Von: mk
Bozen – Umfangreiche Investitionspläne, Konsumenten mit hohem Einkommen und ein Trend zu europäischen Produkten: Die Staaten der arabischen Halbinsel bieten interessante Geschäftsmöglichkeiten für Südtiroler Unternehmen. Agrarprodukte, Lebensmittel und Produkte für den Bau aus Südtirol finden dort bereits Absatz, allerdings lag die Exportquote in die Golfstaaten 2019 nur bei 2,2 Prozent des Gesamt-Exportvolumens. Davon entfiel der Löwenanteil auf Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Es gibt also noch viel Raum für Wachstum. Um den heimischen Unternehmen die sogenannten GCC-Länder Saudi-Arabien, Kuwait, Katar, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate und Oman näherzubringen und die Exportmöglichkeiten in neue Märkte gerade jetzt in der Krise zu vertiefen, hat IDM Südtirol gestern zu einer Online-Informationsveranstaltung geladen. Expertinnen und Experten präsentierten dabei die einzelnen Märkte und standen zudem den teilnehmenden Unternehmen für Beratungsgespräche zur Verfügung.
Die natürlichen Erdöl- und Erdgasvorkommen haben den Ländern im Westen des Persischen Golfs großen Reichtum beschert: Das Durchschnittseinkommen der etwa 60 Millionen Einwohner ist hoch, auch wenn sich auch in dieser Region die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie bemerkbar machen. Fast die Hälfte der Bevölkerung (47 Prozent) kommt aus dem Ausland, verschiedenste Ethnien wie Araber, Inder und Europäer leben hier zusammen. „Westliche“ Produkte sind in den Staaten am Ufer des Persischen Golfs sehr gefragt, und der hohe Lebensstandard erlaubt den Einwohnern, für Qualität entsprechend viel auszugeben. „Genau dieses Target können unsere Unternehmen mit ihren hochqualitativen Produkten gezielt ansprechen“, sagt Vera Leonardelli, Abteilungsdirektorin Business Development von IDM. „Gut strukturierte Unternehmen, die bereits Erfahrung im Export haben, haben beste Chancen, sich mit ihren Produkten ‚made in South Tyrol‘ auf diesen Märkten zu profilieren.“ Das sei umso mehr der Fall, als die Golfstaaten stark auf den Import vieler Produkte angewiesen seien, die man selbst dort nicht herstelle.
Den ausgezeichneten Ruf von Produkten aus Europa in den Staaten am Persischen Golf bestätigt auch Philipp Straehl von VSM – Varwijk Straehl Management Consultancy llc, einem in Dubai ansässigen Beratungsunternehmen, der beim Info-Event von IDM über die Marktchancen in Saudi-Arabien, Bahrain und Kuwait sprach. Ein wichtiges Thema für die Konsumenten sei unter anderem sogenanntes „good food“, also hochwertige Lebensmittel. „Dabei steht ‚good‘ für ‚gut für meine Gesundheit, für die Umwelt und für die Bauern und Hersteller‘ oder auch biologische Lebensmittel“, erklärte Straehl bei der Veranstaltung und gab zudem Tipps, wie man sich in diesen Märkten bei der Geschäftsanbahnung am besten verhalten sollte. Straehl empfiehlt, dass man sich mindestens drei bis vier Mal im Jahr im Markt der Wahl aufhalten sollte, weil die menschliche Beziehung in den Ländern der arabischen Halbinsel sehr wichtig sei. Deshalb sei es auch wichtig, nach einem Termin nachzufassen – und zwar mehrmals und immer persönlich. Dass Geschäftsverhandlungen mit arabischen Kunden länger dauern können als in Europa gewohnt, unterstrich Giovanna Remondini, Unternehmensberaterin und zertifizierter Business Coach. Bei der Veranstaltung zur arabischen Halbinsel informierte sie über die Vereinigten Arabischen Emirate und den Oman. Ihr Rat an Südtiroler Unternehmen: „Definieren Sie eine Unique Selling Proposition, also ein Alleinstellungsmerkmal beim Verkauf, das ‚Made in South Tyrol‘ widerspiegelt!“
Spätestens ab 1. Oktober wird sich dazu eine einzigartige Gelegenheit ergeben, wenn die Expo in Dubai ihre Tore öffnet. Sie soll der Region einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung bescheren. 25 Millionen Besucher werden bis zum Expo-Ende am 31. März 2022 in der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate erwartet, die ohnehin als touristische Destination in einer Liga mit New York, London oder Hongkong mitspielt: ein guter Zeitpunkt also, um Netzwerke aufzubauen und die Chancen zu vertiefen, die diese Märkte bieten. Weiterer Anziehungspunkt wird die Fußballweltmeisterschaft sein, die 2022 in Katar ausgetragen wird. IDM Südtirol unterstützt die Südtiroler Unternehmen, die in die Golfstaaten exportieren möchten, nicht nur mit Info-Events, sondern auch, indem man Kontakte und Geschäftspartner vor Ort findet, die Betriebe zu bürokratischen Abläufen berät und maßgeschneiderte Export-Projekte startet.