Von: luk
Bozen – Wie können Südtiroler Unternehmen dem Mangel an hochqualifizierten Mitarbeitern entgegenwirken und qualifizierte Arbeitskräfte langfristig und erfolgreich an sich binden? Aufschlussreiche Experten- und Praxisvorträge haben dies bei der heutigen Tagung in der Handelskammer Bozen aufgezeigt. Die Veranstaltung stieß mit über 130 Teilnehmer auf großes Interesse.
Die Beschäftigungssituation ist in Südtirol für die Mitarbeiter aktuell sehr gut: Die Zahl der Erwerbstätigen ist in den letzten Jahren gestiegen und jene der Arbeitslosen gesunken.
Es gibt jedoch einige Schwachpunkte, wie zum Beispiel die oft fehlenden beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten, weshalb viele hochqualifizierte Südtiroler ins Ausland abwandern. 32 Prozent der Südtiroler Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als ein aktuelles Problem im eigenen Betrieb, informierte Urban Perkmann, Leiter des Bereichs Studien des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung in seinem Vortrag. Dem kann aber aktiv entgegengewirkt werden, zum Beispiel durch eine bessere Nutzung der verschiedenen Kanäle zur Personalsuche, flexible Arbeitszeiten und durch interessante Weiterbildungen für Fachkräfte.
Diese Ansicht vertrat auch Dorotea Mader, die im Bereich Human Ressource Consulting tätig ist und einen Vortrag mit dem Titel „Der Arbeitgeber wird zur Marke. Nice-to-have oder Überlebensstrategie?“ hielt: „Beim Employer Branding baut das Unternehmen eine Arbeitgebermarke auf, die die Stärken des Betriebs hervorhebt und für Fachkräfte attraktiv ist. Die Einbindung der eigenen Mitarbeiter in diesen Prozess ist ungemein wichtig, denn zufriedene Fachkräfte bringen gute Leistungen, sind motivierter und verbreiten das gute Image des Unternehmens.“
Einen praxisbezogenen Einblick erhielten die Anwesenden von Michael Reifer vom Brixner Fassadenbauunternehmen Frener & Reifer und Vertreter des Unternehmerverbandes im Bezirk Eisacktal-Wipptal, der über das Innovationsnetzwerk „innoValley Eisacktal-Wipptal“ sprach. Das Netzwerk setzt sich aus mehreren führenden Unternehmen aus dem Eisacktal und Wipptal zusammen und will mit verschiedenen Initiativen verstärkt in den Bereichen Schaffung von Exzellenz- und Kompetenzzentren schaffen sowie im Standortmarketing und in der Personalentwicklung tätig werden.
Die Region Stuttgart hat bereits eine langjährige Erfahrung im Bereich der Netzwerk- und Fachkräftearbeit, berichtete die Referentin Anna Spechtenhauser vom Europabüro der Region Stuttgart. So unterstützt beispielsweise ein „Welcome Center“ lokale Unternehmen bei der Suche und Integration internationaler Fachkräfte. Das „Dual Career Center“ hilft den Lebenspartnern der neu rekrutierten Mitarbeiter ebenfalls eine berufliche Perspektive aufzubauen.
Abschließend kündigte WIFO-Direktor Georg Lun die Networking-Treffen „Talente-Aperitivo“ an, die im November an den Universitäten in München, Wien und Graz organisiert werden. In einem lockeren Ambiente können dabei Südtiroler Unternehmen mit Südtiroler Studenten, die in diesen Städten studieren, erste Kontakte knüpfen, aus denen sich in der Folge Arbeitsmöglichkeiten ergeben können.
„Im Vergleich zu anderen europäischen Regionen ist der Fachkräftemangel in Südtirol noch relativ überschaubar. Dennoch muss der Südtiroler Arbeitsmarkt attraktiver werden, um in Zukunft international konkurrieren zu können. Die begonnenen Initiativen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung“, so Handelskammerpräsident Michl Ebner.
Die vom WIFO veröffentlichte Studie „Brain Drain – Brain Gain: Wie attraktiv ist Südtirols Arbeitsmarkt?“ ist unter folgendem Link verfügbar: www.wifo.bz.it