LH: "Gesetz bringt eine schlankere Organisation im Tourismusmanagement"

Neuordnung der Tourismusorganisationen: Landtag stimmt zu 

Freitag, 15. September 2017 | 15:00 Uhr

Bozen – Heute (15. September) hat der Südtiroler Landtag das Gesetz zur “Ordnung der Tourismusorganisationen” genehmigt. Es ersetzt das seit 1992 bestehende Gesetz und regelt die Aufgaben und die Förderung der Tourismusorganisationen neu. Demzufolge gibt es mit 1. Jänner 2018 nur noch zwei Ebenen, nämlich Tourismusvereine und IDM Südtirol. Diese bringen gemeinsam und eng verzahnt die touristische Entwicklung Südtirols voran. Die zehn Tourismusverbände werden hingegen aufgelöst. “Das Gesetz bildet den Rahmen für die künftige Zusammenarbeit und die Aufgabenteilung zwischen den Organisationen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: Wir wollen die Positionierung Südtirols als eine der begehrenswertesten Destinationen Europas erhalten und ausbauen”, sagt Landeshauptmann und Tourismuslandesrat Arno Kompatscher.

Die Neuordnung der Tourismusorganisationen kommt auch dem Ruf der Branche nach mehr Effizienz nach. “Zu Beginn der Legislaturperiode ging es zunächst darum, ein nachhaltiges Modell für die Finanzierung der touristischen Organisationen zu finden, ohne eine Tourismusabgabe einzuführen. Gleichzeitig wurde angeregt, die Struktur der Tourismusorganisationen zu durchleuchten und anzupassen, damit die finanziellen Mittel zielgenau eingesetzt werden können”, erinnert der Landeshauptmann.

Das neue Finanzierungsmodell zeigt bereits Wirkung: Im Jahr 2016 trug die Ortstaxe rund 35 Millionen Euro zur Finanzierung der Tourismuswerbung bei, die Zuschüsse von Land und Gemeinden betrugen 5,3 Millionen, rund 19 Millionen Euro die freiwilligen Beiträge. Dazu kommen gut 14 Millionen Landesmittel, die zugunsten des Tourismus an IDM Südtirol fließen.

In puncto Effizienzsteigerung habe man sich mit den Tourismusvereinen und -verbänden sowie den Interessensvertretern über einen Beteilgungsprozess auf ein Strukturmodell geeinigt, das die Tourismusorganisationen und das Destinationsmarketing schlagkräftiger machen werde, zeigt sich Landeshauptmann Kompatscher überzeugt. “Mit der Verabschiedung des Gesetzes hat somit ein langer und intensiver Denk- und Diskussionsprozess einen formalen Abschluss gefunden. Bis Ende des Jahres wird IDM Südtirol die letzten organisatorischen und technischen Fragen lösen, damit am 1. Jänner 2018 die neue Struktur effizient starten kann”, sagt der Landeshauptmann.

Erklärungen zur Stimmabgabe

Man sei sich einig, dass man einen Tourismus wolle, der auch die Authentizität des Landes widerspiegelt, erklärte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit), das werde von diesem Gesetz aber nicht garantiert, vor allem, weil die lokalen Besonderheiten unter die Käseglocke der Landestourismuswerbung gestellt würden. Man müsse sich auch überlegen, ob es nicht auch Bremsen brauche, weil ein zunehmender Massentourismus dem Land und auch dem Tourismus selbst schade. Neben der Landschaft sei auch die kulturelle Identität des Landes zu schützen. Was z.B. Meran für die Bewerbung als Kulturhauptstadt behaupte, damit könne er sich nicht identifizieren. Die Äußerungen des grünen Vizebürgermeisters, der die Südtiroler als “Tschöggl” hinstelle und dem Land eine italienische Scheinidentität – auch mithilfe faschistischer Relikte – aufsetze, seien rufschädigend.

Das Gesetz sei im Laufe der Debatte insofern verbessert worden, als die Vorherrschaft des IDM abgeschwächt wurde, erklärte Paul Köllensperger (5 Sterne Bewegung). Aber die Stoßrichtung bleibe dieselbe. Es sei richtig, die Ebene der Verbände abzuschaffen, aber drei IDM-Außenstellen seien zu wenig. Nach dieser Reform werde mehr zentrale Macht und Kontrolle ausgeübt. Es stehe noch in Frage, ob die IDM so gut arbeiten werde, dass die Vereine ihr Angebot auch annehmen würden. Wenn ein öffentliches Angebot nicht funktioniere, werde es von privater Initiative ersetzt, was anderswo schon geschehen sei.

Hans Heiss (Grüne) antwortete auf den Vorwurf Knolls, der die Grünen als Faschisten hinstelle und der widerlich sei. Er fordere ihn nicht dazu auf, sich zu schämen, dazu sei er nicht imstande. Das angebliche “Tschöggl”-Zitat sei eine Erfindung des Journalisten, was man bei Lektüre des Artikels auch erkennen könne. Die neuen Finanzierungsgrundlagen für den Tourismus, die LR Berger trotz Skepsis aus den eigenen Reihen eingeführt habe, hätten sich bewährt. Mit dieser Reform falle die Ebene der Verbände weg, aber es werde noch Zeit brauchen, bis die einzelnen Vereine zusammenwachsen, um deren Aufgaben zu übernehmen. Die Entwicklung stehe an einer Grenze, die Belastung werde von Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr mitgetragen. Daher sollte das Prinzip der Nachhaltigkeit eingeführt werden. Man sollte auch weitere Erlebnisräume in diese Richtung schaffen – “Bio” und ähnliches – die Kundschaft dafür sei da.

Alessandro Urzì (L’Alto Adige nel cuore) wunderte sich über das Fehlen eines wichtigen Kapitels im Gesetz, das Bild, das man als Land nach außen abgeben wolle. Die Süd-Tiroler Freiheit habe das auf ihre Art angesprochen, er selbst sehe die Vielfalt als zentralen Wert dieses Landes. Sein Antrag in diese Richtung sei von PD, SVP und Sezessionisten abgelehnt worden. Die heutige Tourismuswerbung belege, dass die Mehrsprachigkeit vielerorts als “optional” angesehen werde. Hier gehe es auch um den Einsatz von Mitteln der Steuerzahler.

Südtirol werde vor allem von Touristen aus dem deutschsprachigen Raum aufgesucht, Myriam Atz Tammerle (STF), und diesen sei aufgefallen, dass Südtirol sich zunehmend italienisiert habe, was sie auch in den Läden bemerkten. Auch die zunehmende Präsenz der Flüchtlinge werde negativ wahrgenommen. Atz Tammerle kritisierte die dominante Rolle der IDM, auch wenn sie im Laufe der Debatte etwas abgeschwächt worden sei. Sie zweifle, ob die Reform reibungslos verlaufen werde. Ein Ziel müsste es sein, dem Preisdumping entgegenzuwirken, um die Qualität zu halten, zum Nutzen der gesamten Wirtschaft.

Es sei ein technisches Gesetz und eine Strukturreform, die an einem Zeitpunkt der Stärke angegangen werde, erklärte Roland Tinkhauser (Freiheitliche). Gleichwohl seien auch Schwachpunkte in der derzeitigen Entwicklung erkennbar. Die Freiheitlichen würden sich wohlwollend der Stimme enthalten.

Es gehe hier um Tourismus, nicht um Politik, kritisierte Dieter Steger (SVP) die Äußerungen Urzìs. Das Ziel der Reform sei es, die Strukturen zu vereinfachen. Eine so starke Reform werde ihre Zeit brauchen, und die Landesregierung müsse sich behutsam einklinken, um einen Dialog auf Augenhöhe zu gewährleisten. IDM müsse als Berater und Unterstützer, nicht als Vorgesetzter fungieren, die Tourismusvereine hingegen müssten Verständnis dafür haben, dass sich Kompetenz entwickeln müsse und dafür ihre Zeit brauche. Mit dieser Reform könnten die Mittel noch effizienter eingesetzt werden, wenn sie gelinge, werde Südtirol weitum als Beispiel dastehen.

LH Arno Kompatscher bedankte sich für die Debatte, die auch zu einer weiteren Verbesserung des Gesetzes geführt habe. Die Tourismusvereine hätten jetzt mehr Geld zur Verfügung hätten – Kompatscher begrüßte bei der Gelegenheit Sen. Berger, der die Ortstaxe eingeführt hatte, auf der Zuschauertribüne.

Der Gesetzentwurf wurde mit 17 Ja, 2 Nein und 13 Enthaltungen genehmigt.

 

STF: “Problematik Schnäppchenpreise”

Myriam Atz Tammerle, Bernhard Zimmerhofer und Sven Knoll, die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, enthielten sich bei der Abstimmung zur neuen Tourismusordnung ihrer Stimme, da sie Zweifel an der zukünftigen Rolle der Tourismusvereine, sowie an der reibungslosen Umsetzung der Reform in die Realität haben.

Myriam Atz Tammerle, Landtagsabgeordnete und selber Gastwirtin, sprach abschließend noch die Problematik der „Schnäppchenpreise“ im Tourismus an. “Immer wieder wird auf Versammlungen im Tourismussektor vor massiven Preisreduzierungen in der Nebensaison gewarnt und abgeraten. Bis heute wurden in diesem Bereich aber keine konkreten Maßnahmen unternommen.”

“Vier und Fünf Sterne Betriebe senken oftmals ihre Preise dermaßen, dass sie sogar in die Preisklassen der drei Sterne-Betriebe rutschen. Dadurch verkaufen diese Betriebe ihre Leistungen unter dem eigentlichen Wert. Es wird lediglich ein bitterer Preiskampf geführt, dessen Rechnung aber für niemandem aufgeht. Um dem entgegenzuwirken sollte eine verbindliche Mindestpreisgrenze nach Klassifizierung der Betriebe eingeführt werden. Denn auch das Halten einer bestimmten Preis- und Qualitätsklasse, gehört zu gutem Marketing und kommt letztendlich der gesamten Wirtschaft zugute. Südtirol steht für qualitativ hochwertigen Tourismus, Preisdumping-Kampagnen schaden diesem Image und somit langfristig der gesamten Tourismusbranche in Südtirol”, so die STF.

Steger: Zusammenarbeit muss auf Augenhöhe geschehen

Der Südtiroler Landtag hat das Gesetz zur Neuordnung der Tourismusorganisationen verabschiedet. Ab 1. Jänner 2018 soll sie greifen. “Wie erfolgreich sie sein wird, hängt größtenteils von der Qualität der Zusammenarbeit zwischen IDM und örtlichen Tourismusvereinen ab. Hier sind jetzt gegenseitiges Verständnis und Sensibilität gefragt”, betont SVP-Fraktionsvorsitzender Dieter Steger. Örtliche Tourismusvereine dürften vor allem in ihren Kompetenzen und Entscheidungen keine Einbußen erfahren.

Es war ein langer Weg. Das Ziel: Eine neue, schlankere Struktur der hiesigen Tourismusorganisationen. In einem breiten Beteiligungsprozess haben die verschiedenen Interessensgruppen ihre Vorschläge zum neuen Tourismusgesetz eingebracht. Anstelle der zehn Tourismusverbände werden künftig drei Destinationsmanagementeinheite n die Brücke zwischen IDM und Tourismusvereinen bilden.  SVP-Fraktionsvorsitzender Steger dazu: “Mit dem Gesetz sind die qualitativen Voraussetzungen gegeben. Nun geht es ans Eingemachte, sprich an die Umsetzung einer neuen Organisationsstruktur”. Die strukturelle Vereinfachung sei richtig, für ihre Umsetzung brauche es jetzt von allen Seiten Vertrauen, Sensibilität, Respekt und Verständnis. “Nur dann kann Professionalität sichergestellt werden”, ist Steger überzeugt.

Die künftige Zusammenarbeit zwischen IDM und örtlichen Tourismusorganisationen müsse in allen Bereichen klappen, am besten von Anfang an. Aufgaben, Kompetenzen und Rollen seien verteilt. “Wenn es der IDM und den Tourismusvereinen gelingt, gleichberechtigt in den Umsetzungsprozess einzusteigen, können alle Kompetenzen gezielt genutzt und gestärkt werden. Die Geldmittel können dann noch besser und effizienter eingesetzt werden. Somit wird auch der Mehrwert für alle Beteiligten sehr bald spürbar sein”, sagt Steger. Er appelliert deshalb an die IDM, die Kommunikation und Zusammenarbeit mit den örtlichen Tourismusvereinen auf Augenhöhe zu führen und als Dienstleister, Berater und Unterstützer zu fungieren. “Den örtlichen Tourismusvereinen darf nicht vorgeschrieben werden was, wann, wie und wo zu tun ist. Sie und ihre Mitglieder sind es, die den direkten Kontakt mit den Gästen pflegen. Deshalb ist ihre Mitentscheidung ganz wesentlich”, so Steger. Aber auch an sie richtet Steger einen Appell, nämlich, Verständnis dafür zu zeigen, dass sich auch Kompetenz und Know How entwickeln müssen. “Es braucht alles seine Zeit – eben auch diese neue organisatorische Struktur. Ich bin überzeugt davon, dass durch die professionelle Zusammenarbeit aller Akteure unser Land künftig noch besser vermarktet wird und die Geldmittel gut und gezielt eingesetzt werden können”, so der SVP-Fraktionsvorsitzende.

HGV begrüßt vom Landtag verabschiedete Tourismusreform

Mit der Reform der Tourismusorganisationen ist ein wichtiger Schritt hin zu einer noch effizienteren Vermarktung des touristischen Angebotes gelungen, heißt es in einer Presseaussendung des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV).

„Der HGV hat den Reformprozess von Anfang an mitgetragen und konstruktiv begleitet. Dies deshalb, weil wir gleich wie Landeshauptmann Arno Kompatscher der Überzeugung sind, dass die Tourismusvereine und IDM Südtirol in ihren Tätigkeiten noch besser vernetzt werden müssen und dadurch auch Geldmittel und Synergien besser genutzt werden können“, unterstreicht HGV-Präsident Manfred Pinzger.

Mit der Bildung der drei neuen Destinationsmanagementeinheiten und der direkten Anbindung dieser Strukturen an IDM Südtirol sind die Voraussetzungen geschaffen worden, dass in der Bewerbung der Destination, in der Gestaltung des touristischen Angebotes und in der Schaffung von neuen Erlebnisräumen alle touristischen Akteure an einem Strang ziehen können. „Der HGV ist auch deshalb überzeugt vom neuen Konzept, weil dieses die bereits jetzt erfolgreichen touristischen Produkte weiter stärkt und das Tourismusmarketing insgesamt besser koordiniert werden kann“, betont HGV-Direktor Thomas Gruber. Die Reformvorhaben hat der HGV mit seinen Funktionären auf breiter Basis diskutiert und zahlreiche Änderungsvorschläge in den Reformprozess einbringen und durchsetzen können.

Die operative Umsetzung der Reform ist derzeit voll im Gange und man ist sehr zuversichtlich, dass mit Beginn des Jahres 2018 die neue Struktur effizient starten kann, schreibt der HGV abschließend in seiner Presseaussendung.

Von: luk

Bezirk: Bozen