Von: mk
Bozen – Moderne Dämmstoffe helfen Energie sparen, sind aber oft brennbar. Wie aber kann man ein Gebäude so planen, dass es gleichzeitig energieeffizient und im Fall eines Brandes doch so sicher wie möglich ist? Wertvolle Empfehlungen und Richtlinien dafür gibt ein neuer Leitfaden über „Sichere Fassadendämmung“, der vom Amt für Brandverhütung der Agentur für Bevölkerungsschutz in Zusammenarbeit mit der KlimaHaus Agentur und unter der Leitung von IDM Südtirol ausgearbeitet wurde. Vorgestellt wurde der Leitfaden, der Teil des vom europäischen Fonds EFRE geförderten Projektes InnoAlpTech ist, vor Kurzem vor etwa 200 Teilnehmern beim 1. Forum Brandschutzsicherheit, das von IDM in Bozen organisiert wurde.
Bei der Planung von Gebäudefassaden stand in den letzten Jahren vor allem die Energieeffizienz im Mittelpunkt; die Dämmstoffe, die dabei verwendet wurden, sind aber im Gegensatz zu früher verwendeten Materialien brennbar. Deshalb hat sich das Risiko erhöht, dass sich ein Brand sehr schnell entlang einer Fassade mit Wärmeverbundsystemen ausbreiten kann. „Es braucht deshalb Projektlösungen, die zwar energieeffizient sind, aber dennoch das Brandrisiko reduzieren, ohne dabei die Kosten zu erhöhen. Der neue Leitfaden, der auf Anregung von Unternehmen, Institutionen und Kontrollbehörden unter der Koordination von IDM entstanden ist, soll Planern ganz konkret und leicht verständlich dabei helfen, solche Projektlösungen zu finden. Er ist der erste seiner Art in ganz Italien“, sagt Vera Leonardelli, Abteilungsdirektorin Business Development von IDM.
Der Leitfaden gibt zunächst einen Überblick über die Risiken bei Gebäuden mit brennbaren Wärmedämmverbundsystemen und listet Vorschläge auf, wie diese vermindert werden können. „Anhand einer Excel-Tabelle, aufgeschlüsselt für Wohngebäude und Gebäude mit anderen Nutzungszwecken wie Geschäftsgebäude, Büros oder Hotels, kann jeder Planer dann die Risiken des eigenen Projektes selbst bewerten. So kann er Kosten und Nutzen von möglichen Maßnahmen gegenüberstellen und herauszufinden, wie er mit den verfügbaren Mitteln das beste Ergebnis erzielen kann“, erklärt Arianna Villotti, Direktorin des Amtes für Brandverhütung. Die Vorgaben des Leitfadens beziehen sich auf Gebäude mit einer Brandschutzhöhe von weniger als 24 Metern, die unter der Schwelle für brandschutzkontrollpflichtige Tätigkeit liegen und in Massivbauweise errichtet wurden, also mit Mauerwerk, aus Stahlbeton und ähnlichen Materialien. Dabei wurden besonders jene Bauweisen und Materialien berücksichtigt, die für Südtirol typisch sind, also etwa auch Holzhäuser.
Da das Projekt InnoAlpTech, das bei IDM von Stefano Prosseda geleitet wird, die Innovationsfähigkeit der Südtiroler Betriebe stärken soll, wird in dem Leitfaden ein Planungsansatz vertieft, der sehr innovativ ist: der „leistungsorientierte Ansatz“, auch „Fire Safety Engineering“ (FSE) Methode genannt. Das bedeutet, dass bei der Planung das insgesamt beste Ergebnis im Brandschutz im Vordergrund steht, ohne bestimmte Bauweisen, Planungselemente, usw. bereits genau vorzuschreiben. „Somit gibt es großen Raum für innovative Lösungen, die man bei fixen Vorgaben vielleicht nicht erreichen könnte“, sagt Leonardelli. „Für unsere Unternehmen der Brandschutzindustrie heißt das, sie haben die Chance, sich hier durch ein sehr spezialisiertes Know-how zu profilieren und neue Ideen und Produkte zu lancieren. Das ist für die gesamte Branche, die sich derzeit stark entwickelt, ein weiterer Schub in Richtung Wettbewerbsfähigkeit, und für Südtirol eine Möglichkeit, einen Schritt weiter in Richtung ‚globale Nachhaltigkeit‘ von Gebäuden mit Blick auf Energie, Wirtschaft und Gesellschaft zu gehen.“
Der Leidfaden “Sichere Fassadendämmung” ist in deutscher und italienischer Sprache kostenlos erhältlich, Leidfaden und Infos gibt es unter www.sicheredaemmung.it.