Förderungen umsetzen

SBB: “Coworking als Chance”

Montag, 01. März 2021 | 18:58 Uhr

Von: bba

Bozen – Kürzlich veranstaltete die Plattform Land gemeinsam mit CoworkationALPS und startbase Südtirol eine Onlineveranstaltung zum Thema „Coworking und Coworkation in Südtirol“, die mit 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gut besucht war. Coworking steht hier für die Verbindung von Community (Gemeinschaft) und Work (Arbeit), wogegen Coworkation zusätzlich noch Vacation (Urlaub) einbezieht. Dabei wurden Vorzeigebeispiele aus der Praxis in und außerhalb Südtirols präsentiert, wie etwa Tourismuszukunft, ein alpenweites Netzwerk im Bereich der Tourismusberatung, und startbase Südtirol, das Netzwerk von Coworking Spaces in Südtirol. Zudem wurde der Fördervorschlag der Plattform Land, welcher den Landtagsbeschluss vom vergangenen September zur Förderung von Coworking konkretisiert, präsentiert. In diesem geht es darum, Coworking Spaces in den ersten drei Jahren mit 50 Prozent bei den Führungskosten zu unterstützen.

Veronika Engel, Vorstandsvorsitzende des Vereins CoworkationALPS, führte in die Materie ein und gab in ihrem Impulsvortrag einen Überblick zu den veränderten Bedingungen der heutigen Arbeitswelt und ortsunabhängigem Arbeiten (Remote Work) und wie Konzepte wie Coworkation und Coworking den ländlichen Raum nachhaltig und zukunftsorientiert gestalten können. Die Arbeitswelt erlebt derzeit einen immensen Wandel, verstärkt durch die Covid-19-Pandemie. Doch auch wenn Büros wieder ohne Auflagen besetzt werden können, führt die Entwicklung der Arbeitswelt weg von alten Strukturen hin zu mehr Flexibilität. Davon profitieren könnten vor allem ländliche Regionen. In ihrer Tätigkeit leitet Veronika Engel den interregionalen Verein CoworkationALPS, der in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz aktiv ist und sich für eine alpenweite Coworkation-Infrastruktur einsetzt.

Marion Niederkofler, Direktorin der Stadtentwicklung Bruneck, welche den Coworking Space startbase Bruneck betreibt, stellte das Netzwerk startbase Südtirol vor und zeigte die Relevanz des Kümmerers auf: „Es geht natürlich auch darum, einen ruhigen, voll ausgestatteten Arbeitsplatz mit schnellem Internet und einem Sitzungsraum zur Verfügung zu stellen. Diese harten Faktoren sind Grundvoraussetzung. Aber was einen Coworking Space von einem Pendlerhafen, dem Home-Office oder einem privaten Büroraum unterscheidet, sind die weichen Faktoren Gemeinschaft und Austausch. Erst die Förderung des Wir-Gefühls lässt persönlichen und beruflichen Mehrwert entstehen.“

Auch Roland Trebo von Tourismuszukunft gab spannende Einblicke in seine eigene Erfahrung als Teil des Beratungsunternehmens Tourismuszukunft. Das Unternehmen arbeitet mittlerweile komplett remote, ohne Geschäftsstelle und ohne Büros. Dafür kommen er und seine Kolleginnen und Kollegen mehrmals jährlich zu mehrtägigen Arbeitstreffen beziehungsweise Coworkations überall in Europa zusammen. Als absoluter New Work- und Tourismus-Experte betonte er nochmals die Dringlichkeit des Themas und die enormen Chancen, die sich gerade für ländliche Regionen hieraus ergeben könnten. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach solchen neuen Arbeitsformen noch zunehmen wird.

In der Diskussion, durch die Julia Scharting vom CoworkationALPS führte,  mit der Landtagsabgeordneten Jasmin Ladurner, dem Bürgermeister von Rasen-Antholz, Thomas Schuster, dem Koordinator der Plattform Land, André Mallossek, dem Betreiber vom Coworking Space startbase Meran, Stephan Thaler, sowie Coworkerinnen und Coworkern wurde über die Chance des Coworking für den ländlichen Raum gesprochen. „Angesichts der stärkeren Belastung der Familien und insbesondere der Frauen in der aktuellen Coronapandemie eröffnen sich durch das Coworking bessere Chancen, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Zudem trägt die Reduktion des Pendlerverkehrs zur Nachhaltigkeit bei. Daher setze ich mich auch für eine konkrete Förderung desselben ein“, betonte die Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner.

Diesen wichtigen Faktor, also die Unterstützungen der öffentlichen Hand, unterstrich André Mallossek, Koordinator der Plattform Land: „Für Coworking-Räume eignen sich besonders leerstehende Gebäude, die derzeit von der Plattform Land im Rahmen des Leerstandsmanagements erhoben werden. Dadurch werden Leerstände wieder einer sinnvollen Nutzung zugeführt.“ Die Plattform Land konkretisiert daher, in Abstimmung mit startbase Südtirol, den Landtagsbeschluss vom September – Coworking nachhaltig zu fördern – durch den Vorschlag, einen Führungskostenzuschuss von 50 Prozent in den ersten drei Jahren zu gewähren sowie die Ausstattung mit schnellem Internet durch das Land für Coworking-Räume mitzufinanzieren. Diese Finanzierung soll auch für Coworking-Räume im Bereich Coworkation sowohl für öffentliche wie private Betreiber gelten. Voraussetzung für die Förderung sei der Zugang für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.

Für ein gelungenes Coworking spielen diverse Faktoren eine wichtige Rolle, zumal in solchen Gemeinschaftsbüros verschiedene Realitäten aufeinandertreffen, wie das Vertrauen der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und der eigene Wille selbständig effizient zu arbeiten. Die Coworkerinnen und Coworker betonten, dass sie sich durch diese Art der Arbeit sogar motivierter fühlen und insgesamt produktiver seien als in einem klassischen Büro. Auch der Austausch mit Personen aus anderen Fachbereichen sei in einem Coworking Space ein bedeutsamer Mehrwert. Dadurch würden neue Ideen und kooperative Projekte entstehen. Wichtig sind neben dem schnellen Internet und der Infrastruktur die Gemeinschaft und eine inspirierende Atmosphäre.

„Nachdem die Erfahrungen der letzten Monate uns bewiesen haben, dass Online-Arbeitsformen funktionieren, eröffnet uns das Coworking gerade auch im ländlichen Raum neue kooperative Arbeitsformen, welche nach dieser Krise noch an Bedeutung gewinnen werden“, sagte Andreas Schatzer, Präsident der Plattform Land.

Die Plattform Land, startbase Südtirol und CoworkationALPS stehen zudem gerne als Ansprechpartner zu Verfügung für Interessierte, die Coworking beziehungsweise Coworkation betreiben wollen. Es besteht durchaus Potenzial, dies in mehreren ländlichen Gemeinden in Südtirol zu realisieren, zumal gerade in einem Tourismusland wie Südtirol Coworkation ein nachhaltiges und ausbaufähiges Tourismusangebot darstellen kann. Nun liegt es an der Landespolitik, die konkrete Unterstützung umzusetzen.

Zur Plattform Land:

Die „Plattform Land“ ist eine seit 2013 bestehende Südtiroler Allianz aus aktuell 15 Mitgliedern aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, welche sich für den lebendigem ländlichen Raum und intelligente Flächennutzung einsetzen.

Zu startbase:

startbase Südtirol ist ein Südtiroler Netzwerk mit Coworking Spaces in Meran, Bozen, Bruneck und Schlanders. Das Netzwerk steht für nachhaltige Coworking-Kultur in Südtirol, wo die zentralen Coworking-Werte Zusammenarbeit & Neugierde, Gemeinschaft & Wissen teilen, Sinnhaftigkeit & Nachhaltigkeit, Offenheit & Zugänglichkeit, sowie Passion & Engagement täglich gelebt werden.

Zu CoworkationALPS:

CoworkationALPS ist ein grenzüberschreitender Verein, der 40 Mitglieder in vier Ländern vernetzt mit dem Ziel die aktuellen Entwicklungen der Arbeitswelt für den Alpenraum zu nutzen und neue Lebens- und Arbeitsräume zu fördern und so den ländlichen Raum nachhaltig zu stärken.

 

Bezirk: Bozen