Vor allem Kleinunternehmer in Gefahr

Erpressungen: Anzeigen in der Region drastisch gestiegen

Mittwoch, 23. August 2017 | 18:07 Uhr

Bozen – Die Anzeigen wegen Erpressung sind im Trentino-Südtirol in den Jahren zwischen 2010 und 2015 drastisch angestiegen.

Darauf verweist der nationale Handwerkerverband CGIA von Mestre. Erpressung sei im Nordosten in Italien vermehrt zum Thema geworden.

In den letzten fünf Jahren habe es einen Anstieg der Anzeigen um 188 Prozent gegeben. In absoluten handelt es sich um ein Plus von 94 Anzeigen.

Der Handwerkerverband weist darauf hin, dass das organisierte Verbrechen vor allem die Schwächen von Unternehmen ausnutzt. Die Standfestigkeit der Unternehmen im Nordosten Italiens sei zwar noch intakt, trotzdem gelte es, Vorsicht walten zu lassen.

Druckmittel des organisierten Verbrechens

Erpressung und Wucher seien die Druckmittel, die das organisierte Verbrechen einsetzt, um Unternehmen in die Knie zu zwingen.

Italienweit hat es im selben Zeitraum eine Zunahme der Anzeigen wegen Erpressung um 64,2 Prozent gegeben.

Am meisten betroffen ist die Lombardei mit insgesamt 1.336 Anzeigen im Jahr 2015, während Kampanien mit 1.277 und das Latium mit 916 Anzeigen an zweiter und dritter Stelle liegen. In der Emilia Romagna wurde mit einem Plus von 501 Anzeigen eine Zunahme von 172,8 Prozent verzeichnet. In Friaul Julisch Venetien gab es mit 79 Anzeigen eine Steigerung von 125,4 Prozent. Venetien verbuchte hingegen eine Zunahme von 79,5 Prozent. In absoluten Zahlen handelt es sich um 217 Anzeigen.

Das organisierte Verbrechen ziele nicht nur darauf ab, anhand von Drohungen und Gewalt auf unrechtmäßige Weise an Geld zu kommen, sondern es gehe auch um die Kontrolle des Territoriums, erklärt Paolo Zabeo, der Koordinator des Studienbüros im Handwerkerverband laut einem Bericht von RAI News.

Die Tatsache, dass Erpressungen im Nordosten Italiens zunehmen, deute darauf hin, dass sich kriminelle Organisationen in Italien kapillar verbreitet hätten – vor allem in den reicheren Regionen. Das Forschungsinstitut Transcrime in Cattolica rechnet mit einem Umsatz von 2,7 bis 7,7 Milliarden, der von Erpressungen herrührt.

Auch Zinswucher ist ein Problem

Auch Wucherei dürfe nicht unterschätzt werden, obwohl es deshalb italienweit nur 375 Anzeigen im Jahr 2015 gegeben hat. Allein aus der Anzahl der Anzeigen auf das Ausmaß des Phänomens zu schließen, sei nicht möglich, erklärt CGIA-Sekretär Renato Mason.

Einer der Gründe, die vor allem Kleinunternehmer in die Arme von Wucherern treibt, sei unter Umständen die Kreditklemme der Banken.

Von: mk

Bezirk: Bozen