Einigung mit fast allen Südtiroler Weinbauern

Nach Ernteausfällen kommt der Millionen-Schadenersatz

Mittwoch, 02. November 2016 | 12:00 Uhr

Bozen – Nach den Schadenersatz-Erhebungen nahmen am Ende rund 800 Südtiroler Weinbauern das Angebot des Konzerns Bayer an: Für die Ernteausfälle, die durch das Botrytismittel „Luna Privilege“ hervorgerufen wurden, sollen die betroffenen Betriebe mehr als zwei Millionen Euro erhalten. Mit fast allen Bauern wurde eine Einigung erzielt, bei „einer Handvoll“ muss noch einmal nachgerechnet werden, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Am meisten betroffen waren die Weinsorten Chardonnay und Sauvignon, die Schäden durch das Botrytismittel „Luna Privilege“ in Südtirols Weinbaugebieten davongetragen haben.

Das Geld werde den Bauern in den nächsten Wochen nach und nach ausbezahlt, erklärt Hansjörg Hafner, Bereichsleiter für Weinbau im Beratungsring, gegenüber den „Dolomiten“. Dabei handelt es sich um Beträge bis zu 20.000 Euro. Eigentlich hätten die Bauern das Geld schon im Sommer erhalten sollen. Doch die Abwicklung gestaltete sich aufwändiger als ursprünglich gedacht.

Der Beratungsring sammelte in Südtirol die Daten, die dann einem Sachverständigenbüro in Deutschland übermittelt wurden. „Dort wurde alles geprüft und berechnet und erneut kontrolliert. Dann musste den unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen Rechnung getragen werden. Am Ende kann man jetzt sagen, dass die entstandenen Schäden im Großen und Ganzen beglichen werden“, so der Bereichsleiter des Beratungsringes.

Den Bauern, die es stark erwischt hat, werde der Schaden fast zur Gänze ersetzt. Bei einigen Bauern wurden zwei bis drei Hektar Reben in Mitleidenschaft gezogen worden. Am meisten betroffen sind laut Hafner Kellereigenossenschaften, dort läuft 70 Prozent der Produktion ab.

Bekanntlich herrschte im Juni 2015 helle Aufregung bei Südtirols Weinbauern: Aufgrund von Wachstums- und Blühstörungen kam es teilweise zu großen Ernteausfällen, die bei manchen Bauern bei 30 oder 40 Prozent, bei anderen hingegen bei 90 oder sogar 100 Prozent lagen. Über 1.000 Parzellen in allen Bezirken Südtirols waren betroffen.

Als mögliche Ursache wurde bald das Mittel gegen Graufäule (Botrytis) von Bayer vermutet. Der Hersteller lenkte ein.

Dass bei 800 betroffenen Betrieben in Südtirol nur eine Handvoll noch nicht das Angebot der Bayer unterschrieben hat, zeige auch, dass der Konzern sich seiner Verantwortung stelle. Nicht zufrieden seien laut Hafner einige Bauern gewesen, die in den vergangenen Jahren einen Hagelschaden in ihren Weinbergen erlitten haben.

Nach der Berechnung der Schadenersatz-Summen glaubten sie, zu kurz zu kommen, weil aufgrund dieses Hagelschadens ein geringerer Ertrag in die Schadenersatz-Berechnung für „Luna Privilege“ mit eingeflossen sei. Zur Berechnung des Schadenersatzes wurde nämlich der durchschnittliche Ernteertrag in den vergangenen drei Jahren herangezogen. War der Hagelschaden nicht durch eine Versicherung gedeckt, kann er jetzt auch nicht mehr rückwirkend belegt werden.

Bei diesen Bauern wird die Schadenersatzsumme noch einmal überprüft. Hafner schließt aus, dass einige Fälle noch vor Gericht landen werden.

Von: mk

Bezirk: Bozen