Fake-Videos mit Prominenten als Köder eingesetzt

Online-Trading: Zunehmende Betrugsfälle gemeldet

Mittwoch, 02. Juli 2025 | 10:03 Uhr

Von: Ivd

Bozen – In den letzten Monaten haben sich immer mehr Menschen bei der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) gemeldet. Sie berichten, dass sie über angebliche Online-Trading-Plattformen Geld investiert haben – und später feststellen mussten, dass sie betrogen wurden. In manchen Fällen haben sie dabei über 100.000 Euro verloren.

Die von den Tätern betriebenen Webseiten wirken täuschend echt und orientieren sich in Aufbau und Design an seriösen Handelsplattformen. Auch die Werbung erscheint professionell – sie wird gezielt über soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und YouTube verbreitet. Teilweise werben die Betrüger mit gefälschten Aussagen prominenter Persönlichkeiten – unter anderem kursiert ein manipuliertes Video, in dem die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Plattform lobt.

Das Vorgehen der Täter folgt meist einem ähnlichen Muster: Zunächst wird über WhatsApp, SMS oder Anrufe Kontakt zu euch aufgenommen. Dann wird vorgeschlagen, einen ersten kleinen Betrag – in der Regel rund 250 Euro – zu investieren. Der Verbraucherzentrale wurde berichtet, dass der Kontakt oft über mehrere Monate besteht, wobei regelmäßig telefoniert und über Messenger-Dienste kommuniziert wird. Die Betrüger geben sich seriös und bauen gezielt Vertrauen auf. Euch wird ein Depot gezeigt, in dem fingierte Gewinne dargestellt werden – häufig wird eine rasche Verdoppelung der Anfangsinvestition vorgetäuscht.

So erschleichen sich die Täter euer Vertrauen und bewegen euch dazu, deutlich höhere Summen zu investieren. Dabei wird euch suggeriert, dass ihr in Kryptowährungen oder spekulative Finanzprodukte investiert. Tatsächlich findet jedoch kein echter Handel statt – alle angeblichen Transaktionen sind gefälscht.

Probleme bei Auszahlungen

Sobald ihr eine Auszahlung der vermeintlichen Gewinne verlangt, beginnen die Schwierigkeiten. Es wird behauptet, zunächst müssten Steuern oder Bearbeitungsgebühren gezahlt werden. Manche von euch werden sogar mit angeblichen Geldwäsche-Vorwürfen konfrontiert oder durch Drohungen mit rechtlichen Konsequenzen unter Druck gesetzt. In einem späteren Stadium – häufig Monate nach dem ersten Versuch, eine Auszahlung zu erwirken – treten vermeintliche Anwaltskanzleien oder Aufsichtsbehörden in Erscheinung. Sie behaupten, ein Konto auf euren Namen entdeckt zu haben. Um Zugriff auf das dort angeblich befindliche Geld zu erhalten, sei jedoch erneut eine Steuer- oder Gebührenzahlung erforderlich.

Das Ziel der Täter bleibt stets dasselbe: Die Auszahlung hinauszuzögern und durch immer neue Vorwände weitere Zahlungen zu erlangen.

Viele von euch haben ihre gesamten Ersparnisse verloren, weil ihnen mit gefälschten Dokumenten eine Wertsteigerung von über 1.000 Prozent innerhalb weniger Monate vorgespiegelt wurde – eine vollkommen unrealistische Rendite, zumal selbst stark wachsende Kryptowährungen wie der Bitcoin einen solchen Wertzuwachs erst über Jahre hinweg erzielen konnten.

Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) rät euch eindringlich davon ab, auf Anraten von Personen zu investieren oder Geld zu überweisen, mit denen ihr ausschließlich über WhatsApp oder soziale Netzwerke kommuniziert habt. Schon das Einhalten dieser einen simplen Verhaltensregel hätte viele Betrugsfälle verhindern können. Zudem verlangen die „Berater“ direkten Zugriff auf euren Computer. Werdet hellhörig, wenn jemand Zugriff auf euren Rechner verlangt oder möchte, dass ihr in diesem Zusammenhang eine Software installiert – beispielsweise durch Klicken eines bestimmten Links. Gewährt niemandem Zugriff!

Wenn ihr betroffen seid, erstattet Anzeige bei der Polizei (Sektion der Cyber-Sicherheit Bozen, Reschen-Straße 190, Tel. 0471-531413).

Eure Erfahrungen sind wichtig!

Viele von euch, die Opfer solcher Betrüger geworden sind, wollen nicht über das Vorgefallene sprechen, da ihnen – im Nachhinein – klar wird, dass sie vorschnell vertraut haben. Das Schweigen über solche Vorfälle ist aber Gift: Je mehr diese Betrugsfälle, auch im privaten Umfeld, thematisiert werden, umso weniger Angriffsfläche ergibt sich für die Betrüger. Information ist hier der wirksamste Schutzmechanismus, sagt VZS-Geschäftsführerin Gunde Bauhofer. Und lasst euch eines versichern: Ihr seid ganz sicher nicht die Einzigen, die diesem Ableger des organisierten Verbrechens auf den Leim gegangen sind. Das Phänomen ist ein weltweites, und es ist im Wachsen begriffen. Über solche Fälle zu schweigen ist der falsche Ansatz.

Helft mit, die Öffentlichkeit besser zu informieren: Berichtet der VZS von euren Problemen mit Unternehmen, Anbietern oder Produkten. Eure Hinweise ermöglichen es, betrügerische Vorgehensweisen zu erkennen und gezielt aufzuklären. Ihr könnt euch bei uns melden unter der Nummer 0471/975597 oder per E-Mail: info@verbraucherzentrale.it.

Einige Tipps, um unseriöse Online-Handelsplattformen zu erkennen:

Erlaubnis für Finanzgeschäfte in Italien: Die Börsenaufsicht Consob warnt vor Geschäften mit Handelsplattformen, die ohne Erlaubnis in Italien agieren. Ob Anbieter diese Zulassung haben, erfahrt ihr hier. Meidet Unternehmen, die dort nicht aufgeführt sind

Impressum: Prüft, ob die Internetseite mit der beworbenen Online-Trading-Plattform ein Impressum besitzt. Tut sie das nicht, solltet ihr dort kein Geld einzahlen. Im Impressum müssen unter anderem die Adresse, ein Vertretungsberechtigter und eine E-Mail-Adresse angegeben sein. Außerdem sollte es einen Verweis auf das Handelsregister mit entsprechender Nummer geben. Befindet sich die angegebene Geschäftsadresse im Ausland oder sind ausländische Telefonnummern genannt, sollten eure Alarmglocken schrillen.

Anrufe aus dem Ausland: Beim Registrieren auf unseriösen Trading-Plattformen müsst ihr meistens eine Telefonnummer angeben. Ihr erhaltet dann zeitnah einen Anruf von angeblichen Broker – oft über Rufnummern aus dem Ausland, die in der Regel nicht zurückgerufen werden können.

Glaubwürdigkeit: Hinterfragt Angebote, die euch satte Gewinne versprechen, ohne über Risiken aufzuklären. Hinterfragt auch, wenn Anlageberater in ihrem Vorhaben zu selbstlos erscheinen und von Anlagegeheimnissen sprechen.

Unaufgeforderter Kontakt: Werdet ihr kontaktiert, ohne zuvor Interesse an Kryptowährungen oder Geldanlagen gezeigt zu haben, solltet ihr misstrauisch sein. Auch wenn ihr ungefragt WhatsApp-Gruppen oder Gruppen in anderen Messenger-Diensten hinzugefügt werdet, und man euch von dort aus dann für eine Geldanlage gewinnen möchte, solltet ihr unbedingt auf Distanz gehen (Gruppe verlassen und „melden“).

Bezirk: Bozen

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