„Die pychosoziale Betreuungslandschaft Südtirols ist komplex und braucht Koordination“

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Montag, 25. Februar 2019 | 18:37 Uhr

Bozen – Wenn Seele (und Körper) leiden, z.B. bei psychischen Erkrankungen, braucht es ein enges Netz, das die Betroffenen auffängt und trägt. Es reicht meist nicht, nur einen Teil der Erkrankungen zu sehen, Zusammenarbeit ist gefragt: In Südtirol wurde nun ein landesweites Netzwerk für die psychische Gesundheit gegründet, welches sich engmaschig um Menschen in Not kümmert.

„Die pychosoziale Betreuungslandschaft Südtirols ist komplex und braucht Koordination“, erklärt Roger Pycha, Primar des Psychiatrischen Dienstes Brixen, den Zusammenschluss. „Unser Ziel ist eine möglichst hohe psychische Gesundheit für die gesamte Bevölkerung, kurze Wege für die Patienten und klare Kompetenzen für die verschiedenen Fachleute. Darüber hinaus sollen Fehlbetreuungen genauso vermieden werden wie eine Überlastung der Mitarbeiter.“ Die Leiter von 14 verschiedenen Diensten im psychosozialen Bereich haben sich deshalb zusammengeschlossen, sie glauben an die sog. „kompositorische Intelligenz“ – sprich, dass durch die aktive Beteiligung eines jeden mehr Kreativität und Erneuerung entstehen kann.

Das Netzwerk setzt auf Entscheidungsprozesse auf gleicher Augenhöhe und flache, wechselnde Hierarchien. Die Mitglieder sehen sich als Ansprechpartner für alle Anliegen psychischer Gesundheit, es werden Organisationsformen entwickelt und Tätigkeiten abgestimmt, welche von General- und Sanitätsdirektor gutgeheißen wurden. Kürzlich wurden die ersten Koordinatoren gewählt, die das Netzwerk rotierend vertreten werden: Josef Pichler, Leiter des Psychologischen Dienstes Meran, und Roger Pycha, Primar des Psychiatrischen Dienstes Brixen, wurden dafür mehrheitlich gewählt. Das Arbeitssekretariat ist bei Bettina Meraner, Leiterin des Abhängigkeitsdienstes Bozen, angesiedelt.

In einer ersten Sitzung wurde ein klinisches Betreuungskonzept für Menschen mit Störungen des Autismusspektrums verabschiedet und ein Plan zur Betreuung von essgestörten Patienten; beides wurde in der Sanitätsdirektion besprochen. Weitere Anliegen auf der To-Do-Liste sind die psychische Betreuung von Flüchtlingen, neue Entwicklungen in der Suizidprävention und die organische Ausrichtung der Dienste für Abhängigkeitserkrankungen. Auch sollten in Zukunft Fortbildungen im Netzwerk abgesprochen und zugänglich gemacht werden.

Das neue Netzwerk versteht sich als beratendes Organ für die Führungsspitze des Betriebes, als höchstes Fachgremium im Land. Es umfasst alle Psychiatrischen und Psychologischen Dienste, die Dienste für Abhängigkeitserkrankungen, das Therapiezentrum Bad Bachgart und die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Entsprechend vielfältig sind die Aufgaben, auch Nachfragen kann so besser nachgegangen werden. „Das Modell ist für das Südtiroler Gesundheitswesen neu“, so Roger Pycha. „wir möchten zeigen, dass sich aus fachlicher Kompetenz heraus gut Teilhabe, unter Beteiligung aller, entwickeln lässt.“ Netzwerkkollege Pichler sekundiert: „Ein komplexer Bereich benötigt komplexere Antworten in seinem Inneren und klare Zuständigkeiten nach außen.“

Generaldirektor Florian Zerzer und Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler haben die Vertreter des Netzwerks am 6. Februar dieses Jahres empfangen und diskutierten das Modell mit ihnen. Beide befürworten diesen Zusammenschluss, Zerzer sicherte der Gruppe die volle Unterstützung für ihren Innovationsgeist zu: „Eine gute Sache, wenn Fachleute gemeinsam überlegen, was das Beste für die Patienten – und Mitarbeiter – ist. Den Bereich der anderen Dienste ebenso zu kennen, das kann nur befruchtend in der eigenen Arbeit sein, ich wünsche der Netzwerkgruppe deshalb spannende Treffen und ein gutes Gelingen!“

Von: luk

Bezirk: Bozen