Von: luk
Bozen – „Angesichts der neuen politischen Situation muss die Gewerkschaft weiterhin in aller Autonomie den Weg der Konzertierung beschreiten“, erklärt Alfred Ebner, scheidender Generalsekretär, beim Kongress des AGB/CGIL, der heute in Bozen stattfindet.
Anwesend sind rund 200 Delegierte sowie die Generalsekretärin der CGIL, Susanna Camusso. Der 64-Jährige verlässt die Führung des AGB/CGIL, nachdem er nun in Rente gegangen ist. Er war jahrelang in führenden Positionen der Gewerkschaft tätig, davon drei Mandate als Generalsekretär.
Ebner ist in seinem Beitrag zu Beginn des Kongresses auf die Landtagswahlen eingegangen, bei denen es einen Rechtsruck bei den italienischen Wählern gegeben hat, während die Mitte-Links Parteien eine schwere Niederlage verzeichnen mussten. Ebner hat dabei nochmals die wichtige Rolle der Gewerkschaft bei der Verteidigung der Interessen der Beschäftigten und der RentnerInnen unterstrichen und auf die Themen aufmerksam gemacht, welche für die Gewerkschaft Priorität haben: Verteidigung der Kaufkraft der Löhne und der Renten, die Ausgaben im Sozialbereich, das Wohnungsproblem in Südtirol und vor allem der Gesundheitsbereich. „In diesem Zusammenhang halten wir ein Abkommen zwischen der Politik und den Sozialpartnern für sehr nützlich, um eine gemeinsame Strategie auszuarbeiten“, so Ebner. „Um die gute Beschäftigungslage weiterhin zu wahren, muss auf Forschung und Weiterbildung gesetzt werden, um so die künftigen Herausforderungen der neuen Technologien meistern zu können. Die in diesem Bereich derzeit zur Verfügung stehenden Mittel sind nicht ausreichend.“
Für Ebner ist in Südtirol die Sanität eine der dringendsten und heikelsten Problembereiche. Seit Jahrzehnten werde hier nach Lösungen gesucht, die aber leider nach wie vor ausstehen. „Das Informatiksystem ist unzureichend, hinzu kommen ein Ärztemangel und Schwierigkeiten im Bereich der Hausärzte. Das Ergebnis sind lange Wartezeiten, vor allem in der Ersten Hilfe in Bozen. Die Ressourcen wären ausreichend vorhanden, es muss aber eine stärkere Einbindung der Gesundheitssprengel in den Bezirken erfolgen, damit hier Abhilfe geschaffen werden kann. Die Gewerkschaft versucht seit Jahren, zur Verbesserung der Situation im Gesundheitsbereich beizutragen und es hat auch einige Fortschritte gegeben. Das öffentliche Gesundheitssystem darf nicht pauschal verurteilt werden, vor allem nicht angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch private Einrichtungen. Es ist einfach, Erreichtes zu zerstören, ein Neuaufbau allerding ist sehr schwierig“, warnt Ebner.
Was die Pflegebedürftigkeit betrifft, so ist der dafür eingerichtete Fonds für Ebner eine wichtige Errungenschaft und ein Zeichen der Zivilisation, die verteidigt werden müsse, auch wenn sie künftig höhere Kosten mit sich bringen sollte.
In Hinblick auf die Produktionssektoren sei es notwendig, die Maßnahmen der sozialen Abfederung zu stärken. “Angesichts der hier bestehenden Zuständigkeiten der Landesverwaltung, muss dies auf lokaler Ebene erfolgen. Der lokaleSolidaritätsfonds muss auf alle Betriebe ausgeweitet werden, unabhängig von der Anzahl der Beschäftigten. Heute ist hier eine Mindestanzahl von fünf Beschäftigten vorgesehen.”