Von: luk
Bozen – Die Verlagerung des Personenverkehr von der Brennerautobahn A22 auf die Schiene, der Ausbau zusätzlicher Bahnverbindungen auf dem Brennerkorridor und eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesbahnen ÖBB waren die zentralen Themen beim gestrigen Treffen (26. Juni) zwischen Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider und den Vertretern der ÖBB, Norman Kellermann und Wolfgang Pfaff.
“Derzeit bewegt sich der internationale Personenverkehr fast ausschließlich mit dem eigenen Auto über den Brenner. Wir wollen eine attraktive Alternative zur Autobahn schaffen, wie zum Beispiel neue internationale Zugverbindungen. Besonders die Direktverbindung von Bozen nach Wien ist ein Herzensanliegen und verkehrstechnisch wichtig, weil sie eine Alternative zum Auto bietet”, betonte Mobilitätslandesrat Alfreider. So könne auf der einen Seite die Erreichbarkeit von Südtirol verbessert werden, und auf der anderen Seite könne man den Personenverkehr umweltfreundlich auf die Bahn verlagern.
Bei der gestrigen Testfahrt haben Mobilitätslandesrat Alfreider und die Techniker der ÖBB die Eckpunkte für die Zusammenarbeit und Inbetriebnahme definiert. Beide Seiten zeigten sich zuversichtlich, dass durch eine gute und koordinierte Zusammenarbeit dieser Zug bereits Ende 2019 fahren könne.
Alfreider will weitere Fernzugverbindungen über den Brenner forcieren: “Es ist wichtig, schon jetzt diese Angebote zu schaffen. Sobald der Brennerbasistunnel BBT gebaut ist, werden diese Zugverbindungen dann mit deutlich verkürzten Reisezeiten und erhöhten Kapazitäten noch attraktiver sein.”
FH: “Begleitende Südtiroler Maßnahmen sind gefragt”
Die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair begrüßt die derzeit stattfindenden Testfahrten der ÖBB auf der Strecke Wien-Bozen und sieht darin neben einer Maßnahme hin zu einer nachhaltigen, umweltschonenden und effizienten Mobilität auch ein starkes europäisches Signal, das Südtirol wieder stärker an das Vaterland Österreich bindet. „Bekanntlich soll Südtirol ab Herbst 2019 über eine Direktverbindung Wien – Bozen mit den Hochleistungszügen der ÖBB-Railjet verfügen. Dies erspart den Südtiroler Wien-Reisenden lästiges Umsteigen am Brenner und in Innsbruck sowie den damit zusammenhängenden Zeitverlust und die Unannehmlichkeiten mit dem Gepäck. Die Direktverbindung ist nicht nur als emotional sehr wichtiger Akt durch das Vaterland Österreich zu werten, sondern schließt Südtirol auch effizient an das europäische Mobilitätsnetz an und bietet künftig eine Vielzahl an Möglichkeiten. Wien gilt zu Recht als Tor in den europäischen Osten und als europäisches Mobilitätsdrehscheibe“, unterstreicht Mair.
In direkter Folge seien durch die Südtiroler Landesregierung Maßnahmen gefragt, damit das Angebot in Südtirol erstens gut angenommen und zweitens durch die ÖBB auch weiter ausgebaut werde. Alles andere sei eine Blamage, so Mair.
„Wer die Preise im Zugverkehr kennt, der weiß, dass Autofahren beziehungsweise Fliegen um ein Vielfaches billiger ist, weil der Bahnverkehr nicht zu steuergünstigem Strom kommt und die Infrastrukturkosten zu tragen hat. Politiker, die von Klimaschutz sprechen, aber keine Maßnahmen setzen, damit der Bahnverkehr ausgebaut und billiger wird, sind von vorgestern. Südtirol muss diesem Umstand über ein Südtirol-Wien-Ticket entgegenkommen, das die Wien-Fahrt für Südtiroler um 30 Euro, also auf Sparschienen-Niveau, ermöglicht. Derzeit liegt der Preis für eine Fahrt von Bozen nach Wien in der zweiten Klasse nämlich bei über 100 Euro. Dies ist für Südtiroler Familien nicht zumutbar“, fordert
Mair.
Zudem sei es nun an der Zeit, die Südtiroler Bahnhöfe, allen voran Bozen, auf österreichisches Niveau zu heben. “Derzeit nehmen der Bozner Bahnhof, aber auch jener am Brenner, sowie weitere Bahnhöfe entlang der Strecke Brenner-Bozen ein Niveau ein, das nicht einmal mit bestimmten Ländern südlich des Mittelmeeres vergleichbar sei. Diese Bahn-Infrastruktur werde auf österreichische Reisende eher erschreckend wirken”, meint Mair.
„Landeshauptmann Kompatscher darf endlich einmal beweisen, dass er es mit Fortschritt und Europa auch wirklich ernst meint und dass er sich nicht nur andauernd Richtung Italien, sondern auch einmal Richtung Österreich und Europa orientiert. Das Bahnticket Bozen-Wien um 30 Euro wäre ein konkreter Schritt, der in Zeiten von Klimadebatten unabdingbar ist“, schließt Mair.