Von: ao
Bozen – Europa – wie geht es weiter? Auf Einladung der Volkshochschule Südtirol und des Kiwanis Club Bozen ging Heinz Fischer dieser aktuellen Frage auf den Grund. Im Kolpinghaus Bozen zeigte sich Fischer dabei einmal mehr als überzeugter Europäer.
Von 2004 bis 2016 war Fischer Bundespräsident der Republik Österreich und hat damit die Entwicklung Europas direkt mitbestimmt. Auch über seine Amtszeit hinaus setzt er sich für Demokratie und ein geeintes Europa ein, das derzeit nach Perspektiven sucht. „Ich persönlich glaube, dass eine signifikante Vertiefung der EU unter den gegeben Umständen nicht mehrheitsfähig ist und daher ein Projekt auf längere Sicht bleiben muss“, erklärte Fischer im Kolpinghaus Bozen. Einen Zusammenbruch der Europäischen Union müsse man aber trotzdem nicht befürchten. „Ich denke, dass der Gedanke der europäischen Zusammenarbeit bereits so starke Wurzeln entwickelt hat, dass ich mir einen Zusammenbruch der EU nicht vorstellen kann und auch nicht erwarte“, so Fischer. Der sogenannte Brexit basiere auf einer rein emotionalen Abstimmung, welche durchaus nicht als gut und beispielhaft zu bewerten sei. Trotzdem schlage sich seitdem wieder ein größerer Europazuspruch in der Bevölkerung nieder. „Europa hat sicher auch viele und auch große Aufgaben vor sich. Hier ist es aber wichtig, sich nicht zu große Ziele zu setzen und damit Gefahr zu laufen in extreme Richtungen abzudriften. Europa und die Politik der Mitgliedstaaten müssen sich auf realistische und umsetzbare Ziele konzentrieren.“
Die zahlreichen Zuhörer, unter ihnen auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft, zog der österreichische Bundespräsident a.D. mit seiner Rede jedenfalls in seinen Bann. Auch bei der anschließenden Diskussion über Krisen, Herausforderungen, Aufgaben und Chancen des heutigen Europas wusste Fischer, der seit 2016 wieder Präsident des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen ist, zu überzeugen. „Es freut uns sehr, dass es uns als Volkshochschule Südtirol in Zusammenarbeit mit dem Kiwanis Club Bozen gelungen ist, Dr. Fischer nach Bozen einzuladen“, zeigte sich auch Oswald Rogger, Präsident der Volkshochschule Südtirol zufrieden. „Die Diskussion und den Austausch mit Dr. Fischer, einem Mann mit großer Erfahrung und weitem Wissen, zu ermöglichen, sehen wir als unsere Aufgabe.“