Ohne Steuernummer keine Sponsorengelder

Südtirols Vereine in der Klemme

Donnerstag, 16. März 2017 | 11:57 Uhr
Update

Bozen – Weil der Fiskus für Sponsorengelder Steuern verlangt, stecken Südtirols Vereine und Verbände sin der Klemme. Außerdem wäre ohne Mehrwertsteuernummer der Abschluss eines Sponsorvertrages gar nicht möglich. Damit mutiert ein Verein allerdings zum Wirtschaftsunternehmen, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Eine rasche Lösung des Problems scheint derzeit nicht in Sicht. 21.000 Euro fordert die Agentur für Einnahmen vom SSV Bruneck. So würden die Steuern ausmachen, die der Verein aus Sicht des Fiskus für im Jahr 2011 erhaltene Sponsorgelder nachträglich bezahlen soll. Der Verein wurde damit im Grunde Opfer einer rechtlichen Grauzone, die nach wie vor nicht geregelt ist.

Die Brunecker haben sich mittlerweile eine Steuernummer zugelegt. Dadurch fällt der Verein allerdings aus der Liste der ehrenamtlich tätigen Vereine – mit entsprechenden steuerrechtlichen Folgen. Als Sportminister Luca Lotti den SSV Bruneck besucht hat, gab man ihm einen Brief mit auf den Weg – in der Hoffnung auf eine rasche Lösung.
Beim Verband Südtiroler Sportvereine (VSS) weiß man um diese Schwierigkeiten. „Noch unter Landeshauptmann Luis Durnwalder hatte man versucht, dieses Problem zu lösen“, erklärt VSS-Präsident Günther Andergassen gegenüber den „Dolomiten“. Bei einem Treffen zwischen VSS und Agentur für Einnahmen in Bozen sollte das Problem geklärt werden. Diese will aber erst auf eine Antwort aus Rom warten.

Doch nicht nur Südtirols Sportvereine sind davon betroffen. Auch beim Südtiroler Theaterverband herrscht Alarmstimmung. „Bei uns trifft es vor allem Bühnen, die größere Projekte durchführen, wie Freilichttheater und Operettenspiele“, erklärt Präsident Klaus Runer gegenüber den „Dolomiten“. Mittlerweile würden sich potenzielle Sponsoren vielfach weigern, einen Vertrag zu unterzeichnen, wenn der betreffende Theaterverein nicht über eine Mehrwertsteuernummer verfügt. Legt sich aber ein Verein erst einmal eine Mehrwertsteuernummer zu, werde er zum Steuersubjekt, so Runer. Die Materie sei noch nie wirklich vor einem Steuergericht durchjudiziert worden.

Ein wenig anders gelagert ist es beim AVS, der mit seinen über 60.000 Mitgliedern der größte Verein im Lande ist. „Unsere Sektionen sind ausschließlich ehrenamtlich tätige Vereine und dürfen somit keine Sponsortätigkeit haben“, erklärt AVS-Geschäftsführer Gislar Sulzenbacher gegenüber den „Dolomiten“. Allerdings sei die Annahme von Spenden möglich. Der Hauptverein verfügt hingegen über eine Mehrwertsteuernummer und kann folglich auch Sponsorenverträge abschließen.

Bis spätestens Juni soll Rom Ordnung im Gesetzesdickicht schaffen – und zwar über eine Neuregelung des Dienstleistungssektors, wie es vonseiten des Landesamts für Kabinettsangelegenheiten heißt. Damit sollten dann auch die Steuern im Non-Profit-Bereich neu geregelt werden. Das Hauptproblem ist nämlich, dass es derzeit gleich mehrere Gesetze gibt, die aber nicht aufeinander abgestimmt sind und sich teilweise sogar widersprechen.

Von: mk

Bezirk: Bozen