Von: luk
Bozen – Die Landesregierung hat die Ausschreibung 2018 zur Förderung der Auslandsaufenthalte von Südtirols Forschern zu deren weiteren Spezialisierung heute genehmigt. Ebenso möglich ist es, dass Südtiroler Forschungseinrichtungen über diesen Wettbewerb spezifische Forscher aus dem Ausland nach Südtirol holen können. Dafür stehen im Zeitraum 2018-2020 insgesamt 880.000 Euro zur Verfügung.
“Diese Fördermaßnahme dient dazu, dem sogenannten Brain-Drain entgegenzuwirken – der Abwanderung der hellen Köpfe, allen voran der Forscherinnen und Forscher”, erklärte Landeshauptmann Arno Kompatscher in der heutigen Pressekonferenz der Landesregierung. Darüber hinaus solle der Wettbewerb den Horizont der in Südtirol beschäftigten Forscher erweitern. “Es handelt sich also dabei um eine Art Südtiroler Erasmus-Programm für Forscher. Am Ende ihres Aufenthalts in ausländischen Forschungseinrichtungen können sie ihr neu angeeignetes Wissen und ihre Erfahrungen bei ihrer Rückkehr nach Südtirol mitbringen”, betonte der Landeshauptmann. Etliche Beispiele der vergangenen Jahre hätten gezeigt, das diese Maßnahme auch zu Fortschritten am Forschungsstandort Südtirol führt. Ähnlich profitieren würde dieser im Gegenzug von spezifischen Forschern, die Südtirols Forschungseinrichtungen ins Land geholt haben. In beiden Fällen diene die Förderung auch dazu, im Ausland das Innovationspotential Südtirols stärker bekannt zu machen.
Die Förderinitiative ist Teil der sogenannten Forschungsoffensive der Landesabteilung Innovation, Forschung und Universität und dient auch dazu, den Forschungsstandort Südtirol insgesamt zu stärken.
Zwei Beispiele
Die Vorteile der Fördermaßnahme lassen sich auch an ein paar Beispielen veranschaulichen. Den italienischen Forscher für Hydrologie und Hydraulik, Andrea Andreoli, hatte die Freie Universität Bozen (Unibz) nach seinem Forschungsaufenthalt an der Universidad de Concepción in Chile aufgrund seines spezifischen Wissens für zwei Jahre nach Südtirol geholt. Nun ist Andreoli seit 2017 erneut nach Südtirol gekommen und als Forscher und Dozent an der Unibz beschäftigt. “Diese Fördermaßnahme hat mein Leben und meine akademische Karriere maßgeblich verändert”, sagt Andreoli. Hochentwickeltes Humankapital werde im Übrigen auf der ganzen Welt geschätzt und mit ähnlichen Initiativen gefördert, betont der Forscher.
Die heutige Professorin für Phytopathologie an der Unibz, Sanja Baric, war als Forscherin beim Versuchszentrum Laimburg tätig, bevor sie zu einem einjährigen Forschungsaufenthalt an die Universität von Warwick in Großbritannien aufbrach. Dort konnte sie in einer der führenden Arbeitsgruppen für Metagenomik des Bodens mitarbeiten. Die dort erlernten Forschungsmethoden und gesammelten Erfahrungen lässt Baric in verschiedene Forschungsprojekte einfließen, die sich mit pflanzenpathogenen und pflanzenparasitischen Mikroorganismen im Apfel- und Kastanienanbau in Südtirol befassen. “Diese Förderung ist wertvoll, um den eigenen Forschungsbereich mit dem im Ausland hinzugewonnenen Wissen weiterzuentwickeln”, sagt Baric. Es gehe aber auch darum, mit anderen Forschern näher in Kontakt zu kommen, um eine Basis für zukünftige Kooperationen zu schaffen. Und natürlich trage Baric zufolge ein Auslandsaufenthalt auch zur Erweiterung des eigenen Horizonts bei.
Neu in der aktuellen Ausschreibung
“Wir möchten die Internationalisierung der Forschung in Südtirol voranbringen, speziell der jungen Forscherinnen und Forscher. Sie sind die eigentliche Zielgruppe dieser Förderung”, betont in diesem Zusammenhang Abteilungsdirektor Vito Zingerle. Forschung sei per se international – Auslandaufenthalte seien daher für die Forscher wesentlich. Die Südtiroler Forschungseinrichtungen, die die Ansuchen stellen, sollen die jungen Forscher dann in ihrer Auslandstätigkeit begleiten, indem sie ihnen einem Tutor zur Seite stellen. “Wir sind überzeugt, dass diese Erfahrungen nicht nur den Forschern viel bringen, sondern auch Südtirols Forschungsinstitutionen. Deren Forschungstätigkeiten haben sich bereits so gut entwickelt, dass es ihnen mittlerweile gelingt, brillante junge Köpfe ins Land zu holen”, sagt Zingerle.
Die Aufenthalte können zwischen sechs und 24 Monaten dauern, die entsprechenden Ansuchen bis 31. Oktober eingereicht werden. Sobald der Wettbewerb im Amtsblatt veröffentlicht ist, werden dessen Details auch auf der Webseite der Landesabteilung Innovation, Forschung und Universität ersichtlich sein. Die Forschungsinstitutionen erhalten Zuschüsse zwischen 40.000 und 170.000 Euro, je nachdem wie lang der Aufenthalt der Forscher dauert.