Von: mk
Trient – Die bisher bedeutendste Publikation über Bürgerliche Nutzungsrechte in Südtirol und im Trentino wurde am Freitag in Anwesenheit des Präsidenten des Verfassungsgerichtshofes Paolo Grossi in Trient vorgestellt. Erklärt werden im Buch „Gemeinschaftlicher Besitz“ die Geschichte, die Anwendung und die rechtlichen Aspekte der Nutzung der nach wie vor wichtigen Gemeinnutzungsgüter (vor allem Weiden und Wälder), die es in allen Gemeinden Südtirols gibt.
Seit Jahrhunderten untrennbar mit der Bewirtschaftung des ländlichen Raumes und der bäuerlichen Kultur verbunden sind die Bürgerlichen Nutzungsrechte. „Sie räumen Bürger, die seit mindestens vier Jahren in einem Ort ansässig sind, das Recht ein, Almen zu beweiden oder Holz aus den Gemeinschaftswäldern zu entnehmen“, erklärt Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler. Die sog. Eigenverwaltungen oder die jeweiligen Gemeindeausschüsse übernehmen die Verwaltung dieser Nutzungsrechte. Die Eigenverwaltungen werden von den Bürgern der Gemeinde gewählt. „Die Verwaltung der Nutzungsrechte schützt ein öffentliches Interesse. Daher haben sie eine Existenzberechtigung wie alle anderen öffentlichen Verwaltungen auch. Es muss Ziel sein, die Verwaltungen auf „Augenhöhe“ mit den Gemeinden, dem Land und der Region zu bringen. Dieses Ziel können wir nur dann erreichen, indem den Verwaltungen „die Werkzeuge“ in die Hand gegeben werden, um ordentlich arbeiten zu können“, fasst der Regionalassessor Sepp Noggler zusammen.
Trotz der nach wie vor großen Bedeutung von gemeinschaftlichen Weide- und Waldflächen gab es bisher keine umfassende Publikation zu den Bürgerlichen Nutzungsrechten. Daher hat der Arbeitskreis „Bürgerliche Nutzungsrechte“ im Südtiroler Bauernbund unter der Federführung seines Vorsitzenden Matthias Oberhofer eine Publikation initiiert, die erstmals die Bürgerlichen Nutzungsrechte in Südtirol und im Trentino beleuchtet. Ein wertvoller Beitrag zum Buch kam vom „Centro Usi civici“ in Trient. Daher nimmt auch der Präsident des Verfassungsgerichtshofes Paolo Grossi, der Mitglied des wissenschaftlichen Beirates des „Centro Usi civici“ ist, an der Vorstellung in Trient teil.
Der erste Teil des Buches widmet sich den historischen Wurzeln und der Entwicklung der Nutzungsrechte in Südtirol und im Trentino. Im weiteren Verlauf wird die Verwaltung der Gemeinnutzungsgüter in beiden Provinzen beschrieben. Viel Raum räumen die Autoren den rechtlichen Aspekten der bürgerlichen Nutzungsrechte ein – den Rechtsquellen, die die Nutzung von Gemeingütern bis ins Detail regeln, genauso wie der Rechtsprechung. Und nicht zuletzt werden im Buch die praktische Anwendung der bürgerlichen Nutzungsrechte in der heutigen Zeit und Beispiele aus den Gemeinden Deutschnofen, Laas und St. Kassian erläutert.
„Die Publikation bereitet einen wichtigen und in seiner Erforschung längst überfälligen Aspekt unserer Landesgeschichte auf und ist nicht nur eine wertvolle Momentaufnahme, sondern bildet die Grundlage für den Austausch und die Fortentwicklung der Bürgerlichen Nutzungsrechte“, erklärte Tiefenthaler.
Das Buch „Gemeinschaftlicher Besitz – Geschichte und Gegenwart der Bürgerlichen Nutzungsrechte in Südtirol und im Trentino“ ist im Buchhandel und in den Bezirksbüros des Südtiroler Bauernbundes erhältlich. Unterstützt wurde die Ausarbeitung von der Region Trentino Südtirol (Abt. III – Sprachminderheiten und Europäische Integration), der Landesabteilung „Deutsche Kultur“ und der Stiftung Südtiroler Sparkasse.