2016 hat die öffentliche Hand Aufträge im Wert von mehr als eine Mrd. Euro vergeben

Öffentliche Aufträge: Plus 17 Prozent – 60 Prozent davon an Südtiroler Unternehmen

Dienstag, 11. Juli 2017 | 14:27 Uhr

Bozen – Bei der heutigen Pressekonferenz hat Landeshauptmann Arno Kompatscher gemeinsam mit dem Direktor der Vergabeagentur (AOV), Thomas Mathà, die Bilanz der AOV vorgestellt. Diese analysiert die öffentlichen Aufträge im Gesamtwert von 1186 Millionen Euro, die im Jahr 2016 erteilt wurden.

Das Ausmaß der öffentlichen Arbeiten hat laut dieser Bilanz (s. Anhang) im Jahr 2016 um 35 Prozent zugenommen, jenes der Lieferaufträge um 31,6 Prozent; abgenommen hat der Umfang der Dienstleistungen, und zwar um 15,1 Prozent. „Anders ist dies im übrigen Italien, wo das Vergabevolumen der öffentlichen Hand erneut abgenommen hat“, sagte der Landeshauptmann und wies darauf hin, dass das gute Ergebnis in Südtirol vor allem Verdienst der Vergabeagentur und des Südtiroler Vergabegesetzes sei.

Südtirol zahlenmäßig wie wertmäßig am stärksten

82,6 Prozent des Umfangs an öffentlichen Arbeiten sind an Südtirols Wirtschaftsteilnehmer gegangen, 89,4 Prozent waren es anzahlmäßig. Auch bei den Dienstleistungen erhielten Südtiroler den Zuschlag: 64,2 Prozent (wertmäßig) und 82,0 Prozent (anzahlmäßig). Bei den Lieferaufträgen hingegen blieben zwar anzahlmäßig mit 81,6 Prozent erneut die meisten Aufträge in Südtirol, betragsmäßig waren es aber lediglich 33,8 Prozent. Bei sehr großen Aufträgen kommen häufig Unternehmen aus dem übrigen Italien zum Zug, beispielsweise beim Auftrag für die neue Landesbibliothek im Wert von 60 Millionen Euro der Fall. „Auch für die Lieferungen von Medikamenten für den Sanitätsbetrieb, die stark ins Gewicht fallen, müssen wir auf Lieferanten zurückgreifen, die ihren Sitz außerhalb von Südtirol haben“, erklärte Kompatscher. Im Schnitt ging 60 Prozent des Wertes der Aufträge an Südtirols Wirtschaftsteilnehmer – „und das schafft kaum eine europäische Region“, betonte der Landeshauptmann.

Fast alle (99,3%) Aufträge sind über Vergabevertrag erteilt worden. Deren Anzahl (63.006) ist 2016 um 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen, das Auftragsvolumen um 17,1 Prozent. Über die Online-Plattform durchgeführt wurden 33.186 Verfahren, 29.780 außerhalb des Systems (PFS), weil der Auftragswert unter 40.000 Euro lag. In der Regel betrifft dies vor allem Aufträge von Schulen. Diese Aufträge werden aber dennoch auf der Vergabeplattform veröffentlicht, um den Bestimmungen bezüglich Transparenz Rechnung zu tragen.

Gemeinden sind aktivsten Vergabestellen

Die Gemeinden und Bezirksgemeinschaften haben als Vergabestellen die allermeisten Verfahren veröffentlicht (25.323), gefolgt von der Landesverwaltung (16.071). Rund 500 Vergabestellen benutzen die Vergabeplattform der AOV. „Fast 20.000 beträgt mittlerweile die Zahl der Wirtschaftsteilnehmer, die sich auf der Plattform angemeldet haben“, betonte Mathà.

Aufgrund des Landesgesetzes 16/2015 werden seit 2015 nur noch Aufträge vergeben, die das Kriterium „wirtschaftlich günstigstes Angebot“ erfüllen – mit drei Ausprägungen. Anzahlmäßig wurden 82,5 Prozent der Vergabeverfahren, ausgenommen Direktvergaben, nach dem Kriterium „nur Preis“ vergeben, die übrigen 17,5 Prozent nach den Kriterien „nur Qualität“ oder „Qualität/Preis“. Hingegen zählte allein der Preis bei lediglich 55,3 Prozent des gesamten Auftragsvolumens – bei größeren Aufträgen fallen in der Regel auch Qualitätskriterien ins Gewicht.

Die höchsten Preisabschläge werden allerdings in jenen Verfahren gewährt, die ausschließlich den Preis berücksichtigen (21,2%). Wenn auch andere Kriterien zählen, beträgt der Abschlag nur mehr 14,2 Prozent. Wenn nur ein einziger Anbieter am Verfahren teilnimmt, beträgt der Abschlag im Schnitt 2,3 Prozent, bei mehr als 20 Teilnehmern erreicht die Preiseinsparung durchschnittlich 42,9 Prozent.

“Quadratur des Kreises”

„Das Prinzip des stärkeren Wettbewerbs funktioniert also dank der Vergabeplattform – und dies ist im Interesse des Steuerzahlers“, unterstrich Kompatscher. Wenn dann auch noch 60 Prozent des Auftragsvolumens im Land Südtirol blieben, dann sei dies „fast die Quadratur des Kreises“.

Von: luk