Von: bba
Bozen – Welches Potenzial hat Industrie 4.0 für Klein- und Mittelbetriebe? Eine Frage, der sich zu Beginn dieser Woche ein Workshop der Vereinigung AITEM (Associazione Italiana di Tecnologia Meccanica) widmete, organisiert von der Gruppe für Produktionsingenieurwesen unter Leitung von Professor Dominik Matt am Campus der unibz. Heute und morgen behandelt eine Tagung der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Arbeitswissenschaften und Betriebsorganisation das Thema am NOI Techpark.
Südtirols Klein- und Mittelbetriebe, das Rückgrat der heimischen Wirtschaft, stehen derzeit vor einer der größten und zugleich chancenreichsten Herausforderungen der jüngeren Vergangenheit: der Anpassung an eine Produktionswelt, die von den Technologien der Industrie 4.0 revolutioniert wird. An der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik widmet sich eine Forschungsgruppe rund um Professor Dominik Matt den Prozessen und Technologien dieser weiteren industriellen Revolution und begleitet lokale Betriebe bei diesem Umstellungs- und Anpassungsprozess.
In diesem Zusammenhang organisierten Professor Matt, die Forscher Erwin Rauch und Pasquale Russo Spena bereits am Montag, den 10. September einen Workshop mit über 80 Professoren und Forschern aus den Bereichen Technologien und Produktionssysteme, um gemeinsam das Potenzial der Industrie 4.0 für KMU zu beleuchten. Vortragende lokaler Unternehmen sowie Forschungszentren aus dem deutschen und italienischen Sprachraum berichteten über ihre konkrete Erfahrungen mit der Implementierung von Technologien der Industrie 4.0.
Professor Dominik Matt stellte das neue Smart Mini Factory Lab der Freien Universität Bozen und aktuelle Forschungsprojekte vor, während Professor Joachim Warschat von Fraunhofer IAO in Stuttgart über Erfahrungen von Klein- und Mittelbetrieben in Baden-Württemberg berichtete. Die lokale Wirtschaft wurde von den Vortragenden Florian Niedermayr (Intercable), Paolo Benatti (BLM-Adige) und Michael Reifer (Frener & Reifer) vertreten, die darüber erzählten, wie in ihren Unternehmen mit den Herausforderungen der digitalen Transformation umgegangen wird und welche Chancen und Probleme ihnen bei der Implementierung von Themen der Industrie 4.0 begegnen.
„Industrie 4.0 ist ein Entwicklungsprozess, der nicht nur zu mehr Automatisierung, sondern auch einer größeren Vernetzung der industriellen Produktion führt und das gesamte verarbeitende Gewerbe immer tiefgehender verändern wird“, sagt Professor Dominik Matt. In Südtirol, wo der Produktionssektor fast ausschließlich aus KMUs besteht, sieht er die Gefahr, dass die Chancen der vierten industriellen Revolution aus Mangel an finanziellen Mitteln und einer spezialisierten und multidisziplinären wissenschaftlichen Begleitung nicht ausreichend genutzt werden können. „Deshalb bieten wir mit Initiativen wie dieser einmal mehr eine noch engere Zusammenarbeit der Freien Universität Bozen mit der lokalen Wirtschaft an“, unterstreicht Dominik Matt. Der Workshop von AITEM am Bozner Campus konnte mit Unterstützung folgender Sponsoren abgehalten werden: Alupress, Apparatebau, BLM Group, Duka, Fraunhofer Italia, Frener & Reifer, Intercable, Stahlbau Pichler und Stiftung Südtiroler Sparkasse.
Damit ist die Woche der Industrie 4.0 an der Fakultät für Naturwissenschaft und Technik noch nicht vorbei. Heute und morgen werden Dominik Matt und sein Team im NOI Techpark die Wissenschaftliche Gesellschaft für Arbeitswissenschaften und Betriebsorganisation (WGAB) empfangen, die in Südtirol ihre jährliches Forschungsseminar abhält. Die Vereinigung bemüht sich um die Förderung von Forschung und Lehre in der Arbeits- und Betriebsorganisation deutschsprachiger Universitäten. Zu ihren Mitgliedern zählt ein Kreis namhafter Professoren und Wissenschaftler aus dem deutschen Sprachraum, dessen „südlichstes Mitglied“ Professor Dominik Matt ist.
Der NOI Techpark wurde in diesem Jahr auch deshalb als Austragungsort des jährlichen Forschungsseminars gewählt, um den Willen zur Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen zu unterstreichen. Hier finden die Teilnehmer, wie auch bei den geplanten Besichtigungen von Betrieben und Labors der Freien Universität Bozen und von Fraunhofer Italia, ein ideales Umfeld für wissenschaftliche Debatten rund um das Thema KMU 4.0. Sponsoren der Tagung an diesem Freitag und Samstag sind die Unternehmen Planit, Progress Group, Moser Speck, Loacker sowie VOG.