Am 15. und 16. November in Bozen

SFScon19: Festival im Zeichen der Free Software

Montag, 21. Oktober 2019 | 11:47 Uhr

Bozen – Am Freitag, 15. November und Samstag, 16. November ist es wieder so weit: Die 19. Ausgabe von SFScon, der internationalen Free Software Konferenz, öffnet im NOI Techpark in Bozen ihre Pforten. Die Veranstaltung, zu der hunderte Teilnehmer aus ganz Europa erwartet werden, ist die größte ihrer Art in Italien und verfolgt ein klares Ziel: die Nutzung von Free Software als Werkzeug zur Förderung von Innovation und Austausch. Sie bringt Entwickler, Programmierer, Unternehmen, Studierende und Entscheidungsträger zusammen und zeigt zwei Tage lang News und Best Practices aus dem IT-Bereich auf. Parallel dazu finden Networking Sessions zwischen Unternehmen sowie der NOI Hackathon SFScon Edition statt – ein digitaler Marathon, bei dem sich Entwickler und kreative Köpfe messen und den Anstoß zu neuen Ideen geben.

Über 100 Talks stehen dieses Jahr bei der SFScon auf dem Programm, aufgeteilt auf sechs Themenfelder: „Open Data Hub,  Analytics & Artificial Intelligence“, „DevOps & Cyber Security“, „IoT & Robotics“, „Contributing to FLOSS & OW2“, „Open Data Hub and Smart Cities“ und „Cultural Change“ – dazu zwei weitere thematische Tracks zu „Agile Open Innovation“ und der „Free Software Foundation Europe Community“ (FSFE). In je 15 Minuten Redezeit stellen die Speaker Projekte und Studien vor, geben neue Denkanstöße und gehen auf Fragen aus dem Publikum ein. Gleich im Anschluss an die ersten Keynote Speaker vergibt die Linux User Group Bozen den “South Tyrol Free Software Award” (SFSaward) – ein Preis als Anerkennung für die Person, die am meisten zur Verbreitung von Free Software in der Provinz Bozen beigetragen hat.

„Wir sind mittlerweile bei der 19. Ausgabe angekommen und mit jedem Jahr wächst die SFScon. Aus ganz Europa kommen die Teilnehmer hier zu uns nach Bozen. Wir sind überzeugt davon, dass das Zusammenbringen verschiedenster Ideen und Erfahrungen, vereint unter dem Banner einer Free-Software-Kultur, der beste Weg ist, um neue Ideen zu entwickeln und Südtirol immer mehr zu einem Bezugspunkt der digitalen Branche auf globaler Ebene zu machen. SFScon und NOI Hackathon sind kein reiner Kreativmarathon für Entwickler und Programmierer, sondern vielmehr eine Chance, Größen aus dem IT-Bereich aus ganz Europa zu treffen und mit ihnen einen Blick in unser aller Zukunft zu werfen“, erklärt Patrick Ohnewein, Experte des Technologiefelds Digital im NOI Techpark und damit Schirmherr über SFScon und NOI Hackathon.

Am Anfang der Geschichte steht die Linux User Group Bolzano-Bulsan, welche 2001 die SFScon ins Leben rief. Ab 2005 nahm der TIS Innovation Park die Zügel in die Hand, gefolgt von NOI Techpark. Dieses Jahr wird die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit EEN-Enterprise Europe Network organisiert, dem europäischen Netzwerk zur Unterstützung von Unternehmen mit Internationalisierungsvorhaben. Gesponsert wird das Festival von: Gruppo FOS, Top Control, Würth Phoenix, 1006.org, Davide Montesin Innovative Software, Endian, Orma Solutions, Peer, R3GIS, SiMedia, Telmekom und Xpeppers (Claranet Group company).

DIE SPEAKER UND THEMEN – Eröffnet wird die diesjährige Ausgabe von einer Koryphäe der Free Software: Oliver Fendt, Senior Manager Open Source Software bei Siemens.  Er gibt eine Einführung in das Thema der beiden Tage, nämlich: Wie kann Free Software eingesetzt werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben (im Unternehmen, aber nicht nur)? Eine Schwierigkeit dabei stellt die zunehmende Komplexität der Systeme dar, die ein echtes Risiko für die Privacy aller Internetnutzer darstellt. Diesem Thema widmet sich am ersten Tag des Festivals Luigi Gubelli, auch bekannt als Evariste Galois (ein gescheitertes Mathematik-Genie aus dem Frankreich des 19. Jahrhunderts). Der weiße Hacker hatte sich in Rousseau, die parteieigene Wahl-Plattform des Movimento 5 Stelle, eingehackt und deren Sicherheitslücken offengelegt. Nur knapp entging er mit dieser Aktion einer Anzeige und einer dreijährigen Gefängnisstrafe. Der 27-jährige Student aus Portogruaro (Venedig), der sich von der Piratenpartei Italien für die letzten Europawahlen aufstellen ließ, zählt zu den größten Experten für Web Vulnerability (Schwachstellen im Netz), ein heiß diskutiertes Thema im öffentlichen Diskurs.

„Bei Internetdiensten dreht sich alles um die Erhebung und Auswertung von Daten – jede Information eines Users kann analysiert werden und Gewinne generieren. Um in diesem digitalen Umfeld, in dem Benutzerdaten mittlerweile die Hauptwährung darstellen, zu überleben, ist es wichtig, dass man dem Produkt, das man verwendet, vertrauen kann. Wie? Open-Source-Software kann eine Teillösung darstellen, da sie den Anwendern ermöglicht, zu sehen, wie ihre Daten verwaltet werden“, nimmt Luigi Gubello vorweg.

Des Themas Freiheit und Technologie nimmt sich auch Andrew Wilson an. 42 Jahre ist er bereits in der Welt der Software tätig, 22 davon bei Intel. Auf der Bühne der SFScon erörtert er die Frage, wie wir unsere technologische Freiheit bewahren und auf eine neue Ära ausweiten können. Um darauf eine Antwort zu finden, stellt er einen Zusammenhang zwischen seinem Spezialgebiet, der betrieblichen Open Source Software, und dem politischen Liberalismus her, mit der Überzeugung, dass diese beiden Bereiche so einiges gemeinsam haben. Die Teilnehmer erwarten einige überraschende Enthüllungen. Deb Bryant, Senior Director of Open Source Program Office und CTO von Red Hat und Keynote Speaker des zweiten Tages, wird sich stattdessen auf die Herausforderungen konzentrieren, denen Free Software im Jahr 2020 gegenübersteht – zwischen Profit und sozialem Nutzen.

Das Redner-Spektrum beinhaltet aber noch einige andere spannende Persönlichkeiten: Barbara Plank, Professorin an der ITU Kopenhagen und zukünftige Leiterin des Masters in Data Science; Carmen Bianca Bakker, Open-Software-Aktivistin und Studentin für Software Engineering an der NHL Stenden in Leeuwarden; Maurizio Napolitano, Coordinator der Unit Digital Commons Lab des Zentrums ICT von FBK; Thomas Cedric, CEO der französischen Genossenschaft OW2; und viele weitere italienische und internationale Experten sowie Vertreter von NOI Techpark, Eurac Reserach, Fraunhofer Italia und unibz.

TRACKS – Daten sind einer der größten Schätze der Moderne und werden nicht nur für Unternehmen immer wichtiger, sondern für die gesamte Gesellschaft. Daher wird bei der SFScon auch der Durchführung von Projekten und Initiativen, die dank Free Software Unternehmen und Dienstleistungen effizienter gestalten sollen, große Aufmerksamkeit geschenkt. Konkret geht es um Themen wie Smart City und Smart Tourism, Chatbots und integrierte Mobilität, Industrie 4.0 und soziale Kohäsion. Darüber hinaus werden an den beiden Tagen zwei Studien vorgestellt, die in Südtirol im Rahmen des Free Software Lab Observatory von NOI Techpark durchgeführt wurden – einmal, um zu messen, wie viel und wie lokale Unternehmen ihre Datenbanken nutzen („DataBase Management Systems in der Provinz Bozen“ der Freien Universität Bozen) und zum Zweiten, wie sie sich für das Internet of Things aufstellen (“The IoT business and research community in South Tyrol” von der NOI AG, Fraunhofer Italia und Gruppo FOS). Um IoT geht es auch beim EFRE-Projekt Beacon Südtirol – Alto Adige, das die Installation von 3.500 Beacon-Sensoren in ganz Südtirol vorsieht, um die Entwicklung des IoT und der ICT in Südtirol voranzutreiben; bei Pepper, dem Sozial- und Empfangsroboter von NOI Techpark, geht es hingegen darum, aufzuzeigen, was es konkret bedeutet, mittels Sprache und Gestik mit einem IoT-Gerät zu interagieren.

Von: luk

Bezirk: Bozen