Von: mk
Bozen – Die Gefahren und Chancen, die durch die digitalen Plattformen zur Vermittlung von Unterkünften entstehen, standen im Mittelpunkt der diesjährigen Fachtagung der Hoteliers- und Gastwirtejugend (HGJ) und des Forschungszentrums Eurac Research in Bozen.
Der Trend der Sharing Economy ist im Tourismus deutlich zu spüren. Airbnb hat als eine der ersten Plattformen dieses Konzept umgesetzt und erzielt weltweit ein rasantes Wachstum. Auch in Südtirol steigt die Zahl der angebotenen Unterkünfte stetig und wirkt sich somit auf die professionellen Betreiber von Hotels, Garnis und Residenzen aus. Eine Folge dieses Konzeptes ist die Tatsache, dass durch die Airbnb-Angebote viele Wohnungen und Zimmer nicht für den heimischen Wohnungsmarkt zur Verfügung stehen und dadurch der Mietpreis in gewissen Städten und Stadtteilen extrem steigt. „Als Junggastwirte müssen wir diese globalen Entwicklungen aufmerksam verfolgen und daraus auch lernen und versuchen, die Erkenntnisse für unsere Betriebe und unser Angebot zu nutzen“, unterstrich HGJ-Obmann Hannes Gamper. Dennoch ist er überzeugt: „Wir Südtiroler Hoteliers und Gastwirte sind für unsere Gastfreundschaft bekannt. Unsere Familienbetriebe können den Gästen genauso tolle Erlebnisse bieten, wie Airbnb es verspricht“. Gottfried Schgaguler ist überzeugt, dass im Hotel- und Gastgewerbe in Südtirol die Beziehung zwischen Gast und Gastgeber noch immer einen hohen Stellenwert einnimmt.
Prof. Harald Pechlaner, Leiter des Centers for Advanced Studies von Eurac Research, ist überzeugt, dass der derzeitige Wandel im Tourismus bedeutende gesellschaftliche und vor allem technologische Veränderungen mit sich bringen wird. „Wir müssen zumindest teilweise auf die Sharing Economy antworten und vor allem die traditionelle Südtiroler Hotellerie darf diese neue Chance nicht außer Acht lassen“, unterstreicht Pechlaner.
Einen näheren Einblick in die Welt der Sharing Economy gab Carsten Hennig, Chefredakteur von Hotelier TV & Radio & Digital Evangelist in Hamburg, in seinem Vortrag „Airbnb – eine Chance für Hotels und Revolution im Vertrieb. Digitale Hoteliers nach vorne“. Der wachsende Erfolg der Sharing-Economy-Plattformen in den letzten Jahren hat gezeigt, dass gerade in der Hotellerie neue Vertriebswege und Marketingstrategien gefragt sind. „Der Gast von morgen bucht kein Hotelzimmer mehr, sondern die Erfahrung und das Erlebnis“, ist Hennig überzeugt. „Wenn wir Sharing-Economy-Plattformen nicht schlagen können, dann müssen wir uns mit ihnen verbrüdern“, betont der Experte.
2015 ist Airbnb in Westaustralien um 100 Prozent gewachsen, 2016 um 80 Prozent und 2017 nur mehr um 50 Prozent. „Die Vermittlungsplattform kommt möglicherweise in Richtung eines Sättigungsgrades“, weiß Michael Volgger von der Curtin University in Perth/Australien und Eurac Research. Den Erfolg der Plattform sieht der Experte im speziellen Erlebnisangebot. „Der Reisende möchte im Urlaub leben wie die Einheimischen“, ist der Wissenschaftler überzeugt. Volgger appellierte an die Besucher das neue Angebot anzunehmen, versuchen für sich zu nutzen und daraus zu lernen. „Wir können die Zeit nicht anhalten, wir müssen den digitalen Veränderungen offen gegenüberstehen“, betont Volgger.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Klaus Berger, Hotel Post Gries/Bozen, Alexander Frey, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Augsburg, Stefanie Waldner, Absolventin des MCI Innsbruck, und Ester Demetz, HGV-Vizedirektorin und Leiterin der HGV-Rechtsabteilung, über die Vor- und Nachteile von Sharing-Economy-Plattformen. Dabei wurde u. a. auf die gesetzlichen Regelungen der Vermietung von privaten Wohneinheiten eingegangen. Diese existieren bereits, allerdings sei es schwer zu kontrollieren, ob die gesetzlichen Auflagen auch wirklich eingehalten werden, war man sich einig.