Von: mk
Bozen – Welche Möglichkeiten hat die öffentliche Hand, um Wohnen leistbar zu machen? Die wohnbaupolitischen Maßnahmen in der Euregio wurden heute in Bozen verglichen.
Wie kann die Leistbarkeit von Wohnungen, insbesondere für sozial schwache Haushalte, sichergestellt werden? Die Frage nach leistbarem Wohnen stand heute (Freitag, 23. September 2016) im Mittelpunkt der Tagung “Leistbares Wohnen – Ansätze in der Euregio”, die Wohnbauinstitut und Landesabteilung Wohnbau im Landhaus 1 in Bozen gemeinsam veranstaltet haben. Dabei wurden die wohnbaupolitischen Maßnahmen und die Situation in den drei Euregio-Ländern, Tirol, Südtirol und dem Trentino, verglichen. Gemein ist den Alpenregionen, dass die Bauflächen beschränkt sind. Besonders in den Ballungszetnren ist die Wohnraumnachfrage groß. Das spiegeln Kauf- und Mietpreise wider.
Hauptaugenmerk auf besonders Bedürftige
“75 Prozent der Südtiroler wohnen in eigenen vier Wänden”, erklärte der in Südtirol für Wohnbau zuständige Landesrat Christian Tommasini zum Auftakt der Tagung. Dies sei nicht zuletzt der nachhaltigen und weitsichtigen Wohnbaupoltik und der großzügigen Investitionen des Landes in diesen Bereich zu danken. Was das verbleibende Viertel der Bevölkerung angehe, so gelte das Hauptaugenmerk den besonders Bedürftigen, darunter auch den Personen mit Migrationshintergrund. Landesrat Tommasini betonte, dass die Wohnbaupolitik den gesellschaftlichen Entwicklungen ebenso Rechnung tragen müsse, wie den Bedürfnissen der jungen Generation, die Flexibilität und Mobilität groß schreibe. Das Wohnen, so forderte der Landesrat, sei nicht als isolierter Bereich zu sehen. Vielmehr müssten die verschiedenen Behörden zusammenarbeiten, um ein generationsübergreifendes Wohnen und eine gesellschaftliche Vernetzung zu ermöglichen.
Lob für Südtirols Wohnbaupolitik
Lob für Südtirols Wohnabupolitik kam von Luca Talluri, der als Federcasa-Präsident 110 Wohnbauinstituten vorsteht, die Italien-weit 950.000 Wohnungen verwalten. Südtirols Wohnbaupolitik sei beispielhaft für ganz Italien. Das Thema Wohnen habe an Aktualität nichts verloren. In Italien werde ihm wieder Vorrang eingeräumt, was strukturelle Entscheidungen notwendig mache, so Talluri. Ungeachtet der Notwendigkeit auch weiterhin Sozialwohnungen bereitzustellen, müssten neue Wege des sozialen Wohnens beschritten und erprobt werden. Zu diesem Zweck sollten Stiftungen und Wohnbauinstituten zusammenwirken.
Einen Überblick über die Mietwohnungspolitik in den drei Euregio-Ländern gaben dann der Geschäftsführer von “Neue Heimat Tirol”, Klaus Lugger, der Präsident von ITEA Trient, Salvatore Ghirardini, und Wobi-Präsident Heiner Schweigkofler darlegen. Anschließend schilderte Leonhard Resch von der Arche im KVW das Modell der Wohnbaugenossenschaften in Südtirol.
Neue Wohnformen: Pilotprojekt in Bozen
Ganz konkret wurde das Thema “neue Wohnformen” am Nachmittag. Im Anschluss an die Tagung fand im Innenhof des Palais Widmann ein Workshop über neue Wohnformen wie das Cohousing und Coworking statt. Die Landesabteilung Wohnbau und der Jugenddienst in der italienischen Landeskulturabteilung haben dazu unter anderem die Jugendbeiräte eingeladen. Zur Erinnerung: Die Landesregierung hatte Ende Juli die Voraussetzungen für ein Pilotprojekt geschaffen, als sie das Raumprogramm zum Umbau des landeseigenen Gebäudes in der Italienallee 34 in Bozen genehmigte. Nach dem Umbau und der Einrichtung soll das Gebäude Südtirols erstes Cohousing- und Coworking-Projekt beheimaten. Dabei setzt das Land auf die enge Zusammenarbeit mit dem Wohnbauinstitut sowie den Landesjugendbeiräten der drei Sprachgruppen als Interessensvertreter der künftigen Nutzer sowie weitere mögliche private und öffentliche Projektpartner.
Um dieses Vorhaben erfolgreich umzusetzen, will man von den Erfahrungen anderer Regionen lernen. Beim heutigen Workshop wurden daher neuer Wohnformen und Wohnmodelle vrogestellt, darunter “Lab121” in Alessandria, das Mailänder “Co-housingLab” und “ImpactHub” in Bari. Der heutige Workshop dient somit der Entwicklung des Konzepts für das Bozner Pilotprojekt.
Sozialwohungsdaten im Vergleich
Das Wohnbauinstitut verwaltet über 13.000 Wohnungen in 110 der insgesamt 116 Südtiroler Gemeinden (Gesamtfläche: 950.721 Quadratmeter). In Tirol verwaltet die Neue Heimat Tirol verwaltet über 18.000 Wohnungen, davon 14.000 Mitewohnungen. Das Trentiner Wohnbauinstitut ITEA hingegen verwaltet 10.800 Wohnungen.