Von: luk
Bozen – Das Geschäftsklima in Südtirol bleibt auf gutem Niveau und mehr als neun von zehn Unternehmen erwarten heuer eine zufriedenstellende Ertragslage. Dies zeigt die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Die Wirtschaftstreibenden melden wachsende Umsätze, eine Zunahme der Investitionen und eine positive Beschäftigungsentwicklung. Das WIFO geht von einer Steigerung des Südtiroler Bruttoinlandsproduktes von 2,1 Prozent im Jahr 2018 aus.
Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers bestätigt die sehr positive Stimmung unter Südtirols Unternehmer/innen: 92 Prozent gehen heuer von einer befriedigenden Ertragslage aus. Die Rentabilität wird somit in etwa auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr eingeschätzt.
Die Unternehmen melden ein deutliches Umsatzwachstum, das teilweise auch auf eine Zunahme der Verkaufspreise zurückzuführen ist. Die Entwicklung ist in Bezug auf alle Absatzgebiete positiv. Das Geschäft auf dem Südtiroler Markt läuft besonders gut, der Aufschwung in Italien ermöglicht zudem Umsatzsteigerungen mit der Kundschaft aus dem restlichen Staatsgebiet. Schließlich haben Südtirols Exporte im ersten Quartal 2018 um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zugenommen. Durch die günstige Umsatzdynamik können die wachsenden Betriebskosten wettgemacht werden und die steigende Nachfrage hat positive Effekte auf die Investitionen und die Beschäftigung. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bestätigt dies, zumal die Anzahl der Arbeitnehmer in Südtirol im ersten Halbjahr 2018 um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahressemester gewachsen ist. Was die wichtigsten Rahmenbedingungen betrifft, so bewerten die Unternehmen die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit, den Zugang zum Kredit und die Zahlungsmoral als stabil.
Derzeit gibt es zwischen den einzelnen Wirtschaftssektoren keine wesentlichen Unterschiede bezüglich des Geschäftsklimas. Die Unternehmen aller Bereiche zeigen sich sehr zuversichtlich.
Die Konjunkturbefragungen des WIFO zeigen neben dieser positiven Stimmung bei den Wirtschaftstreibenden auch ein gutes Konsumklima. Die Südtiroler sind allgemein optimistisch gestimmt, was die finanzielle Situation der eigenen Familie und die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes betrifft. Das Konsumklima in Südtirol ist somit deutlich positiver als im italienischen und im europäischen Schnitt.
Auch in Europa ist das Vertrauensklima von Unternehmen und Konsumenten weiterhin gut. Der entsprechende Index „Economic Sentiment Indicator“ blieb in der ersten Jahreshälfte weit über seinem Langzeitdurchschnitt. Das Wirtschaftswachstum der Eurozone hat sich im ersten Quartal 2018 vorübergehend verlangsamt, die Perspektiven bleiben aber positiv. Die Konsumausgaben der Familien steigen dank der verbesserten Arbeitsmarktlage: Die Arbeitslosenquote der Eurozone liegt derzeit bei 8,4 Prozent und somit auf dem niedrigsten Niveau seit 2009. Auch die Investitionen nehmen zu, aufgrund der verbesserten Ertragslage der Unternehmen und der steigenden Nachfrage. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sorgt weiterhin für günstige Kreditbedingungen, auch wenn eine Reduzierung der Ankäufe von Vermögenswerten ab September angekündigt wurde.
Die positiven Rahmenbedingungen werden sich mittelfristig etwas abschwächen. Die Energiepreise sind im Steigen und die Entwicklung des internationalen Handels bereitet Sorgen, insbesondere was den Handelsstreit mit den USA betrifft. Heuer dürfte aber das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone weiterhin kräftig zunehmen: Die OECD erwartet ein Wachstum von 2,2 Prozent im Jahr 2018. Südtirols wichtigster Handelspartner Deutschland wird sich voraussichtlich in etwa auf diesem Niveau bewegen (+2,1 Prozent), Österreich dürfte mit +2,7 Prozent deutlich überdurchschnittlich wachsen.
In Italien setzt sich der moderate Aufschwung fort, getrieben von einer leichten Steigerung der privaten Konsumausgaben, von der Beschleunigung der Investitionen und von wachsenden Exporten. Der Arbeitsmarkt bessert sich langsam: Heuer wird die Beschäftigung voraussichtlich um 0,8 Prozent zunehmen, mit einer Senkung der Arbeitslosenrate auf 11,0 Prozent. Die Wachstumsprognosen für Italien wurden seit dem Frühjahr nur unwesentlich nach unten revidiert und belaufen sich jetzt auf +1,4 Prozent.
Aufgrund der positiven Entwicklung der wichtigsten Südtiroler Wirtschaftsindikatoren, des sich fortsetzenden Wachstums in Italien und der günstigen europäischen Konjunkturlage geht das WIFO von einer Steigerung des Südtiroler Bruttoinlandsproduktes von 2,1 Prozent im Jahr 2018 aus.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, ist über das gute Geschäfts- und Konsumklima erfreut: „Die Südtiroler Wirtschaft erlebt eine sehr positive Phase. Die Unternehmen, aber auch das Land, sollten die günstige Konjunkturlage nutzen, um sich mit den nötigen Investitionen auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung.“