Tag der offenen Tür beim Arbeitsrehabilitationsdienst Handswork in Meran

Kunstwerke und Perspektiven aus Holz

Donnerstag, 09. November 2023 | 16:10 Uhr

Meran – 15 Mitarbeitende, davon vier Frauen und elf Männer sind bei Handswork in Meran beschäftigt. Sie fertigen Holzarbeiten an. Die Verantwortlichen und Mitarbeitenden haben am heutigen Donnerstag, 9. November 2023, die Türen des Arbeitsrehabilitationsdienstes geöffnet und ihre Werkstücke der interessierten Nachbarschaft und Mitarbeitenden anderer sozialer Dienste vorgestellt. Seit 2001 wurden bei Handswork in Meran 145 Menschen begleitet, fast 90 Prozent davon Männer. Seit fünf Jahren befindet sich die handwerklich orientierte Werkstätte in der Kuperionstraße 6 in Untermais.

Die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Hands Onlus Marisa Turchetti, der Verwaltungsrat Luigi Loddi, der Direktor von Hands Bruno Marcato und die Koordinatorin von Handswork, Sozialarbeiterin Eva Zadra, haben dem interessierten Publikum die handgefertigten Produkte vorgestellt, mit denen Menschen in oder nach einer schwierigen Lebenszeit über das Arbeitstraining wieder eine berufliche Perspektive finden.

Insgesamt haben 145 Personen einen Zugang zum ARD bekommen, manche wurden aufgrund der Rückfälle entlassen und zu einem anderen Zeitpunkt ihres Lebens wieder aufgenommen.

70 Prozent der 145 Betreuten der vergangenen 22 Jahre hatten Alkoholprobleme, zehn Prozent waren von illegalen Substanzen abhängig, drei Prozent litten an Spiel- und Medikamentensucht, sechs Prozent hatten eine Doppeldiagnose – Sucht und psychisch krank – und weitere elf Prozent waren aus psychosozialen Gründen bei Handswork beschäftigt. Die Koordinatorin Eva Zadra unterstrich bei der heutigen Vorstellung des Dienstes, dass ein Teil der betreuten Personen in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihr Leben wieder in Griff bekommen hat und die Sucht nachhaltig besiegen konnte. Von den 145 begleiteten Personen konnten 18 Personen nach dem Arbeitstraining bei Handswork in eine reguläre Arbeit integriert werden. Vier Prozent der betreuten Personen erreichten während des Betreuungsprogrammes das Pensionsalter und wurden in die Alters- oder Sozialrente entlassen. Jede sechste Person verstarb während des Trainings-Programms oder nach der Entlassung.

Der Arbeits-Rehabilitationsdienst Handswork bereitet Männer und Frauen auf die Arbeitswelt vor. Menschen lernen nach einer Suchterkrankung oder in einer schwierigen sozialen Notlage, sich wieder an Regeln der Arbeitswelt und der Arbeitssicherheit zu halten, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Arbeitswelt integriert werden zu können. Hierfür werden ständig Praktika-Möglichkeiten gesucht, damit die Mitarbeitenden neue Erfahrungen machen. Sie gewöhnen sich an den Umgang mit Maschinen und Werkzeugen und an die Reinigung des Arbeitsplatzes. Die Arbeit mit Holz ist praxisorientiert und gebe den Begleiteten Sinn, sagte Eva Zadra. Handswork restauriert alte Möbel, die Mitarbeitenden produzieren Dekorationsgegenstände aus Holz, verschönern und personalisieren Holzprodukte farblich und übernehmen gerne auch Serienarbeiten. Bei der Ausführung der Arbeiten legen die Verantwortlichen Wert auf Sauberkeit und auf eine gute Qualität der Produkte. Die angefertigten Holzwerke werden im Showroom in der Kuperionstraße 6 in Meran ausgestellt und zum Verkauf angeboten.

Eva Zadra erzählte von vielen zufriedenen Kund*innen, vom Stolz und den leuchtenden Augen der Mitarbeitenden, wenn ihr Produkt verkauft werden. Am Bauernmarkt erklären die Mitarbeiter*innen von Handswork potentiellen Kund*innen die Arbeitsschritte und freuen sich über das Interesse: „An ihrer Körperhaltung wird sichtbar, wie gut ihnen das tut.“ Geburtstage werden bei Handswork monatlich gefeiert. Die Menschen spüren Anerkennung, erleben Zugehörigkeit, Wertschätzung und Selbstwirksamkeit.

„Sucht hat viele Ursachen“, erklärte die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Hands Marisa Turchetti. Sucht könne in jeder Familie und in jedem Alter vorkommen. Sucht treffe arme Menschen genauso wie reiche und trete bei gut ausgebildeten Personen genauso auf wie bei bildungsfernen. Verwaltungsrat Luigi Loddi erklärte: „Manche suchtkranke Menschen werden wieder gesund, bei manchen Menschen kommt die Sucht wieder, manche Menschen müssen mit ihrer Sucht leben, andere sterben daran.“ Der Verlauf einer Suchterkrankung gestalte sich bei jedem suchtkranken Menschen anders, sagte der Direktor des Vereins Bruno Marcato. Wichtig zu betonen sei, dass alle suchtkranken Menschen etwas machen können, damit sie gesund werden oder mit der Krankheit gut umgehen können.

Von: luk

Bezirk: Burggrafenamt