Studie der Eurac

Elektromobilität in Südtirol: Mehr Stromtankstellen und Anreize

Dienstag, 10. Juli 2018 | 17:58 Uhr

Bozen – Die Südtiroler sind gegenüber einer Transition zur Elektromobilität positiv eingestellt. Sie haben ein hohes Umweltbewusstsein und sind überzeugt, dass so die Mobilität der Zukunft aussehen könnte. Wer schon ein Elektroauto besitzt, ist in der Mehrheit zufrieden mit seiner Wahl. Potenzielle Nutzer allerdings wären eher geneigt, ein E-Auto anzuschaffen, wenn es finanziell vorteilhafter wäre – durch Subventionen oder andere Begünstigungen – und die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut würde. All dies geht aus einer gemeinsamen Studie von Eurac Research, Green Mobility, Alperia und Jaguar Land Rover hervor. Die Untersuchung analysiert die Voraussetzungen für eine stärkere Verbreitung von E-Autos in Südtirol und vergleichbaren Regionen.

Die Forscher interviewten Mobilitätsexperten und lokale Stakeholder und führten eine Fragebogenaktion mit fast 2000 Teilnehmern durch – Einheimischen, Besitzern von Elektroautos, Hoteliers und Touristen. Bei den Einheimischen und Besitzern von Elektroautos wurden die Antworten nach Lebensstandard und Innovationsfreude der Befragten aufgeschlüsselt. Die Analyse zeigt, dass das Thema Elektromobilität quer durch alle Bevölkerungsschichten auf großes Interesse stößt.

Auf die Frage, was eine stärkere Verbreitung von E-Autos bisher bremst, offenbart die Studie an erster Stelle technologische Barrieren: Die Interviewten sind skeptisch in Bezug auf Reichweite und Ladegeschwindigkeit und empfinden die Zahl der Ladestellen noch als ungenügend. So möchten Nutzer zum Beispiel die Möglichkeit haben, das Auto auch in kurzen Fahrpausen aufzuladen, etwa während eines Café- oder Restaurantbesuchs. Was die Ladeinfrastruktur angeht, haben Provinzverwaltung und Alperia schon mit dem Ausbau begonnen: Wöchentlich kommen neue Stationen dazu; bis 2021 soll das Stromladenetz, private Ladesäulen eingeschlossen, 5000 Ladepunkte umfassen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der potenzielle Nutzer derzeit noch vom Kauf zurückschrecken lässt, sind Bedenken wegen der Kosten. Wer 15.000 Kilometer im Jahr fährt, braucht laut der Experten etwa acht Jahre, um den höheren Kaufpreis eines E-Autos auszugleichen. Doch mit jedem mehr gefahrenen Kilometer rechnen E-Autos sich schneller, auch weil die Wartungskosten deutlich niedriger sind als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Wird diese Kostenersparnis in Informationskampagnen hervorgehoben, steigt die Bereitschaft zum Kauf von Elektroautos deutlich, wie die Forscher mittels einer Ad-hoc-Umfrage zeigten. Ohne diese Information lassen potenzielle Nutzer künftige Vorteile oft außer Acht und würden sich nur bei höheren finanziellen Zuschüssen für ein E-Auto entscheiden.

Auch für die Besitzer von E-Autos sind die Kosten wichtig; ihnen geht es jedoch vor allem um die Möglichkeit, problemlos und umsonst zu parken und aufzuladen.

Vom Kauf eines Elektroautos abhalten können aber auch Zweifel in Bezug auf die Nachhaltigkeit – die sogenannte „Umweltbarriere“. In den Interviews mit Experten und Stakeholdern wurde deutlich, dass ihnen vor allem zwei Punkte problematisch erscheinen: die Entsorgung der Batterien und die Gefahr, dass Ladesäulen, vor allem außerhalb der Provinz, aus nicht erneuerbaren Energiequellen gespeist werden.

In den vergangenen fünf Jahren wurden in Südtirol fast 600 Elektroautos zugelassen. Eine noch sehr geringe Zahl, die aber kontinuierlich ansteigt (allein zwischen 2016 und 2017 verdoppelten sich die Zulassungen) – ein deutlicher Hinweis, dass der von der Provinzverwaltung eingeschlagene Weg der richtige ist und für andere Regionen Italiens beispielhaft sein kann.

Die Studie wurde am 9. Juli im Messner Mountain Museum auf Schloss Sigmundskron vorgestellt. Als Download ist sie verfügbar unter: www.eurac.edu/en/research/Publications/Pages/publicationdetails.aspx?pubId=0103744&pubType=Q

Von: luk

Bezirk: Bozen