Bozen – 16,5 Prozent verdient eine Südtirolerin im Durchschnitt weniger als ein Südtiroler. Dies zu ändern, dafür sensibilisiert und informiert der Equal Pay Day am 21. April.
Wie kann es sein, dass Frauen, bei gleicher oder vergleichbarer Qualifikation und Position immer noch weniger verdienen als männliche Kollegen? Auf diese Frage macht alljährlich der Equal Pay Day aufmerksam. In Südtirol organisiert dazu der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen gemeinsam mit 72 Partnerorganisationen am Freitag, 21. April, Aktionen an 28 Infopoints. Der Schwerpunkt 2023 liegt auf der finanziellen Bildung. Rund ein Fünftel aller Anrufe bei der gesamtstaatlichen Notrufnummer für weibliche Gewaltopfer (1522) betreffen ökonomische Gewalt, informierte der lokale Direktor der Banca D’Italia Michele Benvenuti bei der heutigen Vorstellung der Aktionen zum Equal Pay Day 2023.
Auch der für Chancengleichheit zuständige Landesrat, Landeshauptmann Arno Kompatscher hob in diesem Zusammenhang hervor: “Finanzielle Unabhängigkeit nimmt ökonomischer Gewalt den Raum und ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben. Deshalb ist es wichtig, die finanzielle Bildung von Frauen zu fördern.” Der diesjährige Schwerpunkt sei nötig, um die Kompetenz in diesem Bereich zu stärken, und zwar von der Schulbildung und im familiären Umfeld an, unterstrich der Landeshauptmann.
Bildung als Schlüssel zur Gleichberechtigung
Einiges habe sich bereits getan, erinnerte Beiratspräsidentin Ulrike Oberhammer und führte als Beispiele die anstehenden Änderungen auf EU-Ebene zur Beweislast von ungleicher Bezahlung oder die Änderungen im Zuge der Cartabia-Reform (wonach bei Unterhaltsanträgen die gesamte Dokumentation betreffend das Vermögen, auch die Kontoauszüge hinterlegt werden müssen) an. Zudem appellierte sie an jede einzelne Frau, sich gut und ausgiebig über ihre finanziellen Möglichkeiten zu informieren: “Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um sich finanziell abzusichern. Zum Teil werden diese – wie bei der rentenmäßigen Absicherung der Erziehungszeiten – auch mit öffentlichen Mitteln unterstützt. Es liegt jedoch auch an uns allen, Verbesserungen zu erzielen, damit Frauen finanziell abgesichert sind und frei ihre Entscheidungen treffen können.”
“Der Umgang mit den eigenen Finanzen ist ein Schlüssel dazu, gleichberechtigt zu leben“, unterstrich Beirats-Vizepräsidentin Donatella Califano. Gerade deshalb sei der diesjährige Equal Pay Day, der zum 12. Mal in Südtirol organisiert wird, von so großer Bedeutung. Es gebe dazu zahlreiche Veranstaltungen am und rund um den 21. April, diese könne man uunter anderem auf dem Chancengleichheitsportal des Landes abrufen.
Südtirols Gender Pay Gap liegt bei 16,5 Prozent
Um für das Thema sensibilisieren zu können, braucht es Daten: Diese lieferte bei der Vorstellung der Aktionen AFI-Forscherin Maria-Elena Iarossi mit einem Überblick über die Lage in Südtirol. Der Gender Pay Gap, also die Kluft der Entlohnung im Geschlechtervergleich, betrage in Südtirol 16,5 Prozent. Über Gründe, weshalb der Pay Gap nach wie vor bestehe, informierte Petra Degasperi, Mitarbeiterin der Abteilung Wirtschaftsforschung am Bozner Sitz der Banca D’Italia. Eine 2022 veröffentlichte Studie des Wifo der Handelskammer Bozen habe aufgezeigt, dass Südtiroler Mädchen einen höheren Aufholgrad in Sachen finanzielle Bildung aufweisen als gleichaltrige Buben. In neun von den 20 untersuchten Ländern seien Mädchen jedoch finanziell besser gebildet als ihre männlichen Jahrgangskollegen – dies zeige, dass es auch kulturelle Gründe für diesen Umstand gäbe, führte Degasperi aus. Sie nannte dabei unter anderem den Fakt, dass im familiären Umfeld kaum über Geld offen gesprochen werde, dass tendenziell der Vater, nicht die Mutter, die Finanzen der Familie verwalte oder auch dass sich Frauen in diesem Themenbereich selbst unterschätzen und sich davon zurückziehen. “Mein Ratschlag an Frauen: Informieren Sie sich, informieren Sie andere Frauen und treffen Sie – nicht jemand anderes – bewusste Entscheidungen, was mit Ihren Finanzen passiert!”, appellierte die Fachfrau der Banca D‘Italia.
Dabei helfen könnten auch Institutionen wie PensPlan, führte dessen Präsidentin Johanna Vaja in ihrer Videogrußbotschaft aus. Aktionen wie der Equal Pay Day sei ein guter Anlass für Frauen, sich mit ihrer eigenen Situation auseinanderzusetzen, doch auch für die Gesellschaft gelte es, diesem Thema mehr Augenmerk zu verleihen, fasste Beiratspräsidentin Oberhammer zusammen. Auch im Gleichstellungsaktionsplan Æquitas, an dem derzeit auf Hochtouren gearbeitet werde, sei dieser Aspekt darum ein wichtiger.
Von: luk
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13 Kommentare auf "Südtirols Gender Pay Gap liegt bei 16,5 Prozent"
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gender gay pay gap und was weiss ich was noch….😂😂😂
schrecklich…..hoffntlich bringt meloni da was weiter
So ist es 👍👍👍
Meistens sind die Frauen aber selber schuld… Tarif ist ja immer hleich. Meine Frau z. B. hat in den letzten 15 Jahren noch nie nach einer Lohnerhöhung gefragt, ich z. B. jedes 3. Jahr.
Ich hingegen kenne einige, die nach Lohnerhöhung gefragt haben. Mehrere Male. Aber es scheint einfach nicht drin zu sein…
Schaut mal lieber hier nach, da werden diese Zahlen richtig genannt:
https://www.mdr.de/ratgeber/finanzen/bezahlung-maenner-frauen-unterschiede-equal-pay-102.html
Bei gleicher Qualifikation und Position sind es nur 6-7% Unterschied, nicht 16,5!
Genau. Bei diesen Studien wird oft einfach nur geschaut wieviel Männer im Durchschnitt verdienen und wieviel Frauen. Ohne darauf zu achten, dass Männer eher Berufe wählen bei denen man mehr verdient (Programmierer, Architekt, Maschinenbau usw.)
Man kann grob sagen, dass Männer mehr an Dinge interessiert sind, während Frauen mehr an Personen interessiert sind. Mit Dingen verdient man halt mehr Geld.
Dennoch gibt es den Gender Pay Gap, er ist jedoch geringer als er dargestellt wird.
Warum stellen die Unternehmen eigentlich nicht einfach nur noch Frauen ein, wenn die billiger sind und genau das gleiche leisten?
Die Zahl stimmt nicht! Bei gleicher Position und Qualifikation sind es nur 6 %.
Die 16,5 % sind es, wenn man einfach Männer mit Frauen generell vergleicht. Und dabei vergisst, dass Männer öfters Ingenieure und Frauen öfter Friseusen sind. Männer arbeiten durchschnittlich länger und auch in Jobs, bei denen es auf Kraft ankommt. Und eine Friseuse soll wirklich nicht so viel verdienen wie ein Ingenieur!
Gleichberechtigung wäre aber auch, wenn das Renteneintrittsalter bei beiden Geschlechtern gleich wäre. Übrigens: auch kinderlose Frauen können ein Jahr früher in Rente gehen als Männer.
Trotz längerer Lebenserwartung wohl gemerkt.
Manche Frauen leisten zudem in Teilzeit auch noch mehr wie einige in Vollzeit!!!!
Vielleicht sollten einige Frauen mal verstehen daß der Großteil der Betriebe nach Leistung und nicht nach Qualifikation bezahlt, denn ein Studientitel allein ist ohne entsprechende Leistung in der Privatwirtschaft nicht viel wert – anders ist es wohl bei manchem Staats-Landesbetrieb