicht die Anhäufung von Reichtum und Einfluss werden angeprangert, sondern der Sozialmissbrauch werde zum beherrschendem Thema in den Parteizentralen und Medien. „Dabei geht es nicht um tatsächlichen Missbrauch, sondern um gefühlten, gemeinten“, so Stricker.
Unter dem Motto „Zum Wort stehen“ wurden alle Ehrengäste auf die Bühne gebeten und sie mussten zu Fragen des Moderators Kurt Egger Stellung beziehen. Die Skala ging von null bis zehn, die Fragen waren zu aktuellen, sozialen Themen. Die Position zum einkaufsfreien Sonntag wurde dabei ebenso abgefragt wie die Stellung zum Ehrenamt oder ob genügend für die Sozialpolitik getan wird.
Die Landesversammlung war der Startschuss für die Social food challenge der KVW Jugend. An einem Stand wurden Kuchen und andere Mehlspeisen gegen eine Spende angeboten. In den nächsten Monaten werden Ortsgruppen sich den Stand ausleihen und selbstgemachte Bäckereien gegen eine Spende anbieten. Fotos davon werden auf Facebook gepostet, zum Schluss gibt es einen Wettbewerb um die schönsten Backwaren. Die Spenden gehen an den KVW Hilfsfonds und Südtirol hilft.
Dem KVW Landesausschuss für die nächsten vier Jahre gehören folgende 35 Gewählte an: Werner Steiner, Olav Lutz, Helga Mutschlechner Holzer, Karl Heinz Brunner, Rosa Purdeller Obergasteiger, Ursula Thaler, Rosa Stecher Weißenegger, Thomas Angerer, Maria Mayr Kußtatscher, Heinrich Fliri, Margit Puppatti Kammerer, Maria Luise Niederstätter Pallhuber, Hildeburg Brugger Haspinger, Dorothea Passler Mair, Herbert Prugger, Herbert Schatzer, Annemarie Lang Schenk, Josef Schöpf, Margareth Fink, Josef Guadagnini, Carla Grüner Kofler, Renate Holzer, Rita Graf Reinstadler, Otto Platzgummer, Anneliese Weiss Angerer, Konrad Obexer, Maria Antonia Bergmeister, Paula Notburga Obertimpfler Stofner, Christian Senn, Birgit Vorhauser Margesin, Alois Costadedoi, Andreas Lamprecht, Elfriede Pöhl Mössmer, Evelyn Rives, Johann Josef Kostner.