„Missliche Arbeitsbedingungen für Hilfspersonal“

Die „Vergessenen“ an Südtirols Schulen

Donnerstag, 07. Juni 2018 | 17:11 Uhr

Bozen – Die Gewerkschaften bezeichnen sie als die „Vergessenen“ an Südtirols Schulen – jenen, denen man Sauberkeit und Sicherheit an Schulen verdanke und denen man keine Anerkennung schenken wolle. Die Rede ist von Schulwarten.

„Diese Personalkategorie wurde in den letzten Jahren vernachlässigt und immer mehr zu einfachen Reinigungspersonal deklassiert“, erklären die Gewerkschaften ASGB, AGB-CGIL und UIL-FPL in einer gemeinsamen Aussendung. Schuleingänge würden weniger überwacht und Eltern würden sich beschweren, dass ihre Kinder ohne Aufsicht im Schulgebäude zirkulieren, wenn sie etwa alleine auf die Toilette geschickt werden.

„Die Sparpolitik des letzten Jahrzehnts hat dem Hilfspersonal der Schulen schwer zugesetzt und der Arbeitsaufwand und die Belastung haben stark zugenommen. Die Würde und Wertschätzung für dieses so wichtige Glied für die Funktion der Schulen sind aber stark zurückgegangen. Die Gebrechen der Schulwartinnen und Schulwarte haben stark zugenommen, da sie in ihrer Arbeitszeit fast keine Aufsichts-, bzw. Sekretariatshilfsdienste mehr erledigen und ausschließlich nur mehr reinigen“, heißt es in einer Aussendung weiter.

In einer von den Gewerkschaften durchgeführten Befragung haben 80 Prozent der Schulwartinnen und Schulwarte angegeben, dass sie sich mehr Anerkennung und Wertschätzung wünschen.

„Leider wird diese Berufskategorie fast ausschließlich nur mehr für die Reinigung – schlecht – bezahlt und für die anderen wesentlichen Aufgaben, die ihr Berufsbild vorsieht, findet sich keine Zeit mehr. Dieses Zunehmen der körperlichen Belastung führte nun auch zu einem großen Anstieg der Arbeitsrisiken und berufsbedingten Krankheiten“, so die Gewerkschaften.

Die Zuweisung von Hilfspersonal an die Schulen wird von den Beschlüssen der Landesregierung Nr. 4274 vom 27.11.2006 und Nr. 483 vom 2.05.2017 geregelt, welche genaue Kriterien, Koeffizienten und Parameter vorsehen. Hier wird eine maximale Reinigungsfläche von 1.216 Quadratmeter am Tag pro Vollzeitbeschäftigen festgesetzt und aufgrund der Quadratmeteranzahl jeder einzelnen Schule wird das Personal zugewiesen.

„Leider wird bei dieser Berechnung oft die Quadratmeteranzahl von verschiedenen Räumen sogar halbiert, was jedoch von den Beschlüssen nicht vorgesehen ist, und die Schulwarte müssen somit ein noch höheres Arbeitspensum absolvieren. Einige Schulwarte schaffen es nicht ihren Arbeiten zeitgerecht nachzugehen und lassen sich entweder von Bekannten helfen oder erledigen ihre Arbeiten noch, nachdem sie schon ausgestempelt und somit ihren Arbeitstag abgeschlossen haben“, erklären die Gewerkschaften weiter.

Seit nun mehr als zwei Jahren warten die Gewerkschaften auch auf eine Klärung in Sachen Sicherheitssprecher. „Aus unseren Daten geht hervor, dass auch die Sicherheitsrisiken stark zugenommen haben und dass der Stress am Arbeitsplatz besorgniserregende Ausmaße erreicht hat. All dies wird noch zusätzlich verschlechtert, da das Durchschnittsalter der Schulwarte nun schon über 50 Jahre beträgt. Wir fordern ein schnelles Eingreifen von Seiten der Südtiroler Landespolitik, denn dieses Personal braucht dringend Hilfe“, so die Gewerkschaften.

Von: mk

Bezirk: Bozen