Von: luk
Bozen – Am Martinstag haben die Senioren im KVW zu einer Tagung nach Bozen geladen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Seniorenarbeit in den KVW Ortsgruppen und Seniorenklubs hörten ein Referat von Professor Martin Lintner. Es machte ihm sichtlich Freude, seinen Namenspatron vorzustellen. Maria Kußtatscher, Vorsitzende der KVW Senioren, dankte den zahlreich Anwesenden, dass sie sich immer wieder für die Anderen einsetzen.
Professor Martin Lintner begann sein Referat mit der ergreifenden Geste vom Teilen des Mantels. Dieses Bild in der Legende ist etwas, das die Menschen seit über 1600 Jahren zutiefst im Herzen berührt. Es werde in der Kunst wach gehalten, die Martinsfeiern sind beliebt, der Aspekt des Teilens wird in den Vordergrund gestellt.
Nach dem Teilen erkennt der Soldat Martin im Bettler Christus. Diese Erfahrung hat ihn zutiefst verändert, er gab sein Soldatenleben auf und ließ sich taufen. Als späterer Mönch suchte er stets das einfache Leben und die Nähe zu den Armen. Wo Menschen sich für andere öffnen, bricht etwas Neues auf, die Welt ändert sich, auch bei dem der teilt.
Schenken ist Teilen
Eine weitere Form des Teilens ist das Schenken. Dies ist mehr als die Übergabe eines Gegenstandes, denn im Schenken wird auch etwas von dem Schenkenden gegeben.„Ich teile etwas aus meiner Welt mit anderen Menschen und etwas von mir bleibt im Geschenk“, beschrieb es Professor Lintner. Daher komme auch das Gefühl, man müsse sich revanchieren, man müsse etwas zurückgeben, damit man quitt sei.
Teilen als Pflicht: Sozialethik
Der Moraltheologe Lintner sprach auch die Pflicht zum Teilen an. „Wir sind heute eingebunden in eine Solidargemeinschaft, in der strukturell dafür Sorge getragen wird, dass Ärmere nicht herausfallen, sondern vom Solidarnetz getragen werden“, so Lintner. Auch dies hat mit Teilen zu tun, denn einige bringen mehr in die Solidargemeinschaft ein als andere. Diese Grundwerte dürften nicht in Frage gestellt werden, sie zeichnen unsere Gesellschaft aus. Deshalb sei es brandgefährlich, wenn – wie zum Beispiel im österreichischen Wahlkampf passiert – gefordert wird, dass nur jene etwas bekommen, die auch etwas beitragen. Viele würden dann aus dem Solidarnetz herausfallen, warnte Lintner.
Ganz nach dem Motto „was ich gebe macht mich nicht ärmer sondern reicher“ stellten ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KVW Seniorenklubs Initiativen und Aktionen vor. Bei kostenlosen online-Kursen oder Besuchen im Altersheimoder Krankenbesuchen oder regelmäßigen Wanderungen schenken sie älteren Menschen viel Zeit.
Zeit schenken und Freude machen
Heinrich Brenner aus Pfalzen organisiert von Frühling bis Herbst Wanderungen, die für alle zugänglich sind, jedoch so gestaltet sind, dass sie auch von Senioren zu bewältigen sind. Kathi Donà erzählte von einer Initiative in Kastelbell, bei der jeden Donnerstag Nachmittag die Mitbürger, die im Altersheim in Latschuntergebracht sind, besucht werden. Diese Aufgabe wird von verschiedenen Gruppen (KVW, Jugend, Jungschar, Bäuerinnen) durchgeführt. Weiters gibt es ein Vorlesen durch die Bibliothek und eine Tanzleiterin und eine Friseurin besuchen die Altersheiminsassen. „Der Kontakt zu den Menschen aus ihrem Dorf tut ihnen gut, sie warten schon darauf. Dies gibt den älteren Menschen viel und auch uns Besuchern gibt es viel“, erklärte Donà.
Weitere Beispiele von „teilen und schenken“ sind die Krankenbesuche in Schlanders, von denen Irmgard Pircher berichtete, und das Angebot „Senioren online“, das Marianne Hofer vorstellte. Um älteren Menschen beim Umgang mit Smartphone,Tablet und PC zu helfen, wurden Coaches ausgebildet, die über die KVW Senioren kostenlos angefragt werden können und im ganzen Land unterwegs sind, um ihr Wissen und ihre Kenntnisse weiterzugeben.
Anliegen der Senioren
Die Seniorenarbeit in Südtirol wurde in den 80er Jahren vom KVW gestartet. Heute gibt es über 100 Seniorenklubs im ganzen Land verstreut. Regelmäßig werden Treffen angeboten, bei denen es um Begegnung und Gemeinschaft, um Geselligkeit, Weiterbildung und Muse geht.
An die anwesende Landesrätin Martha Stocker gewandt, sprach die Vorsitzende Maria Kußtatscher die langen Wartezeiten für Facharztvisiten an, aber auch die komplizierte Art des Vormerkens übers Telefon sei für Senioren nicht leicht. Mit Durchsagen wie „dann drücken sie die Taste 1 ..“ wären manche Senioren überfordert. Außerdem seien die langen Zeiten am Telefon auch kostspielig.