Äthiopien, Afrika und COVID-19

Südtiroler Ärzte für die Welt helfen weiterhin

Dienstag, 07. April 2020 | 00:58 Uhr

Bozen/Attat – Kontrollen auf den Flughäfen, geschlossene Schulen, Kampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung, Vermeidung von Menschenansammlungen, Mahnung zu häufigem Händewaschen, Einstellung der öffentlichen Transporte, Verbot zur Abhaltung von Märkten, dies sind einige der Maßnahmen, welche afrikanische Regierung verordnen, um der Ausbreitung von Covid19 entgegenzuwirken.

Zum Teil weiß die Bevölkerung noch sehr wenig über das Virus. Die Menschen, die an Armut und Seuchen gewohnt sind, die im Leben bereits viel Schlimmes mitgemacht haben, lassen sich von einem Virus, den sie gar nicht sehen, keinen großen Schrecken einjagen. Die allgemein vorherrschende Unwissenheit über die Infektion birgt große Risiken in sich.

Aus dem Krankenhaus Attat, welches 200 Kilometer südöstlich von Addis Abeba ein Einzugsgebiet von einer Million Menschen versorgt und welches vom Verein „Südtiroler Ärzte für die Welt“ seit Jahren unterstützt wird, hat der Verein am 4. April 2020 von Dr. Rita Schiffer, der ärztlichen Leiterin, folgende Informationen zur aktuellen Lage erhalten.

„Alle Menschen, die auf das Krankenhausgelände kommen, müssen die Hände waschen, beim Verlassen ebenfalls. Im Wartebereich werden Anweisungen gegeben. Wir haben Mundschutze genäht und unser Apotheker stellt Desinfektionslösung her. Wir haben keine
Testmöglichkeiten, vielleicht hatten wir darum noch keinen positiven Covid19 Fall. Aber laut Berichten rückt es immer näher. Wir haben keine Intensivabteilung und verfügen über keine Beatmungsgeräte. Alle Menschen beten kräftig und machen sich gegenseitig Mut. Der beste Schutz ist ein gutes Immunsystem, wir bauen darauf! Durch ein Pre-triage System werden Corona Verdachtsfälle von den anderen Patienten getrennt und dann in die nächste Ortschaft in ein dafür bereitgestelltes Zentrum gebracht, wo sie getestet werden. Der Zugang zum Krankenhaus wurde einschränkt, nur mehr ein Familienangehöriger darf den Patienten begleiten“.

Die ebenfalls von den Südtiroler Ärzten für die Welt finanzierte San Marco Klinik befindet sich in der letzten Bauphase und wird bei Bedarf als Quarantäne Zentrum für die Covid19 Patienten umfunktioniert. Sie befindet sich etwa 50 Kilometer vom Krankenhaus Attat entfernt und wird in Zukunft die medizinische Grundversorgung von 25.000 Einwohnern gewährleisten.

Das Verbot zur Abhaltung von Märkten wird schwere Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung haben. Die Menschen kaufen und verkaufen ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse nur auf den lokalen Märkten. Ebenso gibt es keine Arbeit mehr für die Tagelöhner. Dr. Rita Schiffer ist deshalb sehr besorgt, dass eine große Hungersnot ausbrechen wird.

Toni Pizzecco betont, dass außer dem Ankauf von Masken und sonstigem Schutzmaterial für das Krankenhaus Attat, die Finanzierung von Wasserprojekten derzeit die dringendste Hilfsmaßnahme darstellt. “Ein Kanister Wasser und Seife sind außer den Tüchern, welche sich die Menschen um den Mund wickeln, vielleicht die schnellste und einfachste Möglichkeit zur Rettung vieler Menschen in Afrika.“ Obwohl die Abhaltung von Gottesdiensten ausgesetzt wurde, wird das Leben vom Glauben getragen und von der Hoffnung, dass das Schlimmste sie nicht erreichen wird.

Von: bba

Bezirk: Bozen