Kampf gegen Kirschessigfliege mit Folgen?

Nach Spritz-Aktion: Angst in der Obstwirtschaft

Donnerstag, 15. September 2016 | 12:10 Uhr

Bozen – Viele Obstbauern in Südtirol sind besorgt. Im Kampf gegen die Kirschessigfliege haben Weinbauern im August das stark abdriftende Spritzmittel Dursban aangewandt. Doch was die Trauben retten kann, wird für die Obstwirtschaft nun zum Unsicherheitsfaktor: Einerseits hat die EU heuer die Grenzwerte für das Mittel stark nach unten korrigiert. Andererseits beträgt die Karenzzeit des Stoffes im Weinbau nur 30 Tage, im Obstbau aber 90 Tage.

Alle Ergebnisse der verdreifachten Rückstands-Kontrollen fielen bisher negativ aus. „Noch ist es also nur ein Sturm im Wasserglas“, erklärt VOG-Chef Georg Kössler.

60 Prozent der Südtiroler Obstbauern sind auch Weinbauern, weshalb bislang sich niemand beschwert hat. „Happy sind wir aber nicht“, entschlüpft es Kössler. Auf allen Ostwiesen in der Nähe von Vernatsch-Weingärten wird derzeit eine intensiv kontrolliert. Der Riesenaufwand führt zwar zu Verzögerungen bei der Weiterverarbeitung, doch man wolle Produktsicherheit garantieren, erklärt Kössler.

Der Wirkstoff Chlorpyrifos-Ethyl (Handelsnamen Dursban) gilt als Gegenmittel gegen die Kirschessigfliege, die ganze Ernten bei Sorten wie Vernatsch und Muskateller zu vernichten drohte.

Auf Empfehlung des Beratungsrings und einiger Kellereien hat man auf das zweite Pflanzenschutzmittel gegen die Kirschessigfliege, Spinosad, verzichtet, das zwar biologisch, aber doch extrem schlecht für Bienen ist, wie Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler erklärt, der auch Obmann der Kellerei Tramin ist.

„Wir hatten keine Wahl und haben das Ausbringen nur zugelassen, wenn die Ei-Ablage der Kirschessigfliege bereits nachgewiesen war“, erklärt Tiefenthaler laut „Dolomiten“. Gespritzt werden musste zudem ohne Luftunterstützung. Tatsächlich getan hätten es nur „sehr wenige“, beteuert er.

Landesrat Arnold Schuler geht davon aus, dass dies stimmt. Seiner Ansicht nach müsse man Verständnis für die Sorgen der Winzer haben. Allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Dass Chlorpyrifos-Ethyl – im Gegensatz zu anderen Mitteln – extrem leicht verweht, ist kein Staatsgeheimnis. „Wir müssen deshalb so schnell wie möglich weg von diesem Wirkstoff“, betont Landesrat Schuler laut „Dolomiten“.

„Ich kann jetzt schon sagen, dass Chlorpyrifos-Ethyl nächstes Jahr im Südtiroler Obstbau nicht mehr eingesetzt wird“, versichert Kössler laut „Dolomiten“. Da die EU bereits vorher die Grenzwerte stark herabsetzen wollte, fuhr die Obstwirtschaft damit schon im Jänner zurück – bis die verflixte Kirschessigfliege kam.

Bis zum Ende der Obsternte gehen die strengen Kontrollen nun weiter. Ein Großteil der Südtiroler Ernte läuft über Handelsriesen wie Lidl, Edeka und Aldi, die bei der Produktsicherheit kein Pardon kennen. „Das Letzte, was wir und sie wollen, ist ein Skandal im Regal“, betont Kössler laut „Dolomiten“. Glücklicherweise waren bislang alle Proben auch unbedenklich.

Von: mk

Bezirk: Bozen