Von: mk
Bozen – Die am 24. Oktober 2017 vom Landesstatistikamt ASTAT veröffentlichte Analyse zu Arbeitnehmern und Entlohnungen in der Privatwirtschaft in den Jahren 2010 bis 2015 hat längst Vermutetes zu Tage geführt: nämlich, dass die Löhne in dieser Zeit an Kaufkraft eingebüßt haben. Dies erklärt zumindest Tony Tschenett, der Vorsitzende des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB)
Er verweist auch auf die äußerst beunruhigende Tatsache, dass die Erwerbstätigen im Vergleich in diesen Jahren immer älter geworden sind. Obwohl ein Gesamt-Plus der Beschäftigten von über zwei Prozent in der untersuchten Periode zu verzeichnen ist, sind die Beschäftigtenzahlen der bis 40-Jährigen durchwegs rückläufig. Tschenett nimmt einerseits mit Freude zur Kenntnis, dass es ein Gesamt-Plus der Erwerbstätigen gegeben hat, betont aber auch, bereits mehrmals auf die Problematik der immer älter werdenden Arbeitnehmer hingewiesen zu haben und in diesem Zusammenhang eine ernste Auseinandersetzung der Politik und Wirtschaftsverbände mit dieser Problematik zu vermissen. Der Generationenvertrag zum Beispiel sei bisher bloß ein leeres Wahlversprechen gewesen, welches aber die obengenannte Ursache effizient bekämpfen könnte.
„Besorgnis erregend ist in erster Linie der Kaufkraftschwund von zwei Prozent in einem Fünfjahreszeitraum. Die Annahme, dass die Einkommen – langsam aber stetig – an Wert verlieren, hatten wir schon lange. Diese Daten nun schwarz auf weiß vor Augen zu haben, ist insofern wichtig, als dass man Fakten in den Händen hält, aufgrund derer man Maßnahmen ergreifen muss. Auch der Umstand, dass die Lohnschere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderdriftet, gibt Anlass zur Beunruhigung, gegen den unbedingt etwas unternommen werden muss. Das Risiko, den Konsummotor Mittelstand langfristig zu verlieren, kann sich Südtirols Wirtschaft nicht leisten. Diese Tatsache muss in erster Linie den Wirtschaftsverbänden wie auch den politischen Akteuren einleuchten“, schreibt Tschenett in einer Presseaussendung.
Der ASGB-Vorsitzende wartet auch bereits mit Vorschlägen auf, wie man unbürokratisch und rasch eine Entlastung für die Lohnabhängigen herbeiführen könnte: „Viele größere Industriebetriebe haben mit ihrer Belegschaft bereits Betriebsabkommen ausgehandelt. Unterm Strich lässt sich feststellen, dass die Erwerbstätigen mehrheitlich davon profitieren und im Vergleich zu ihren Kollegen ohne Betriebsabkommen, weitaus besser dastehen. Deshalb sind Betriebe mit Betriebsabkommen auch besonders zu fördern. Nun gibt es aber auch viele Kleinbetriebe – unter anderem in den Sektoren Handel und Handwerk – in denen es nicht möglich ist, Betriebsabkommen abzuschließen. Der ASGB hat – um die Mitarbeiter dieser Betriebe mit jenen mit Betriebsabkommen gleichzustellen – immer dafür plädiert und auch ganz gezielt gefordert, Landeszusatzverträge abzuschließen. Dies wäre ein probates Mittel, dem Kaufkraftschwund entgegenzuwirken und die Einkommen in der Privatwirtschaft zu stärken. Weiters sollten die Betriebe, die in der Wirtschaftskrise eingeführte und bis heute nicht zurückgenommene IRAP-Senkung, die wir immer unterstützt haben, in Zeiten steigender Konjunktur in einem prozentuell angemessenen Rahmen mit den Angestellten und Arbeitern teilen. Die Höhe sollten die Sozialpartner gemeinsam festlegen.“