Von: luk
Bozen – Gemeinsam mit anderen Einrichtungen und mit der öffentlichen Hand ermöglicht die Lebenshilfe individuelle Wohnlösungen für Menschen mit Beeinträchtigung.
Max Silbernagl ist 23. Seit Dezember 2016 lebt der junge Seiser nun schon in Bozen, gemeinsam mit Alexander Moser, 24, aus dem Sarntal und mit drei Betreuern, zwei von ihnen sind untertags da, einer in der Nacht. Angemietet hat die Wohnung die Lebenshilfe, seit Dezember 2014 gibt es dort den Dienst “Koordination von Wohnprojekten”. Sein Ziel ist es, gemeinsam mit anderen Einrichtungen und Vereinigungen, aber auch mit der öffentlichen Hand – die Wohnung gehört dem Wohnbauinstitut – für Menschen mit Beeinträchtigung individuelle Lösungen zu Wohnfragen zu finden.
Und oft seien mehr die Eltern das Problem als die Kinder, sagt Silbernagl, viele wollten diese Verantwortung nicht an andere abgeben. “Aber irgendwann muss jeder das Haus verlassen, eigene Erfahrungen sammeln”, so der Seiser. Seine Schwester etwa – die ist jetzt 18 – habe auch ein ganzes Jahr alleine in Irland verbracht. “Ich habe einmal etwas Neues gebraucht, in Seis hatte ich das Gefühl, ich kenne jeden Stein”, so Silbernagl.
Heute bekommt der 23-Jährige ein persönliches Budget. “Ich habe mir davor nicht so viel zugetraut wie jetzt. Ich schaffe es zwar nicht, selbst Auto zu fahren, aber ich kann alleine in das Auto rollen”, sagt Silbernagl. Mit dieser Zulage “Selbstbestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe”, die das Land Südtirol auszahlt, wird es Menschen mit einer schweren – ausschließlich körperlichen – Beeinträchtigung ermöglicht, für durchschnittlich neun Stunden am Tag eine Assistenz zu beschäftigen. Voraussetzung dafür ist, dass sie autonom außerhalb der Herkunftsfamilie leben, jünger sind als 60 und dazu in der Lage sind, ihre Wohnsituation selbst zu gestalten.
“Diese Form der Finanzierung ermöglicht es dem betroffenen Menschen, selbst über die finanziellen Mittel zu verfügen und darüber zu bestimmen, wie sie eingesetzt werden”, sagte Soziallandesrätin Martha Stocker, als sie die beiden vor Kurzem besuchte. Anders als bei der bisher vorherrschenden direkten Finanzierung von Wohnheimen oder Wohngemeinschaften, bestimmen die anspruchsberechtigten Menschen in diesem Fall selbst, wo und mit wem sie wohnen möchten. “Natürlich ist entscheidend, wieviel autonomes Wohnen die Behinderung ermöglicht, diese Form der Finanzierung ist aber durchaus auszubauen, weil sie die Selbständigkeit fördert, das ist für jeden Menschen überaus wichtig. Es freut mich, zu sehen, dass diese jungen Menschen hier mitten im Leben stehen”, erklärte Stocker.
Max Silbernagl macht ein Praktikum bei der Lebenshilfe, und eine Band hat er auch gegründet, auch beim Euregio-Musikwettbewerb Upload Sounds haben die “Chaos Junkies” schon mitgemacht. Moser dagegen ist der Sportbegeisterte in der WG, über seinem Bett hängt eine Fahne des FC Bayern München, einen Reiseblog führt er auch. Am Wochenende fährt er nach Hause. “Ich bin gut in die Dorfgemeinschaft integriert”, erklärt er.