Von: mk
Bozen – Retouren – also Waren, die online bestellt werden und einfach wieder kostenlos zurückgeschickt werden – sind ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells des Onlinehandels und verursachen für diesen erheblichen Aufwand sowie hohe Kosten. „Diese Problematiken zeigen derzeit eindeutig die Entwicklungen im Geschäft der weltweiten Onlinegiganten auf“, so der hds – Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol.
So verabschieden sich der Reihe nach die bekannten Onlineriesen immer mehr mit ihren Retouren-Zentren von ihren derzeitigen Standorten in Mitteleuropa in Richtung Osteuropa – um Kosten zu sparen. Dort sollen in Zukunft etwa alle Retouren aus Deutschland bearbeitet werden.
„Die Rücksendungen sind ein kostenintensives Geschäft für die Konzerne. Aus Wettbewerbsgründen veröffentlichen die Unternehmen ihre Retourenquoten nicht, sie liegen aber – je nach Warengruppe – teilweise im zweistelligen Bereich. Das interessiert die Kunden wenig. Wichtig ist, dass die Dienstleistung reibungslos läuft. Was aber dieser Logistik-Irrsinn für Verkehrs- und Umweltbelastung und die Lebensqualität in unseren Dörfern und Städten mit sich bringt, ist für die meisten kein Thema“, kommentiert hds-Präsident Philipp Moser.
Die Wirtschaftswissenschaftler der auf Retourenforschung spezialisierte Universität Bamberg fordern bereits seit geraumer Zeit für den Onlinehandel eine Rücksendegebühr für Retouren. „In einer Studie zeigen die Retourenforscher auf, dass laut Onlinehändlern schon eine Rücksendegebühr von rund drei Euro die Zahl der Rücksendungen um 16 Prozent senken würde“, erklärt der hds. In Deutschland etwa entspräche das bei 490 Millionen zurückgeschickten Artikeln im Jahr 2018 etwa 80 Millionen Retouren weniger.
„Diese Erkenntnisse fordern uns zum Handeln auf. Wir können nicht weiter zusehen, was sich täglich innerhalb unserer Orte und Zentren abspielt: Unzählige Lieferwägen beherrschen von früh bis abends den Verkehr und prägen somit das Ortsbild. Sie verstopfen unsere Straßen, sorgen für sinnlosen Verkehr, und Paketboten stöhnen noch dazu wegen schlechter Arbeitsbedingungen“, beschreibt hds-Präsident Philipp Moser die Lage. Ein Umdenken und ein Einwirken im Konsumverhalten seien dringend notwendig.
In diesem Zusammenhang müsse auch Druck aufgebaut werden, damit eine Digitalsteuer eingeführt wird. „Die Zeit ist reif für eine Webtax für digitale Großkonzerne, die bis dato hierzulande dank Steueroptimierungen und -verschiebungen in andere Staaten keine Steuern für ihre erwirtschafteten Umsätze zahlen. Mit einer Digitalsteuer sollen eklatante Steuerlücken und Schlupflöcher geschlossen und damit Onlinekonzerne in die Pflicht genommen werden“, so Moser. Derzeit haben gerade stationäre Betriebe im Handel einen enormen Wettbewerbsnachteil gegenüber den Onlinegiganten.
Nun gilt es mehr Mut, um auch eine länderübergreifende, internationale Lösung zu finden. „Das Thema geht zwar weit über unsere Landeskompetenz hinaus, kann jedoch sehr wohl politisch vorangetrieben werden“, betont abschließend der hds-Präsident.