Von: mk
Bozen – Die Corona-Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind für Menschen mit Behinderung gravierend und machen derzeit jahrelange Bemühungen zunichte, auch hierzulande. Italienweit sind laut aktueller Schätzungen der zuständigen Ministerien rund 20 Prozent mehr Menschen mit Beeinträchtigungen ohne Arbeit als in den Jahren vor der Corona-Krise.
Viele sind Langzeitarbeitslose. Einen herben Rückschlag für die Bemühungen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Handicaps verschiedener Natur auf dem Arbeitsmarkt in Südtirol zu integrieren, ortet Ulrich Seitz, Referent des Ehrenamtes für Menschen mit Beeinträchtigung im Gemeinderat von Bozen.
„Auch in Bozen erlebe ich durch Rückmeldungen betroffener Familien, wie die rasant negative Entwicklung in den letzten 20 Monaten Pandemie bedingter Lockdowns in vielen Bereichen, in kürzester Zeit die zarten Erfolge der letzten Jahre zunichte gemacht hat. Nur in Bozen Stadt fehlen uns sicherlich rund 200 Arbeitsstellen für Menschen mit Beeinträchtigung, die nicht mehr zur Verfügung stehen. Eigentlich alles ein wenig paradox“, meint Seitz.
Auf der einen Seite könne man Stellen aus Mangel an Personalressourcen nicht nachbesetzen oder überhaupt vergeben und bei den Schwächsten in der Gesellschaft schaffe man es als Gemeinschaft nicht, neue Arbeitsmodelle wie Smartworking oder bei Umschulungen durchzusetzen.
„Gerade die Gastronomie fällt immer öfters aus, oder auch Kleinstbetriebe, die sich nicht selten mit viel Engagement um ihre Arbeitnehmer mit Defiziten gekümmert haben. Vor allem zeigt sich aber ebenso, dass wir diesen Personen, die besonders unsere Unterstützung benötigen, Würde am Arbeitsplatz garantieren müssen, und nicht unterbezahlte Jobs mit teils sinnlosen Aufgaben wo es kaum Möglichkeiten der Weiterentwicklung gibt, fördern. Seitz hat sich bereits aktiviert einen fixen Runden Tisch mit Wirtschaftstreibenden und Eltern einzurichten, um in Zeiten wie diesen praktische Pakete zur Fortbildung von Menschen mit Behinderung für Tätigkeiten in Büros anzubieten, mit Fokus auf das Erlernen neuer digitaler Programme und Verbesserung von Sprachkenntnissen. Da besteht ein enormes Potential“, meint Seitz.