Von: mk
Bozen – Egal ob bei einem Neubau oder bei Instandhaltungsarbeiten – Handwerker sollten auf dem Dach stets gesichert sein. Voraussetzung hierfür ist, dass sorgfältige Sicherungssysteme vorhanden sind.
In Südtirol weisen circa 80 Prozent des Baubestandes keine Absturzsicherheitssysteme auf. Zurückzuführen ist dies auf eine fehlende gesetzliche Regelung. Die Berufsgemeinschaften der Dachdecker, Zimmerer, Bau- und Galanteriespengler, Kaminkehrer und Elektrotechniker haben diese Gesetzeslücke zum Anlass genommen, eine Sensibilisierungsoffensive zu starten. Bereits vor vielen Jahren haben sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt und versucht, Lösungen zu finden. Nun wurde gemeinsam mit dem Land, dem Arbeitsinspektorat, dem Südtiroler Gemeindenverband, den Kondominienverwaltern und zahlreichen Sponsoren die Kampagne „Ohne den wäre ich nicht mehr hier“ ins Leben gerufen mit der zentralen emotionalen Aussage: Der Sicherungshaken hat mir das Leben gerettet.
„Arbeiten auf Dächern müssen nicht gefährlich sein, wenn intakte Sicherungsmöglichkeiten vorherrschen“, betonte lvh-Vizepräsident Giorgio Bergamo im Rahmen der heutigen Pressekonferenz. Ziel der Initiative sei es, dass die Handwerker sicher oben bleiben und die Hausbesitzer ruhig schlafen können. „Wir möchten vor allem an das Verantwortungsbewusstsein der Gebäudebesitzer appellieren und zeigen, mit welch geringem Aufwand Sicherungssysteme installiert werden können“, erklärte Bergamo. In dieselbe Kerbe schlug auch der Amtsdirektor des Arbeitsinspektorats Sieghard Flader: „Die Gefahrenquellen auf dem Dach werden unterschätzt. Absturzsicherheitssysteme reduzieren Unfälle, allerdings sind diese nur dann nützlich, wenn sie korrekt installiert und regelmäßig gewartet werden.“ Ziel der Kampagne sei es keine Angst zu schüren, sondern an die Vernunft der Menschen zu appellieren. „Die Sensibilisierung für mehr Sicherheit auf Südtirols Dächern ist sehr wichtig sowohl für die Hausbesitzer als auch für die Handwerker“, unterstrich Stefan Walder, Abteilungsdirektor des Wohnungsbaus. Dass Sicherheitssysteme absolut erforderlich sind, glaubt auch Alexander Frei, Vizepräsident der Kondominienverwaltervereinigung ANACI: „Das Dach ist ein Arbeitsplatz wie jeder andere, der sicher sein muss“.
Welche Folgen eine fehlende oder nicht intakte Absturzsicherung haben kann, erläuterte Herbert Dorfmann. Vor vier Jahren fiel er vom Dach und sitzt seitdem im Rollstuhl. Er appellierte vor allem an die Politik: „Es gibt viele andere italienische Provinzen aber auch viele andere Länder, wo viel mehr Dachsicherungssysteme angebracht werden als hier in Südtirol. Um eine effektive Sicherheit am Dach zu ermöglichen, sind entsprechende gesetzliche Vorschriften erforderlich.“
Kampagnenstart am 8. Oktober 2018
Nächste Woche beginnt die Sensibilisierungsaktion mit Kinospots, Plakaten an den Südtiroler Bushaltestellen, Online-Auftritten sowie mit einer Informationsbroschüre, die im laufenden Jahr allen Bauakten der Südtiroler Gemeinden beigelegt werden. Auf der Seite www.sicherheit-am-dach.it wird das Thema Absturzsicherung im Detail durchleuchtet. Geplant sind ebenso Informationsveranstaltungen zur Vorstellung verschiedener Sicherheitssysteme, die langfristigen Auswirkungen von Absturzsicherungen und die korrekte Instandhaltung.