Von: luk
Bozen – Das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hat kürzlich aufgezeigt, dass sich die Innovationsleistung von Südtirols Wirtschaft durchaus mit jener Tirols und des Trentino messen kann. Doch wie denken die lokalen Akteure über Innovation in Südtirol? Neben unterschiedlichen Einschätzungen der Innovationsleistung zeigen Interviews, dass die Landesinnovationsstrategie und die bestehenden Fördermaßnahmen bei den Wirtschaftsakteuren wenig bekannt sind.
In einer kürzlich erschienenen Studie hat das WIFO den Innovationsgrad der drei Euregio-Länder miteinander verglichen. Trotz geringer Ausgaben für Forschung und Entwicklung schneidet Südtirol in allen Innovationsleistungen im europäischen Vergleich gut ab. Um die rein quantitativen Daten der vorangegangenen Studie zu ergänzen, hat das WIFO Interviews mit 32 Stakeholdern aus öffentlichen Einrichtungen, der Forschung sowie Unternehmen und Wirtschaftsverbänden geführt. Die aussagekräftigsten Kommentare und Meinungen dieser Stakeholder sind in dem Bericht „Innovation in Südtirol ist…“ zusammengefasst.
Innovation in Südtirol ist…facettenreich: Der Begriff „Innovation“ nimmt je nach Sektor und Tätigkeitsbereich ganz unterschiedliche Bedeutungen an. Insofern überrascht es auch nicht, dass das Innovationsbewusstsein unterschiedlich ausgeprägt ist: So schätzen die Vertreter von öffentlichen Einrichtungen Südtirol als eher innovativ ein, wohingegen die Forscher und Unternehmer der Meinung sind, dass das bestehende Potenzial bislang nicht voll genutzt wird. Große Hoffnungen werden dabei in den NOI Techpark und seiner Wirkung auf das Innovationsbewusstsein der Bevölkerung gelegt.
Innovation in Südtirol ist…auch Tradition: Innovationen entstehen keinesfalls nur im technologischen Bereich. Den Südtirolern sind ihre Traditionen wichtig und sollen deshalb bewahrt werden. Der Gedanke, dass Südtirols Stärken in der Landwirtschaft, dem Tourismus und dem Handwerk auf der einen Seite und Innovation auf der anderen Seite einen Kontrast darstellen und gar widersprüchlich sind, muss überwunden werden, so die befragten Stakeholder.
Die Innovationsstrategie in Südtirol ist…nicht allen bekannt: Die Innovationsausrichtung Südtirols wird u.a. durch das Landesgesetz Nr. 14/2006 zu Innovation und Forschung und durch die RIS 3 Strategie festgelegt. Die RIS 3 Strategie wird von der EU-Kommission für den Erhalt von Fördergeldern vorausgesetzt und definiert Südtirols Stärkefelder. Aus den Interviews geht hervor, dass hier nicht alle an einem Strang ziehen: Während die öffentlichen Einrichtungen sehr gut über das mehrjährige Landesprogramm und die Fördermaßnahmen informiert sind, sind diese bei den Unternehmen und Forschungseinrichtungen weniger bekannt. Dies führt zu Unsicherheiten und hemmt die Innovationskraft des Landes, sind sich die Stakeholder einig.
„Mit dem Beginn der neuen EU-Förderperiode ab 2021 ist eine Überarbeitung der Südtiroler Innovationsstrategie auf der Basis der europäischen Richtlinien notwendig. Dies bietet eine gute Gelegenheit, die Unternehmen und Forschungseinrichtungen stärker in die strategische Planung einzubeziehen. So kann die Informationslücke geschlossen und der gewünschte Austausch ermöglicht werden“, erklärt Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen.
Der Bericht „Innovation in Südtirol ist… Die Sicht der Stakeholder“ und die Studie „Die vielen Gesichter der Wettbewerbsfähigkeit“ stehen auf der Website www.wifo.bz.it zum Download bereit.