Bergbauernpreis 2019

Drei Familien für besondere Leistungen ausgezeichnet

Samstag, 23. Februar 2019 | 15:59 Uhr

Bozen – Auf der Landesversammlung des Südtiroler Bauernbundes wurden wieder drei Bergbauernfamilien für die mustergültige Führung ihrer Höfe, für die Pflege der einmaligen Südtiroler Kulturlandschaft und für den Einsatz für die Allgemeinheit mit dem Bergbauernpreis ausgezeichnet. Gestiftet wird der Preis von den Raiffeisenkassen Südtirols.

Seit über 40 Jahren verleiht der Südtiroler Bauernbund einmal im Jahr den Bergbauernpreis. „Damit wollen wir Familien für ihren ganz besonderen Einsatz bei der Bewirtschaftung schwieriger Höfe danken. Zugleich möchten wir diese Leistung, die der gesamten Gesellschaft zugutekommt, sichtbarer machen“, sagte Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler.

Während in anderen Regionen sogar Höfe in Gunstlagen reihenweise aufgelassen werden, halten die Bergbauern in Südtirol am Erbe der Vorfahren fest. „Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, mit welcher Leidenschaft diese Familien ihre Höfe bewirtschaften. Trotz schwieriger Bedingungen, wie die steilen Wiesen oder die kleinen Strukturen, bearbeiten die Bergbauern ihre Höfe mustergültig, stellen hochwertige Lebensmittel her, erhalten die einmalige Südtiroler Kulturlandschaft und pflegen Tradition und Brauchtum.“ Neben der vielen Arbeit sind Bergbäuerinnen und Bergbauern häufig noch in Vereinen und Verbänden aktiv.

„Der Bergbauernpreis soll auch eine Anerkennung für all die tausenden Bergbauernfamilien sein, die Ähnliches leisten wie unsere drei Preisträger 2019“, so Tiefenthaler.

Stefan und Andrea Mair – Messner zu St. Johann – Außerpens/Sarntal

Auf 1.500 m Meereshöhe liegt der Hof Messner zu St. Johann von Stefan und Andrea Mair. 6,5 Hektar Wiesen und Weiden sowie 3,5 Hektar Alm und 14 Hektar Wald gehören zum Hof.

Als Altbauer Anton Mair vor Jahrzehnten auf den Hof kam (der von einem Onkel bewirtschaftet wurde), gab es keinen Strom, kaum Maschinen und keine Hofzufahrt. Heute ist der Bergbauernhof in Außerpens ein zeitgemäßer und mustergültig bewirtschafteter Hof – auch dank vieler Investitionen, die die Arbeit erleichtern.

2013 wurde das Wohnhaus saniert und 2016 ein neues Wirtschaftsgebäude errichtet. Dank eines neuen Stalles, der den Tieren deutlich mehr Komfort bietet und vergrößert wurde, haben Stefan und Andrea Mair den Betrieb von Mastvieh- auf Milchviehhaltung umgestellt. Trotz des großen Fleißes und des Zusammenhalts kann die junge Familie von der Landwirtschaft alleine nicht leben. Daher arbeitet Bäuerin Andrea Mair zusätzlich in einer Metzgerei. Im Herbst und Winter verdient sich Stefan Mair als selbständiger Waldarbeiter ein Zubrot.

Bis auf die Bergwiese, die zur Gänze von Hand gemäht werden muss (das Heu wird in Netzen mit einer Bahn ins Tal befördert), können auf den Wiesen am Haus Maschinen eingesetzt werden. Zudem erleichtern in der Vergangenheit erfolgte Bodenverbesserungsarbeiten nun das Mähen.

Eng verbunden ist der Hof Messner zu St. Johann mit der nahegelegenen Kirche: Altbauer Anton Mair ist der Mesner. Heute schaut er nach dem Rechten und hält die Kirche sauber. Früher musste er dreimal am Tag die Glocken läuten. Stefan Mair ist trotz der vielen Arbeit ehrenamtlich aktiv. So ist er Obmann einer Alminteressentschaft, bei der Feuerwehr und im Ortsbauernrat.

Markus Weissteiner und Marion Weger – Hauerhof – Terenten

Der Hauerhof ist im wahrsten Sinne des Wortes ein extremer Bergbauernhof. Sage und schreibe136 Erschwernispunkte weist der Hof auf. Von den knapp 6 Hektar Wiesen müssen trotz moderner Maschinen noch immer 1,5 Hektar mühsam mit der Hand gemäht werden. Manche Stellen sind so steil, dass Markus Weissteiner Steigeisen braucht, da sonst ein Stehen unmöglich und das Mähen zu gefährlich wäre.

Wie viele Bergbauern haben auch Markus Weissteiner und Marion Weger eine zweite Arbeit: Marion Weger arbeitet als Volksschullehrerin, Markus Weissteiner als Baggerfahrer. Zudem wird noch eine Ferienwohnung am Hof an Gäste vermietet. Altbäuerin Maria Anna Weissteiner führt zudem eine kleine Jausenstation.

Haupterwerb am Hof ist aber die Milchviehwirtschaft. Seit kurzem produziert Markus Weissteiner Heumilch, die er an den Milchhof Brimi Brixen liefert. Eine Bewässerungsanlage, die noch von Altbauer Anton Weissteiner errichtet wurde, sorgt für regelmäßige Futtermengen. Die im Stall anfallende Gülle wird zur Biogasanlage in Terenten gebracht und im Anschluss als wertvoller Dünger auf den Feldern ausgebracht.

Zwar wird heute kein Korn mehr am Hof angebaut, die alte Mühle ist aber nach wie vor in Betrieb: Etwa zwei Mal im Jahr wird Mehl gemahlen und Brot gebacken. Beeindruckend ist nicht nur der enorme Fleiß der Familie – Bauer Markus Weissteiner steht täglich um halb vier Uhr auf, um die Tiere zu versorgen – sondern auch der Zusammenhalt. Die Kinder Natalie, Leonie und Sophie helfen regelmäßig am Hof mit oder kümmern sich um Bruder Dominik (fünf Jahre). Mehrmals arbeiten, um einmal leben zu können, das ist auch am Hauerhof Realität.

Ulrich und Maria Gögele – Winnebach – St. Leonhard in Passeier

Der Hof Winnebach ist ein historischer Bauernhof, der erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt wurde. Eine Holzwand, die beim Umbau des Wohnhauses entdeckt wurde und um das Jahr 1420 entstanden ist, ist im Museum Passeier ausgestellt. Wertvoll ist auch die kleine, denkmalgeschützte Kapelle neben dem Hof, die außen saniert wurde.

Bewirtschaftet wird der Hof von Ulrich und Maria Gögele sowie Altbauer Josef Gögele. Dank moderner Maschinen können 6,5 Hektar Wiesen und zehn Hektar Weide sowie acht Hektar Wald ohne fremde Hilfe bewirtschaftet werden. Vor einigen Jahren wurde eine moderne Bewässerungsanlage gebaut. Wasser wird auch in der Berglandwirtschaft immer wichtiger.

Die Milch der Kühe stellt das wichtigste Einkommen am Hof dar. Seit kurzem wird Heumilch produziert, die täglich an den Milchhof Meran geliefert wird. Dank einer zeitgemäßen Hofzufahrt ist die Fahrt nach St. Leonhard nun deutlich kürzer und sicherer.

Neben der Milchviehwirtschaft ist die Zucht von Passeirer Gebirgsziegen eine zweite große Leidenschaft von Ulrich Gögele. Mit seinen Tieren hat er schon etliche Preise gewonnen. Dennoch ist die Ziegenzucht mehr ein Hobby als ein Nebenerwerb. Ein interessanter Zuerwerb ist hingegen die Waldarbeit über den Maschinenring.

Auch ehrenamtlich ist Ulrich Gögele aktiv: So ist er Obmann der Seeberalm-Interessentschaft und seit kurzem Obmann des SBB-Ortsbauernrates von St. Leonhard in Passeier. Zudem war er Gründungsmitglied des Grauvieh-Jungzüchter und -Jungzüchterinnen-Vereins Passeier.

Von: mk

Bezirk: Bozen