Abkommen Land-RFI-Terna

Millionenschwere Investitionen in Südtirols Stromnetz

Montag, 18. Juni 2018 | 15:53 Uhr

Bozen – Eine bessere Stromversorgung für das Eisacktal und den Osten Südtirols, bessere Umweltbedingungen und genügend Strom für den Betrieb des Brennerbasistunnels – das soll eine neue Elektroinfrastruktur im Eisacktal bringen, für deren Verwirklichung heute im Landhaus 1 in Bozen die Grundlagen geschaffen wurden. Landeshauptmann Arno Kompatscher unterzeichnete gemeinsam mit den Geschäftsführern des staatlichen Hochspannungsnetzbetreibers Te rna, Luigi Ferraris, und des  Schieneninfrastrukturbetreiber s Rete Ferroviaria Italiana (RFI), Maurizio Gentile, ein Abkommen das einen Meilenstein im neuen Energieversorgungskonzept für Südtirol bildet.

lpa

“Anstelle von bisher sechs Stromleitungen wird es künftig nur mehr zwei Hochspannungsleitungen im Raum Brixen geben”, informierte Landeshauptmann Kompatscher bei der heutigen Unterzeichnung des Abkommens im Sitzungssaal der Landesregierung. Vom Abtragen der vier Leitungen profitierten circa 1000 Wohngebäude und etwa 10.000 Einwohner, hinzu kommt eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern.

Zugleich würden die Voraussetzungen für eine bessere und modernen Stromversorgung geschaffen, erklärte der Landeshauptmann weiter: “Mit diesem Projekt wird die Stromversorgung für den Brennerbasistunnel und die dazugehörigen Zulaufstrecken garantiert.” Man rechne damit, dass die Infrastruktur bis 2025 in Betrieb genommen werden könne, um dann für den geplanten BBT-Probebetrieb im Jahr 2026 die notwendige Energie zu liefern.

Mit der Unterzeichnung des Abkommens zwischen Land, RFI und Terna könne nun die konkrete Projektarbeit beginnen, betonte Landeshauptmann Kompatscher: “Jetzt kann die Planung des Trassenverlaufs und der Umspannstationen erfolgen. Dazu werden wir mit den betroffenen Gemeinden in einen Planungsdialog treten.” Die Kosten des Projekts werden auf 220 Millionen Euro geschätzt, von denen Terna den Großteil trägt; das Land Südtirol kommt für die Abbauarbeiten auf, die der Landeshauptmann auf 15 bis 20 Millionen Euro schätzte.

Mehr Versorgungssicherheit, weniger Umweltauswirkungen

Das heute unterzeichnete Grundsatzabkommen ist das Ergebnis einer Reihe von Verhandlungen mit Terna und RFI auf technischer Ebene zwischen Oktober 2016 und Juli 2017. Dabei ist man überein gekommen, gemeinsam ein neues Konzept für die Hochspannungsverbindungen im Eisacktal auszuarbeiten, das von Terna – gemeinsam mit BBT und RFI – umgesetzt wird. Die Anforderungen der im Ausbau befindlichen Bahninfrastruktur, jene des betroffenen Gebietes und die notwendige Neuorganisation der Energieversorgung sollen dabei gleichermaßen Berücksichtigung finden.

“Inhaltlich sieht das Konzept vor, dass von den insgesamt sechs bestehenden 132 kV-Hochspannungsleitungen vier abgetragen werden”, führt Energielandesrat Richard Theiner aus. Damit gelinge es, die Hochspannungsleitungen über den dicht besiedelten Gebieten in Brixen/Milland zu entfernen und eine landschaftlich und umwelttechnisch verbesserte Situation zu schaffen. “Die beiden verbleibenden Leitungen, die abseits von Wohngebieten verlaufen, werden doppelt – das heißt mit einer 220 kV-Leitung und einer 132 kV-Leitung auf demselben Masten – bestückt. Dadurch können einerseits die Versorgungsengpässe im Hochspannungsbereich eliminiert und anderseits die Umweltauswirkungen stark reduziert werden”, erklärte Theiner.

Millionenschwere Investitionen in Südtirols Stromnetz

Insgesamt 400 Millionen Euro werde der staatliche Stromnetzbetreiber Terna in den nächsten zehn Jahren in die Verbesserung des Netzes und damit in die qualitative und quantitative Versorgungsverbesserung investieren, informierte heute Luigi Ferraris, Geschäftsführer von “Terna Rete Elettrica Nazionale”. Dabei würden 240 Kilometer alter Stromleitungen durch 120 Kilometer neuer Leitungen ersetzt; statt 900 alter Strommasten würde Terna künftig auf nur 300 neue Masten setzen. Die neue Strominfrastruktur im Eisacktal nannte Ferraris als eine der Schwerpunktvorhaben im Zehnjahresprogramm. Die gute Zusammenarbeit zwischen allen Vertragspartnern sei ausschlaggebend gewesen für den Startschuß zu diesem Projekt. “Damit können wir – gemeinsam mit dem Land Südtirol und RFI – das lokale staatliche Hochspannungsnetz modernisieren und die Versorgungssicherheit zum Wohle der Gesellschaft erhöhen.”

Auch RFI-Geschäftsführer Maurizio Gentile unterstrich heute die Bedeutung der Vereinbarung, die “dank der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten zustande gekommen ist”. Mit ihrer Unterzeichnung sei ein weiterer Mosaikstein in der Realisierung des europäischen TEN-Korridors Skandinavien-Mittelmeerraum gelegt, zu dem der Brenner Basistunnel und das erste Baulos der südlichen Zulaufstrecke von Franzensfeste bis Waidbruck gehören. “Der geplante Ausbau der Energieversorgung, für den RFI und BBT Investitionen von über 50 Millionen Euro vorgesehen haben, steht im Zeichen der Nachhaltigkeit und wird dazu beitragen, den Energiebedarf der neuen Bahninfrastrukturen zu decken und somit die Verlagerung des Warenverkehrs von der Straße auf die Schiene zu unterstützen”, betonte Gentile.

An der heutigen Unterzeichnung der Vereinbarung zu den Hochspannungsleitungen im Eisacktal nahmen auch der BBT-Kommissär der Regierung in Rom, Ezio Facchin, BBT-Koordinator Raffaele Zurlo  der Präsident der Bezirksgemeinschaft Eisacktal, Walter Baumgartner und der Geschäftsführer der Stadtwerke Brixen, Karl Michaeler, teil.

Gemeinde Brixen begrüßt Unterzeichnung der Vereinbarung zur Verlegung der Hochspannungsleitungen

Die Gemeindeverwaltung von Brixen begrüßt die Unterzeichnung des Abkommens zwischen Land, RFI und Terna, mit der heute die Weichen für die Verlegung der Hochspannungsleitungen aus den bewohnten Gebieten von Elvas, Milland, Sarns und Albeins gestellt wurden. Die Gemeinde habe zusammen mit den Stadtwerken und den Landesämtern sowie Terna und RFI mehrere Jahre lang auf diese Lösung hingearbeitet. Umso erfreulicher sei es, dass nun mit der Unterzeichnung der Vereinbarung konkrete Schritte folgen können. Demnach werden die derzeit auf sechs Masten verlaufenden Hochspannungsleitungen auf zwei Masten reduziert. Für die Gemeinde Brixen sei es nun wichtig, dass die Planungsarbeiten mit allen betroffenen Gemeinden abgestimmt werden.

Landtagsabgeordnete Magdalena Amhof begrüßt Vereinbarung

Die Vereinbarung zwischen dem Land Südtirol, Terna und der Rete Ferroviaria Italiana ist unterzeichnet. Es ist das Ergebnis langer und zäher Verhandlungen. “Es zeugt von großer Weitsichtigkeit, die Planung der Stromversorgung für den BBT und die Zulaufstrecken zu nutzen um gleichzeitig lange gestellte Forderungen des Eisacktales und insbesondere der Stadt Brixen zu erfüllen”, so die Eisacktaler Landtagsabgeordnete Magdalena Amhof.

Gleichzeitig ist Amhof überzeugt, dass nicht nur die betroffenen Bürger im Eisacktal einen Nutzen davon haben werden: “Durch die Verlegung der Hochspannung von derzeit sechs auf zwei bereits bestehende Trassen wird nicht nur eine Verbesserung der Lebensqualität der Menschen gewährleistet, es werden auch die bestehenden Einschnitte in die Landschaft nachhaltig verringert.” Mit dem Bau des BBT und der Zulaufstrecke bis Waidbruck innerhalb der nächsten Jahre wird das Eisacktal verkehrstechnisch bereits stark entlastet werden. Durch die Entfernung von nicht mehr notwendigen Stromleitungen wird die Lebensqualität im Eisacktal in 10 Jahren ungleich höher sein. “Für diese Verhandlungserfolge gilt es der Landesregierung um LH Kompatscher zu danken,” so Amhof abschließend.

Von: luk

Bezirk: Bozen