LiBUS nimmt Stellung

„Planungs-Unsicherheit für alle problematisch“

Donnerstag, 20. Juli 2017 | 12:53 Uhr

Bozen – Die ungewisse Zukunft in Bezug auf die bevorstehende Neuvergabe der Linienbus-Konzessionen betrifft Busfahrer wie Busunternehmen gleichermaßen. Markus Silbernagl, Präsident der Linienbusunternehmer (LiBUS), sagt: „In unseren Familienunternehmen arbeiten viele Busfahrer schon seit Jahrzehnten, fast alle arbeiten nach ihrer Pensionierung in Teilzeit weiter. Auch ihnen gegenüber ist diese Planungs-Unsicherheit problematisch.“

Voraussichtlich diesen Herbst wird die Landesregierung über die Modalitäten entscheiden, mit denen im kommenden Jahr die Busdienste für den öffentlichen Nahverkehr in Südtirol neu vergeben werden. Im Raum stehen die Möglichkeit einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung ebenso wie die Vergabe nach einem Modell der Public Private Partnership (PPP) – einen solchen Vorschlag hat der größte Konzessionsinhaber SAD gemeinsam mit LiBUS vor wenigen Monaten vorgelegt.

Der Vorschlag biete höchste Qualität, die nötige Flexibilität um auf die Erfordernisse des Landes im ÖPNV schnell reagieren zu können und nicht zuletzt Planungssicherheit für die Busunternehmen und ihre Mitarbeiter, erklärt LiBUS. „Für eine professionelle und ausgewogene Planung der Unternehmens- und Personalentwicklung ist Klarheit in der Auftragslage unumgänglich“, so Silbernagl. Weiter betont er: „Wir können die Sorgen der Busfahrer verstehen – sie decken sich sogar weitgehend mit unseren Überlegungen.“ Einige Busfahrer hatten sich in den vergangenen Tagen mit einem offenen Brief an die Landespolitik gewandt und über eine Reihe von Schwierigkeiten im beruflichen Alltag und Sorgen mit Blick in die Zukunft berichtet.

„Die meisten der erwähnten Probleme in Bezug auf die Arbeitsbedingungen betreffen wohl nicht unsere LiBUS-Mitgliedsunternehmen – auch von Kündigungen, die über die normale Fluktuation hinausgehen, kann in unseren Reihen nicht die Rede sein“, so Silbernagl. Im Gegenteil: „Die allermeisten bleiben sogar in unseren Betrieben, nachdem sie Jahrzehntelang bei uns gearbeitet haben und in Pension gegangen sind.“ Auch hier sollte laut Silbernagl der Gesetzgeber eingreifen: Es gebe noch viele äußerst rüstige einheimische Busfahrer, die auch gerne nach der Pension noch in Teilzeit arbeiten möchten. Da der Staat hier aber durch die progressive Besteuerung voll durchgreift, sei dies für viele uninteressant.

Hier sollte man laut LiBUS gesetzlich eine vorteilhafte Behandlung dieser Teilzeitbeschäftigung anstreben. Man bemühe sich nach Kräften um bestmögliche Arbeitsbedingungen: „Mehrere unserer LiBUS-Mitgliedsbetriebe haben mit den Gewerkschaften Betriebsabkommen vereinbart, die zusätzliche Vergütungen zur kollektivvertraglichen Entlohnung vorsehen.“ Dazu gebe es Prämien, freiwillige Zulagen und eine möglichst gerechte Aufteilung der Wochenend- und Nachtdienste, die extra vergütet werden.

Im PPP-Modell wäre zudem eine fixe jährliche Lohnsteigerung vorgesehen. „Eines ist sicher: Busfahrer in Südtirol zu sein, ist ein äußerst verantwortungsvoller und beileibe kein leichter Job und unsere Mitarbeiter leisten eine qualitätsvolle und gute Dienstleistung. Der Beruf des Busfahrers sollte unseres Erachtens gezielt aufgewertet werden“, stellt Silbernagl fest.

Eine Möglichkeit wäre, das Berufsbild des Busfahrers, im Sinne eines „Berufskraftfahrers“ wie es im Ausland vorgesehen ist, gesetzlich einzuführen, die aufwändige Ausbildung finanziell zu unterstützen und somit die Arbeit und das Ansehen der Busfahrer generell zu steigern, so Silbernagl. Damit würden auch wieder mehr junge Menschen in diesen Beruf einsteigen, der vollen Einsatz das ganze Jahr über erfordert.

„Die Landesregierung ist souverän, über die Form der Ausschreibung zu entscheiden. Als Konsortium LiBUS ist es uns ein Anliegen, dass die Qualität dabei immer an erster Stelle stehen soll. Denn um eines der wichtigsten Ziele des Landesmobilitätsplanes, die ‚Verkehrsverlagerung‘ (vom Individualverkehr mit dem Auto auf den Bus), erreichen zu können, bedarf es höchster Qualität im Dienstleistungsangebot. Die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs kann nur durch eine konstant hohe, über die Jahre hinweg, gleichbleibende Qualität erreicht werden. In diesem Bewusstsein arbeiten die heimischen Familienunternehmen und deren Mitarbeiter im LiBUS seitjeher und legen sehr viel Wert auf Mitarbeiterbindung, Kundennähe und Qualität“, erklärt Silbernagl.

Von: mk

Bezirk: Bozen