Von: mk
Bozen – 500 Südtiroler sind betroffen von der Löschung anhängiger Steuerstreitverfahren, eingeführt durch die sogenannte „manovrina“ der römischen Regierung zum Ausgleich des Staatshaushalts. Diese Neuerung betrifft Steuerstreitigkeiten mit dem Fiskus und bietet die Möglichkeit, laufende Verfahren zu stoppen, indem der ursprünglich geforderte Betrag abzüglich Strafen und Verzugszinsen gezahlt wird. Wer diese Möglichkeit in Anspruch nehmen möchte, muss bis zum 30. September den entsprechenden Antrag einreichen. Bei einem Streitwert über 2.000 Euro kann die Zahlung in insgesamt drei Raten erfolgen, davon müssen 80 Prozent der Summe innerhalb des Jahres 2017 gezahlt werden und der restliche Betrag bis spätestens Ende Juni 2018.
Die Zahl der Steuerstreitverfahren in der Provinz Bozen ist gestiegen. Das zeigen Daten, die der provinzialen Steuerkommission vorliegen. Am 31. Dezember 2015 betrug die Zahl der anhängigen Verfahren bei der Bozner Steuerkommission 429 und Ende 2016 waren es bereits 500 Verfahren (Quelle: Ministerium für Wirtschaft und Finanzen). Es handelt sich hierbei um einen Anstieg von 16,5 Prozent innerhalb eines Jahres.
Auch das letzte Quartal des Jahres 2016 konnte eine deutliche Zunahme der Verfahren verbuchen: Zwischen dem 30. September und dem 31. Dezember wurden 87 neue Verfahren eingeleitet. Hiervon konnten 69 abgeschlossen werden und 18 dieser Fälle befinden sich noch in der „Warteschleife“. Jetzt wird es jedoch möglich sein, seine noch offenen Rechnungen beim Fiskus zu begleichen, indem man die ursprünglich geforderte Summe ohne Strafen und Verzugszinsen zahlt. Der Antrag muss bis zum 30. September eingereicht werden. Bei einem Streitwert über 2.000 Euro kann die Zahlung in insgesamt drei Raten erfolgen, davon müssen 80 Prozent der Summe innerhalb des Jahres 2017 gezahlt werden und der restliche Betrag bis spätestens Ende Juni 2018.
Die Steuerstreitigkeiten in Südtirol und dem Trentino sind besonders heftig: Bei den Berufungsklagen, die im vierten Quartal des Jahres 2016 bei der Steuerkommission zweiter Instanz eingegangen sind, liegt der Durchschnittsstreitwert bei 263.652,90 Euro. Italienweit konnte nur die Lombardei einen höheren Durchschnittsstreitwert verzeichnen (297.858,78 Euro). Der Gesamtwert der 150 eingegangenen Klagen in Trentino-Südtirol liegt bei 42.322.965 Euro. Das sind 1,24 Prozent des Gesamtstreitwerts auf nationaler Ebene (3.410.756.980 Euro).
„Um Verfahren und Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, ist der erste Schritt, sich an einen ausgewiesenen Steuerexperten zu wenden“, erklärt Claudio Zago, Präsident der Kammer der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Bozen. Diese Botschaft möchte die Kammer jetzt, wo die Anfertigung der Steuererklärung und des Vordrucks 730 für Arbeitnehmer und Rentner ins Haus steht, mit Hilfe einer Informationskampagne bekräftigen. „Bei Steuererklärung und Vordruck 730 gehe lieber auf Nummer sicher, wende dich an einen Steuerexperten der Kammer“, so die Botschaft der Werbekampagne, die in den kommenden Tagen starten wird.
Nicht umsonst wurde der jetzige Zeitpunkt für die Kampagne gewählt. Der Abgabezeitraum für Steuererklärung und Vordruck 730 hat am 15. April begonnen und endet am 23. Juli, wenn direkt bei der Agentur der Einnahmen eingereicht wird. In dem Fall, dass man die Steuererklärung oder den Vordruck 730 bei einem Steuerbeauftragten oder einem zertifizierten Steuerexperten einreicht, endet die Frist bereits am 7. Juli. Die Kammer der Wirtschaftsprüfer Bozen empfiehlt dringend, den zuletzt genannten Weg zur Einreichung zu nutzen. „Nur wenn man sich an einen ausgewiesenen Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater wendet, kann man sichergehen, dass man einen Experten zur Seite hat, der sich steuerrechtlich auf dem neusten Stand befindet. Das ist nach wie vor die beste Option, wenn man böse Überraschungen vermeiden möchte. Ein Steuerexperte der Kammer ist verpflichtet, Weiterbildungskurse zu besuchen, die vom Nationalrat der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater zertifiziert sind. Diese Kurse werden entweder lokal oder auf der Ebene der Drei Venetien im Rahmen eines Fortbildungsprogramms mit verschiedenen Schwerpunktbereichen angeboten“, so Zago. Zur Vorsicht sei auch all denjenigen geraten, die ab dem 2. Mai Änderungen vornehmen wollen an den bereits vorausgefüllten Steuererklärungen, die der Staat am 18. April 2017 ausgegeben hat. „Sich in diesem Steuerdschungel zurechtzufinden ist alles andere als einfach und Probleme bekommt man oft schneller, als man denkt“.
Einkommensranking in Südtirol
Im Einkommensranking in Südtirol liegt auf dem ersten Platz Bruneck, auf Platz zwei Brixen, und die dritte Stadt ist Bozen. Das sind die drei großen „B“ auf dem Siegertreppchen der reichsten Städte Südtirols. Die Daten des Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen beziehen sich auf die Einkommen aus dem Jahr 2015, die in Südtirol im Jahr 2016 per Steuererklärung deklariert wurden.
Der Durchschnittswert steuerpflichtigen Einkommens in Bruneck belief sich auf 25.700 Euro. Damit ist die Bezirkshauptstadt des Pustertals die reichste unter den größeren Städten der Provinz. Dicht dahinter liegt Brixen: Die Steuerzahler in der Hauptstadt des Eisacktals haben im Durchschnitt 24.864 Euro zur Versteuerung angegeben. In Bozen wurden durchschnittlich 24.477 Euro beim Fiskus deklariert. In Sterzing, Bezirkshauptstadt des Wipptals, beträgt das zu versteuernde Einkommen im Durchschnitt 24.099 Euro. Und auf Platz fünf liegt Meran: Die Hauptstadt des Burggrafenamts hat durchschnittlich 23.606 Euro beim Fiskus deklariert. Dahinter kommen mit einigem Abstand zwei Gemeinden südlich von Bozen: Auer (durchschnittlich 22.601 Euro) und die Hauptstadt des Überetsch-Südtiroler Unterlands, Neumarkt, mit 22.595 Euro. Den letzten Platz belegt schließlich das Vinschgau: In seiner Hauptstadt Schlanders wurden 2016 im Durchschnitt nur 15.554 Euro deklariert.
Aber wie viele Steuern zahlen die verschiedenen Gemeinden in Südtirol im Ganzen? Bozen mit seinen 80.000 Steuerzahlern und einem steuerpflichtigen Einkommen von insgesamt 1.971.000.000 Euro nimmt den ersten Platz ein. Meran (30.000 Steuerzahler) kommt auf Platz zwei mit 708.601.000 Euro. Brixen (16.000 Steuerzahler) ist Dritter mit 408.000.000 Euro. Dahinter kommen Bruneck (12.000 Steuerzahler und 316.000.000 Euro), Sterzing (126.000.000 Euro bei 5.263 Steuerzahlern), Schlanders (6.453 Steuerzahler mit 100.000.000 Euro), Neumarkt (4.000 Steuerzahler und 90.000.000 Euro) und Auer (2.871 Steuerzahler und 64.000.000 Euro steuerpflichtiges Einkommen).