Verfahren der Bürgerbeteiligung

Klimabürgerrat: Startschuss mit erstem Arbeitstreffen in Nals

Samstag, 27. Januar 2024 | 16:26 Uhr

Nals – Die im Klimaplan Südtirol 2040 angeführten Maßnahmen diskutieren, ergänzen und konkrete Vorschläge für deren Umsetzung erarbeiten: Das ist die Aufgabe des Klimabürgerrats. Dieser wurde eingerichtet, um die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Südtirol an der Umsetzung des Klimaplans sicherzustellen (LPA hat berichtet). Heute fand der Auftakt der Arbeiten im Bildungshaus Lichtenburg in Nals statt.

“Der Klimabürgerrat spielt eine wichtige Rolle für die erfolgreiche Umsetzung des Klima Plans Südtirol 2040”, unterstrich Ulrich Santa, Direktor der Agentur für Energie Südtirol – Klimahaus, die für die Organisation des Klimabürgerrats verantwortlich zeichnet. “Mit Ihrer Mitarbeit, mit Ihrem Beitrag können Sie diesen Prozess bereichern und die Politik bei der Entscheidungsfindung in Sachen Nachhaltigkeit unterstützen”, wandte er sich an die anwesenden Bürgerinnen und Bürger.

Klaus Egger, Sonderbeauftragter für Nachhaltigkeit des Landes, dankte allen, die Zeit und Energie in dieses innovative Verfahren der Bürgerbeteiligung investieren und am Klimabürgerrat mitarbeiten: “Sie sind der Querschnitt Südtirols, Sie können daran arbeiten, mit Hoffnung und Vertrauen, diese große Transformation mitzugestalten.”

Innovatives Verfahren der Bürgerbeteiligung

Der Klimabürgerrat wird von einem professionellen Moderatorenteam geführt und begleitet. Prozessbegleiterinnen Sabine Frei und Cornelia dell‘Eva gaben einen Überblick über den gesamten Beteiligungsprozess: “Nach dem Grundsatzbeschluss der Landesregierung im Jahr 2021 wurde vor rund einem Jahr mit der Vorbereitung des Klimabürgerrats begonnen. Heute starten wir nun mit der Arbeit”, berichtete Frei. “Jeder Bürgerrat lebt vom Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Vielfalt der verschiedenen Meinungen sichtbar wird, dass alle gehört werden, zuhören und neugierig bleiben.” Bis Juni 2024 sind insgesamt fünf Arbeitstreffen geplant.

Die Ergebnisse des Klimabürgerrats werden in einem Abschlussdokument festgehalten und im September der Südtiroler Landesregierung vorgestellt. Für Landeshauptmann Arno Kompatscher besteht der Auftrag des Klimabürgerrats darin, ein Abschlussdokument zu schaffen, das die Gesetze, Pläne und künftigen politischen Entscheidungen beeinflussen kann: “Wenn dies gelingt, kann die Arbeit wegweisend für künftige partizipative Prozesse sein.” Im Herbst wird die Landesverwaltung die Vorschläge dann auf ihre technische und rechtliche Machbarkeit hin überprüfen und eine Entscheidungsgrundlage für die Landesregierung vorbereiten. “Ganz wichtig: Es werde eine verbindliche Rückmeldung an den Klimabürgerrat geben, was mit den Vorschlägen konkret passiere, so Kompatscher.

“Ohne gesicherte Grundinformation ist keine erfolgreiche Partizipation möglich”, unterstrich Marc Zebisch, Koordinator des wissenschaftlichen Fachbeirats, der den Klimabürgerrat berät, und Leiter des Zentrums für Klimawandel und Transformation an der Eurac ist. “Im Fachbeirat sitzen Wissenschaftler aus ganz Südtirol, die ihr Wissen dem Bürgerrat zur Verfügung stellen. Nach den heutigen Inputs werden sie den gesamten Prozess über für Fragen der Arbeitsgruppen zur Verfügung stehen.” Zebisch gab einen Einblick in die Fakten rund um den Klimawandel global und in Südtirol: “Wir sind mitten im Klimawandel, aktuell stehen wir bei 1,1 Grad Erwärmung”, erklärte Zebisch. “Fakt ist, dass wir den Wandel nicht aufhalten, ihn aber noch begrenzen können und das ist unsere Pflicht.” Dazu seien die vorhandenen Technologien und die Natur zu nutzen. Und es brauche Regelungen, Strategien der Klimaanpassung, wie den Klimaplan.

Klimaneutralität bis 2040

An die Zielsetzung des Klimaplans Südtirol 2040 erinnerte Gottfried Tappeiner von der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik der Universität Innsbruck: “Südtirol bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu machen, darauf zielt der Klimaplan ab. Das Zwischenziel sind minus 55 Prozent bis zum Jahr 2030.” Dieser Wandel sei mithilfe der erneuerbaren Energien und der Wirtschaft schaffbar. Die Priorität müssten die Umwandlungstechnologien sein. Auch in die Verhaltensänderungen zu investieren, sei ein zwar langfristiges, aber starkes Instrument. Tappeiner bat die Bürgerinnen und Bürger auch um eine Priorisierung der mehr als 150 konkreten Maßnahmen in den 17 Aktionsfeldern, die der Klimaplan enthält.

Einblick in die Arbeit des Klimabürgerrats in Österreich gab Ines Omann, Prozessleiterin Klimarat Österreich, die per Video zugeschaltet war. “Mut haben zu radikalen Lösungen und sagen, was einem wichtig ist, aber auch offen für andere Meinungen sein”, riet sie den Südtiroler Teilnehmenden des Klimabürgerrats.

Fünf Themenbereiche

Mobilität, Wohnen, Energie, Konsum und Produktion sowie Ernährung und Landnutzung lauten die fünf Makro-Themen, mit denen sich der Südtiroler Klimabürgerrat befasst. Außerdem spielen die Querschnittsthemen Kommunikation & Bewusstseinsbildung und Soziale Gerechtigkeit eine Rolle. Heute (27. Jänner) haben die Bürgerinnen und Bürger die Arbeiten in den fünf Arbeitsgruppen des Klimabürgerrats aufgenommen. Zuvor gab es Inputs durch Fachpersonen in den Themenbereichen. Am morgigen Sonntag (28. Jänner) werden die Diskussionen in den Arbeitsgruppen fortgeführt. Das nächste Treffen des Klimabürgerrats wird Ende Februar in Bozen stattfinden.

Der Klimabürgerrat besteht aus einer repräsentativen Gruppe von 50 Bürgerinnen und Bürgern, die vom Landesstatistikinstitut ASTAT mittels Stichprobenziehung ausgewählt wurden. Dazu kommen sechs Jugendliche – jeweils drei junge Frauen und Männer -, die in Zusammenarbeit mit dem Jugendring ermittelt wurden.

Weitere Infos finden sich auf dem Webportal Klimaland.bz, auf dem der gesamte Beteiligungsprozess dokumentiert wird.

Von: luk

Bezirk: Burggrafenamt

Kommentare
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Savonarola
3 Monate 20 Tage

Wieder mal so ein medienträchtig gut inszeniertes aufwendiges Kompliziertprozedere, wo man den Eindruck erweckt, man lässt viele bis alle mitreden, bis dann die Ergebnisse entweder komplett idiotisch und realitätsfern sind oder auf Nimmerwiedersehen in einer Schublade verschwinden, nur weil sie denen da oben doch nicht passen. Wäre ja nicht das erste Mal.

Doolin
Doolin
Kinig
3 Monate 20 Tage

…wie beim Autonomiekonvent…

Oracle
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Kinig
3 Monate 19 Tage
@Savonarola ….. was ist Demokratie? Es gibt da sehr viele Formen. So ist auch der Klimabürgerrat eine Form, Bürger miteinzubeziehen. Leider hat der größte Teil der Bevölkerung kein fundiertes Wissen, um objektiv zu bewerten und zu entscheiden. Wir kennen ja von vornherein die Probleme und hätte auch schon die Lösungen. Aber wir sehen in Ulten (Pumpspeicherkraftwerk) oder auf der Malser Haide (Windräder), dass man zwar nachhaltig und umweltbewusst sein möchte, nur nicht bei sich selber! Wir wissen, dass der Verkehr ein rießiges Problem für die Umwelt ist, jedoch weiter mit dem Auto herumfahren, oder? Deshalb ist es vor allem das… Weiterlesen »
Oracle
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Kinig
3 Monate 19 Tage

@Doolin….. man sollte den Kontext, in dem damals der Konvent geboren ist und welchen Zweck er hatte, nicht vergessen!

info
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Universalgelehrter
3 Monate 20 Tage

Gute Arbeit!

Oracle
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Kinig
3 Monate 20 Tage

@info… auch die Ultner?

Stryker
Stryker
Superredner
3 Monate 20 Tage

Klimaneutral bis 2040?

Klimaneutralität bedeutet, dass menschliches Handeln das Klima nicht beeinflusst. Eine klimaneutrale Wirtschaft setzt also entweder keine klimaschädlichen Treibhausgase (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) frei oder die Emissionen werden vollständig ausgeglichen.

Net mochbor wer lei a bissl Ohnung von Energieverbrauch der Industrie,Tourismus und Privatwirtschoft hot.

Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 20 Tage

@Stryker… wenn jeder Häuslebesitzer auf dem eigenen Dach ein paar Paneele und eine Batterie installieren würde, könnte man schon Einiges an fossilen Brennstoffe einsparen. Klimaneutral ist hingegen schon eine Ansage…

So ist das
3 Monate 20 Tage

…Für Landeshauptmann Arno Kompatscher besteht der Auftrag des Klimabürgerrats darin, ein Abschlussdokument zu schaffen, das die Gesetze, Pläne und künftigen politischen Entscheidungen beeinflussen kann…

Wohl eher eine Pseudo-Arbeitsgruppe um guten Willen zu zeigen, deren Vorschläge dann im Papierkorb landen 🤔🤔🤔

Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 20 Tage

@So ist das … jeder hat es auch selber in der Hand. Nicht nur die Politik dafür verantwortlich machen! Autokauf macht jeder selber! Wie heizen, entscheidet auch jeder für sich, sowie auch wo und wie man in den Urlaub fährt/fliegt. Deshalb statt jammern, beginnen bei sich etwas zu tun!

So ist das
3 Monate 19 Tage

@Oracle
Jammern bringt nie was voran, genauso wenig wie manche Arbeitsgruppe.
Die Ausnahme bilden die Lobbys der Politik, wenn die jammwnr, kriegen sie dann Beiträge 🫢🫢🫢

Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 19 Tage

@so ist das …. naja, Interessenvertretung in Politik und Gesellschaft finde ich selbstverständlich und nicht schlecht, wie es einige grünlinke kolportieren. Vom Verband der Freiwilligen Feuerwehren über die Dachverbände für Soziales, Musik, Gesang,oder Hgv oder Lvh oder Fischer. Alle vertreten das Interesse der jeweiligen Mitglieder. Warum sollte das schlecht sein? Dann auch die Lobby/ Vertretung der Arbeitnehmer, also die Gewerkschaften schlecht? Der LandesAVS bekommt ja auch jetzt wahrscheinlich mehr Beiträge, weil sie ständig jammern….

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 20 Tage

Dann hoffen wir mal, dass die Schublade, in der die Ergebnisse des Autonomiekonvents abgelegt sind, groß genug ist, um auch jene des Klimabürgerrates aufzunehmen…
Die Politik interessiert ja doch nicht, was die Bürger denken!
Die sind sich selbst genug!

Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 19 Tage
@krokodilstraene …… ich möchte objektiv bleiben und dieser Vergleich ist wohl jetzt mal etwas weit hergeholt. Der Autonomiekonvent hat seine Arbeit getan, aber in der Zwischenzeit haben sich die Rahmenbedingungen geändert, die Ansprechpartner sind andere. Wir können leider das Autonomiestatut nicht im Alleingang und beliebig abändern. Das sollte man auch bedenken, bevor man das einfach negativ abstempelt! Realpolitik ist gar nicht einfach! Wie gern möchte man bestimmte Dinge durchsetzen, weil man davon überzeugt ist? Aber zum Schluss, ist es wie in einer Familie, bei der Frage, wo man in den Urlaub fährt. Klingt zwar einfach, ist es aber doch nicht… Weiterlesen »
Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 19 Tage
Klimarat ist sicherlich gut, um einen Konsens zu finden. Ich gehe aber davon aus, dass die allermeisten Teilnehmer kein fundiertes Fachwissen haben, um objektiv zu urteilen. In Zeiten der sozialen Medien und Netzwerke, werden Personen schnell und umfangreich mit vielen Infos überschwemmt und man kann diese auch schnell beeinflussen. Man denke nur an das Thema Speicherbeckenbau. Für viele ist das negativ und problematisch, warum auch immer. Wobei Speicherbecken eigentlich nicht das Problem sind, sondern eine der vielen Lösungen des Problems “Wasserknappheit und Sicherung der Versorgung”. Oder im Ulten, wo die Verlegung einer Leitung so ein Problem darzustellen scheint, obwohl das… Weiterlesen »
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