Von: luk
Bozen – Die innerfamiliäre Übergabe landwirtschaftlicher Betriebe ist in Südtirol die Regel. In einigen Fällen aber fehlen Nachfolgerinnen und Nachfolger – oder sie möchten den Hof nicht weiterführen. Damit das Lebenswerk „Bauernhof“ dennoch erhalten bleibt, bietet der Südtiroler Bauernbund (SBB) die Möglichkeit der außerfamiliären Hofübergabe. Das Projekt wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion auf der Landwirtschaftsmesse Agrialp in der Messe Bozen heute (Sonntag) vorgestellt.
Mehr als ein Dutzend Höfe, so zumindest die Schätzung, werden Jahr für Jahr aufgegeben und verkauft. Häufig werden sie von finanzstarken Käuferinnen und Käufern erworben, die die Gebäude als Zweitwohnsitz nutzen. Die Bewirtschaftung der Flächen bleibt oft aus. Dadurch geht landwirtschaftliches Know-how verloren, Flächen verwildern, dörfliche Strukturen verändern sich. „Mit der außerfamiliären Hofübergabe möchten wir sicherstellen, dass auch jene Höfe weiterbewirtschaftet werden, die innerfamiliär keine Übernehmer finden“, betonte SBB-Landesobmann Daniel Gasser bei der Vorstellung der außerfamiliären Hofübergabe. Landesbäuerin Antonia Egger ergänzt: „Unser Ziel ist es, Höfe an Menschen weiterzugeben, denen die Landwirtschaft ein Herzensanliegen ist.“
Da die Hofübergabe für viele Familien ein sehr emotionaler Schritt ist, bietet der Südtiroler Bauernbund umfassende Unterstützung. Erste Ansprechpartner sind die Bezirksbüros des SBB. „Hofbesitzerinnen und -besitzer, die keine familiäre Nachfolge haben und eine Schenkung an externe Übernehmer in Betracht ziehen, können sich ab sofort direkt bei uns melden“, erklärte Stefan Ganner, Leiter des Bezirksbüros in Meran. Mit einem Fragebogen werden Wünsche, Vorstellungen und eine Betriebsbeschreibung erhoben.
Interessierte, die einen Hof übernehmen und bewirtschaften möchten, können sich jährlich zwischen Januar und Mai bewerben. Fachliche Vorkenntnisse sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung. „Meist scheitert eine Übergabe nicht am Fachlichen, sondern am Zwischenmenschlichen“, so Ganner.
Wie herausfordernd – aber auch bereichernd – eine außerfamiliäre Übergabe sein kann, schilderte Margareth Hofer Vanzetta, die mit ihrer Familie selbst einen Hof übernommen hat: „Die größte Herausforderung war das Zwischenmenschliche. Man übernimmt einen Hof von Fremden, die man erst kennenlernen muss.“ Bei der Übernahme wurden klare Vereinbarungen festgehalten – von Lebensmittelmengen bis zu Fahrdiensten. „Wenn sich alle an Abmachungen halten, wächst Vertrauen und das Zusammenleben gelingt.“
Nach dem Sammeln von Informationen über die Fragebögen folgt das sog. Matching. Ein vom SBB beauftragter berufsmäßiger Makler überprüft, ob es Übereinstimmungen hinsichtlich der Vorstellungen der Hofübergeber und der potenziellen Übernehmer gibt. „Der Hof muss im Mittelpunkt stehen“, betonte Alexander Benedetti, Präsident der Südtiroler Maklervereinigung. „Wir suchen Menschen, die sich mit dem Hof identifizieren und mit den Übergebern harmonieren.“ Diskretion sei dabei oberstes Gebot.
Stimmen die Erwartungen überein, kommt es zu einem Kennenlernen. Verläuft dieses harmonisch und vertrauensvoll, folgt der vielleicht wichtigste Schritt: die Probephase.
Als freiwillige Helfer über den Verein Freiwillige Arbeitseinsätze, mit einem Arbeitsverhältnis oder als Pächter bewirtschaften beide Seiten den Hof über einen bestimmten Zeitraum gemeinsam. „Diese Probezeit ist wichtig, um sich noch besser kennenzulernen und zu prüfen, ob die Zusammenarbeit langfristig tragfähig sein kann. Verläuft auch diese Phase für alle Seiten harmonisch und vertrauensvoll, kann eine Übergabe erfolgen – zeitnah oder zu einem späteren Zeitpunkt.“ Die Übergabe selbst erfolgt durch einen Schenkungsvertrag, in dem sämtliche Bedingungen, wie etwa das Wohnrecht für die Hofübergeber, klar geregelt werden.
Dieser und alle vorherigen Schritte werden vom Südtiroler Bauernbund und den bäuerlichen Lebensberaterinnen auf Wunsch begleitet.




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